«Ungeschickt»: Politikerinnen prangern UNO-Bericht an

Ein UNO-Bericht zu Foodwaste stellt die Schweiz mit veralteten Zahlen und falschen Berechnungen in ein schlechtes Licht. Politikerinnen kritisieren das scharf. Trotzdem müsse die Schweiz gegen Lebensmittelverschwendung ankämpfen.

Das Bundesamt für Umwelt (Bafu) definiert Foodwaste so: «Als Lebensmittelverschwendung werden die vermeidbaren Lebensmittelverluste bezeichnet. Unvermeidbare Lebensmittelverluste sind zum Beispiel Teile von Lebensmitteln, die nicht essbar sind oder in unserer Kultur als nicht essbar betrachtet werden.»

Anders macht das die UNO, wie Recherchen von 20 Minuten zeigen: Im Foodwaste Index Report 2024 der Vereinten Nationen werden auch nicht essbare Teile von Lebensmitteln wie Kokosnuss- und Eierschalen, Knochen oder Avocado-Kerne miteinberechnet. Weil die Schweiz im Gegensatz zu anderen Ländern diese Zahlen liefert, schneidet sie im Ranking schlecht ab. Politikerinnen von links bis rechts kritisieren die Erhebung – der Kampf gegen Lebensmittelverschwendung bleibe aber trotzdem eine Priorität.

Bettina Balmer (FDP): «Studien muss man immer mit Bedacht anschauen»

«Das bin ich mir aus der Medizin gewöhnt», so die Kinderchirurgin und FDP-Nationalrätin Bettina Balmer. Studien müsse man immer mit Bedacht anschauen. «In der Medizin ist das zum Beispiel gerade in der Gendermedizin ein Thema, denn viele medizinische Studien wurden bisher nur bei Männern durchgeführt.»

Sie sei zwar froh, dass die tatsächliche Lebensmittelverschwendung in der Schweiz offenbar tiefer ist als die Zahlen im Report der UNO. Das ändere aber nichts daran, dass man seinen Beitrag gegen Foodwaste leisten soll. «Zusätzlich ist es schwierig bei dieser Studie, zu unterscheiden, welche Schale man im Endeffekt essen kann und welche nicht. So oder so unterstütze ich, dass man weniger Foodwaste macht», so Balmer.

Katharina Prelicz-Huber (Grüne): «Das finde ich höchst ungeschickt»

Höchst ungeschickt findet das Grüne-Nationalrätin Katharina Prelicz-Huber. «Man muss schon von den Lebensmitteln sprechen, die auch essbar sind. Es ist schade, wenn man gerade bei solchen Themen eine Studie macht, die nicht ganz verhebt. Damit verniedlicht man das Problem», so Prelicz-Huber. «Aber dass wir ein Foodwaste-Problem haben, ist auch so klar», sagt sie weiter. Es werde viel zu viel weggeschmissen, obschon man wisse, dass Menschen verhungern.

Katja Riem (SVP): «Foodwaste muss bekämpft werden»

Auch für die Winzerin und SVP-Nationalrätin Katja Riem ist dies ein wichtiges Thema. «Ich glaube, auch viele Konsumentinnen und Konsumenten wissen gar nicht genau, ab wann man überhaupt von Foodwaste spricht», so die gelernte Winzerin. Darum müsse man immer wieder darüber sprechen und aufklären. «Es ist ein umfassendes Thema.» Der grösste Player in diesem Game seien immer noch die Privathaushalte. «Da braucht es auch Massnahmen im Privathaushalt. Neue Vorschriften und Verbote werden nicht zielführend sein, insbesondere wenn dabei das Hauptproblem ignoriert wird», so Riem.