Antonelli-Hamilton: Jetzt bleibt Mercedes eine "Schumacher-Situation" erspart

Toto Wolff wollte Lewis Hamilton offenbar keinen Dreijahresvertrag anbieten

Nach und nach werden immer mehr Details über die Hintergründe des überraschenden Wechsels von Lewis Hamilton zu Ferrari bekannt. Jetzt hat sich herausgestellt, dass dabei offenbar auch Mercedes-Junior Andrea Antonelli eine Rolle gespielt hat. Denn Toto Wolff wollte sich auf keinen Fall ein zweites Mal ein potenzielles Supertalent entgehen lassen – und ließ sich deshalb auf keinen längerfristigen Vertrag mit Lewis Hamilton ein.

Andrea Antonelli

Laut Informationen von Motorsport-Total.com wollte Hamilton zu Beginn der Verhandlungen, die Anfang 2023 geführt wurden, eigentlich einen neuen Dreijahresvertrag abschließen. Mercedes wäre ein Vertrag nur für die Saison 2024 am liebsten gewesen. Am Ende einigte man sich als Kompromiss auf einen Einjahresvertrag mit Option auf ein zweites Jahr, der im August 2023 de facto als Zweijahresvertrag kommuniziert wurde.

Laut Wolff sei das Timing von Hamiltons Entscheidung “komisch” gewesen, aber man sei bei Mercedes “offenen Auges in diese Situation gegangen”. Ihm sei dabei jederzeit klar gewesen, “dass es nach einem Jahr eine Möglichkeit gibt, dass wir 2025 nicht miteinander weiterfahren”, sagt der Österreicher im Interview mit dem ORF.

Der Grund, warum Wolff Hamilton nicht längerfristig binden wollte, ist Antonelli. 2014 suchte Jos Verstappen ein Formel-1-Cockpit für seinen damals aufstrebenden Sohn Max, klopfte unter anderem bei Mercedes an die Tür. Dort konnte man dem Niederländer aber keine sofortige Perspektive bieten. Anders bei Red Bull: Verstappen saß 2015 im Toro Rosso und schon 2016 im A-Team.

Wolff: Sowas wie mit Verstappen passiert mir nicht noch einmal!

“Es gab eine Situation vor vielen Jahren, wo wir die Möglichkeit hatten, Max zu fahren zu lassen. Und das ging damals nicht, weil wir schlichtweg kein Cockpit hatten. Rosberg und Hamilton waren langfristig an uns gebunden, und da hat dann natürlich Red Bull die Gunst der Stunde genutzt”, erinnert sich Wolff.

“Die haben ihm einen Vertrag bei Toro Rosso gegeben, mit einer Möglichkeit, im nächsten Jahr für Red Bull zu fahren. Wir haben den jungen Fahrer dann verloren, und man sieht, wie erfolgreich er geworden ist. Und gerade weil sich bei uns ein Junior abzeichnet, der wirklich auf einem sehr hohen Niveau fährt, wollte ich diese Option einfach offenhalten.”

Daraus den Schluss zu ziehen, dass Antonelli schon 2025 im Mercedes sitzen wird, sei aber nicht richtig: “Das heißt nicht, dass wir den jungen Antonelli auch tatsächlich ins Auto setzen im nächsten Jahr. Er ist 17 Jahre alt, und das kommt vielleicht ein bisschen früh. Aber gerade im Hinblick auf die nächsten fünf oder zehn Jahre wollte ich diese Option einfach haben.”

Wie gut ist Antonelli wirklich?

Denn Antonelli fährt 2024 zwar erst seine erste Saison in der Formel 2 und muss so gesehen erstmal beweisen, wie gut er auch mit größeren und stärkeren Rennautos umgehen kann. Aber Experten attestieren ihm, genau das zu sein, was Formel-1-Experte Marc Surer immer als “Überflieger” bezeichnet: also ein Talent vom Schlage eines Verstappen oder Hamilton.

“Er ist gewissermaßen ein Wunderkind”, schwärmt Wolff vom jungen Italiener in seinem Kader. “Er hat im Kart alles gewonnen, was es zu gewinnen gab, ist dann in die Formel 4 eingestiegen. Er hat alle Meisterschaften im Rookiejahr gewonnen, ist dann ein Level höher, hat dort auch alles niedergefahren.”

“Jetzt haben wir uns entschieden, die Formel 3 zu überspringen, auch weil dort wenig Zeit zu testen ist. Sondern gleich in die Formel 2, und das ist ein Riesensprung für ihn. Das sind echt große Autos mit Power. Die meisten Rennen fahren im Rahmenprogramm der Formel 1. Auch da werden wir einen guten Überblick haben.”

Aber: “Er kann schlichtweg nicht Formel 1 fahren, bevor er 18 ist. Und das findet erst im Spätsommer statt.” Daher werde Mercedes 2024 “ein großes Testprogramm mit ihm fahren, und dann werden wir sehen: Ist er reif für 2025? Oder auch für 2026, ergibt sich da eine andere Situation?”

Sollte Mercedes das Gefühl haben, Antonelli braucht nach seinem Formel-2-Debüt 2024 noch ein weiteres Jahr, bis er reif für den Silberpfeil ist, gibt’s mehrere Möglichkeiten. Erstens ein zweites Jahr in der Formel 2, zweitens ein Jahr als Testfahrer, ähnlich wie Mick Schumacher, oder drittens ein Ausbildungsjahr bei einem Satellitenteam wie Williams.

Was macht Mercedes, wenn Antonelli 2025 noch nicht kommt?

Sollte Antonelli noch nicht 2025 kommen, braucht Mercedes einen Übergangsfahrer. Da fallen einem Namen ein wie Carlos Sainz oder Fernando Alonso. Wolff macht sich jedenfalls keine Sorgen, dass man am Ende schlecht aufgestellt sein könnte, denn der Fahrermarkt sei aktuell “unheimlich interessant, weil für 2025 wirklich starke Leute freiwerden”.

Mercedes werde die Entwicklung potenzieller Kandidaten “über die nächsten zwei, drei Rennen” beobachten, und zwar “ganz easy” und ohne jeden Zeitdruck. “Nach Melbourne wird es eine erste Einschätzung geben”, kündigt Wolff an.

Dann werde man erstmals konkret darüber nachdenken, in welche Richtung es geht: “Wollen wir auf die Erfahrung setzen und vielleicht da was Neues probieren? Oder wollen wir auf die Jugend setzen und damit auch das Risiko eingehen, dass wir einen Rookie haben und man das dann unter einem mittel- bis langfristigen Performance-Blickwinkel betrachten muss?”

Parallele zu Michael Schumacher und Ferrari 2006?

Dass Hamilton von sich aus entschieden hat, Mercedes Ende 2024 zu verlassen, könnte dem Team langfristig betrachtet übrigens die Last von den Schultern genommen haben, eines Tages eine menschlich schwierige Entscheidung treffen zu müssen. So, wie es einst bei Ferrari der Fall war, als Luca di Montezemolo und Jean Todt Michael Schumacher erklären mussten, dass sie 2007 kein Cockpit mehr für ihn haben.

Mercedes erspart sich jetzt die unangenehme Situation, Hamilton womöglich darum bitten müssen, seine Karriere zu beenden, um für einen jüngeren Fahrer Platz zu machen. Trotzdem räumt Wolff ein, dass es ihn kalt erwischt habe, als er von Hamilton über den Wechsel informiert wurde.

“Er hat mir en passant beim Cappuccino gesagt, er fährt nächstes Jahr im Ferrari”, erinnert sich der Mercedes-Teamchef. “Aber er hat die Entscheidung getroffen, und das muss man respektieren.” Passiert sei der Sinneswandel, vermutet Wolff, “über den Winter. Denn vor Weihnachten hat es noch ganz anders ausgeschaut.”

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