Zehn Niederlagen in den letzten elf Spielen: Dan Tangnes und der EV Zug finden derzeit keine Antworten. ; Urs Flueeler / Keystone
Sechs Jahre coacht Dan Tangnes den EV Zug schon, nur Luca Cereda von Ambri-Piotta ist länger im Amt. Der Norweger Tangnes hat sich in dieser Zeit einen so vorzüglichen Ruf als Kommunikator erarbeitet, dass es eigentlich erstaunlich ist, dass noch keiner der halbseidenen Rohstoffhändler im Kanton Zug ihn als einen dieser Krisenmanager angeworben hat, der mit freundlichem PR-Lächeln in die Kameras sagt: Tut uns sehr leid, dass wir das Grundwasser vergiftet haben, aber man muss doch bitte auch einmal sehen, dass die Rendite stimmt.
Nicht dass Tangnes, 45, das machen würde, er ist ja kein gewissenloser Schurke. Aber seine kommunikativen Fähigkeiten sind wirklich überdurchschnittlich, er hat in sechs Jahren in Zug praktisch immer den richtigen Ton getroffen. Unter anderem auch als der EVZ im Frühjahr 2022 in der Finalserie gegen die ZSC Lions 0:3 zurücklag. Damals hatten die Ruhe und die Souveränität des Trainers etwas Ansteckendes für sein Team. Als erste Mannschaft der Play-off-Geschichte drehten die Zuger den Final noch.
Mit dem Torhüter Leonardo Genoni hat Zug in fünf Jahren im Play-off nur zwei Mal nach einer Zwei-Tore-Führung noch verloren
Am 18. April 2022 hatte der EVZ zu Hause Spiel 1 verloren. Es war das bisher einzige Mal, dass den Zugern in der fünfjährigen Ära des siebenfachen Meistergoalies Leonardo Genoni eine Zwei-Tore-Führung im Play-off noch entglitt. Bis die Zuger am Sonntagabend im Schlussdrittel gegen Bern ein 3:1 verspielten und 3:4 unterlagen. Es war, als ob jemand dieser Mannschaft den Stecker gezogen hat.
Von der Meistermannschaft von 2022 sind noch 15 Akteure übrig, eine stattliche Zahl eigentlich, aber unter ihnen befinden sich auch Ergänzungsspieler und verletzte Kräfte wie der Nationalstürmer Grégory Hofmann, dessen Saison bereits im Februar aufgrund einer Fussverletzung endete.
Und ganz generell wirkt im Vergleich zu damals vieles nicht mehr gleich in Zug. Die Mannschaft schleppte sich mühevoll ins Play-off, sie verlor neun der finalen zehn Qualifikationsspiele. Das Powerplay war in der Regular Season das schlechteste der Liga und so pomadig, dass Tangnes zum Play-off-Start von der Lokalzeitung gefragt wurde, ob er eigentlich wisse, wann sein Team als Letztes in Überzahl getroffen habe. Und er darauf mit Galgenhumor antwortete: «2008?». Ganz so schlimm ist es nicht, aber doch Ende Januar, vor zwölf Spielen. Die Entlassung des für das Powerplay zuständigen Assistenztrainers Lars Johansson Anfang Dezember scheint in dieser Hinsicht nicht allzu viel bewirkt zu haben.
Vielleicht kann man Zuger Sorgen nicht anders begegnen als mit einer Prise Zynismus, aber es ist auffallend, wie verändert Tangnes in letzter Zeit wirkt. In schwierigen Stunden noch immer um Längen souveräner als beispielsweise der ehemalige ZSC-Coach Rikard Grönborg, aber für seine Verhältnisse teilweise durchaus barsch. Jetzt, wo der EVZ erstmals in seiner Ära auf dem Eis keine Antworten mehr findet. Im Januar etwa übte er ungewohnt scharfe öffentliche Kritik, als er sagte: «Wir sind im Moment das mit Abstand weichste Team der Liga.»
Es ist schon die zweite schwierige Saison für den Klub, der vor kurzem noch Standards setzte. Man konnte den Absturz auf Platz 6 im Vorjahr noch mit bleierner Müdigkeit nach zwei Meistertiteln erklären, nun aber scheinen die Schwierigkeiten tiefer zu liegen. Sie beginnen mit einer etwas rätselhaften Transferpolitik; der Sportchef Reto Kläy stand bei der Besetzung der Ausländerpositionen offenbar unter akutem Spardruck, was nicht unbedingt ein Schlagwort ist, das man in letzter Zeit mit diesem Verein assoziiert hätte.
Der schwedische Stürmer Andreas Wingerli steht symptomatisch für die Ausländerprobleme des EVZ
Die Konsequenz ist, dass das Zuger Ausländer-Sextett zu den schwächsten der Liga gehört. Der im Sommer verpflichtete Andreas Wingerli hat in 49 Partien 20 Punkte produziert. Im Pflichtenheft des Schweden mögen auch noch andere Dinge als Offensivproduktion stehen, aber einen so schwachen Punkteschnitt hatte seit der Einführung der Play-offs von 1985/86 noch kein ausländischer EVZ-Stürmer, der wenigstens 35 Partien bestritten hat. Der Ende Januar aus Deutschland verpflichtete Angreifer Andreas Eder ist offensiv weitestgehend inexistent, am Sonntag verfehlte er beim Stand von 3:2 unbedrängt das leere Tor. Und der Captain Jan Kovar, in den letzten vier Jahren Zugs wichtigster und bester Feldspieler, ist kaum wiederzuerkennen; ihm sind in 47 Spielen nur noch 28 Punkte gelungen, es ist seine statistisch schwächste Saison seit 14 Jahren. Kovar ist 33 und plagte sich im Herbst lange mit einer Beinverletzung herum.
Bessere, produktivere Ausländer würden bestimmt helfen, aber Tangnes würde das natürlich nie öffentlich sagen, dafür ist er zu smart und zu bedacht, auch wenn er mit seinem Standing, seinen Erfolgen und einem Vertrag bis 2026 unantastbar ist. Und die Sportabteilung soll das intern durchaus auch schon mehrfach zur Sprache gebracht haben: dass die Gefahr bestehe, die Mannschaft kaputtzusparen.
Heute sagt Tangnes nur: «Es bringt nichts, Ausreden zu suchen. Wir wollen aus unseren Möglichkeiten das Beste machen. Im Play-off geht es darum, nach vorne zu schauen. Das tun wir. Es hat in Spiel 1 wenig gefehlt.» Als ein Journalist fragt, weshalb er im Schlussdrittel kein Time-out genommen habe, als sein Team mit eigenartiger Passivität den Vorsprung verspielte, entgegnet der Coach: «Es gab wenige Sekunden zuvor ein Power-Break. Ich habe mich schon da an die Mannschaft gewandt.» Und auf die Nachfrage eines zweiten Medienschaffenden, ob die Spieler die Ansprache denn verstanden hätten, gab Tangnes die bemerkenswerte Antwort: «Ich glaube, sie konnten sie nicht verarbeiten. So ist das manchmal in Stresssituationen.»
So hat Zug schon in der Qualifikation oft gewirkt: wie ein mental fragiles Team, das sich mit kniffligen Situationen schwertut. Die Selbstsicherheit der Meisterjahre, als die Equipe scheinbar durch nichts zu erschüttern war, scheint weit, weit weg.
Es ist zu früh für einen Abgesang auf den EVZ Edition 2023/24. Der Topskorer Lino Martschini sagte trotzig, diese Niederlage würde die Mannschaft «überhaupt nicht aus der Bahn werfen». Aber die Auftaktniederlage gegen einen in keiner Weise unwiderstehlichen, fahrigen SCB könnte der Vorbote für ein stürmisches Zuger Frühjahr gewesen sein.
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