Es ist der erste direkte Angriff in der Geschichte: Iran hat Drohnen, Marschflugkörper und Raketen auf Israel gefeuert. Die Schäden sind offenbar gering. Der Westen verurteilt die Attacke aufs Schärfste. Wie antwortet Israel?
Iran greift Israel an: Eskalation entsetzt die Welt, Reaktion Israels erwartet
Iran hat Israel in der Nacht auf Sonntag mit Drohnen und Raketen angegriffen. In vielen Orten Israels wurde Luftalarm ausgelöst, darunter in Jerusalem und im Süden Israels. Mancherorts waren Explosionen zu hören, die israelischen Medien zufolge von abgefangenen Geschossen stammten.
Die Armee sprach von mehr als 200 Drohnen sowie Raketen, die die Islamische Republik abgefeuert habe. Die »große Mehrheit« davon sei »noch außerhalb der Grenzen Israels abgefangen« worden, sagte Armeesprecher Daniel Hagari in der Nacht zum Sonntag im Fernsehen. Nur eine kleine Anzahl von Raketen sei auf israelischem Gebiet eingeschlagen. Nach ersten Behördenangaben wurde ein siebenjähriges Mädchen verletzt. Ein Militärstützpunkt sei leicht beschädigt worden.
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Irans Revolutionsgarden bekannten sich zu dem Angriff und sprachen von einer Strafe. Westliche Staaten, darunter Deutschland, verurteilten die Attacke. Der Sender Channel 12 zitierte einen israelischen Vertreter, der eine »bedeutende Reaktion« ankündigte. Auch die Zeitung »Haaretz« berichtete, dass eine Antwort der israelischen Armee zu erwarten sei.
Heimatschutz gibt vorerst Entwarnung
Es war der erste direkte Angriff Irans auf Israel. Neben den Drohnen seien Dutzende Boden-Boden-Raketen auf Israel abgefeuert worden, darunter mehr als zehn Marschflugkörper.
Später in der Nacht hob die Armee einen Aufruf an die Bevölkerung in bestimmten Teilen des Landes auf, sich für eine Flucht in die Schutzräume bereitzuhalten. Die Einwohner im Norden und Süden des Landes müssten sich nicht mehr in der Nähe von Schutzräumen aufhalten, hieß es in einer Mitteilung auf der Webseite des Heimatschutzes.
Ob dies das Ende des Angriffes signalisierte, war zunächst unklar.
Die Regierung in Teheran hatte Vergeltung für einen Israel zugeschriebenen Luftangriff auf seine Vertretung in Damaskus am 1. April angekündigt. Bei der Attacke wurde unter anderem ein hochrangiger Kommandeur der Revolutionsgarden getötet. Diplomatische Vertretungen sind nach internationalen Vereinbarungen von Angriffen ausgenommen.
In der Nacht auf Sonntag zitierte das iranische Staatsfernsehen die Revolutionsgarden mit der Erklärung, die Operation »Wahres Versprechen« sei ein Teil der Strafe für »israelische Verbrechen«. Iran ist ein Verbündeter der radikal-islamischen Hamas, gegen die Israel im Gazastreifen Krieg führt. Zeitgleich mit dem iranischen Luftangriff führten auch die Hisbollah-Miliz im Libanon sowie die Huthi-Rebellen im Jemen Angriffe gegen israelische Ziele.
Israels Ministerpräsident Benjamin Netanyahu berief nach Angaben seines Büros das Kriegskabinett ein. In einer Fernsehansprache sagte Netanyahu: »Unsere Verteidigungssysteme sind einsatzbereit, wir sind auf jedes Szenario vorbereitet, sowohl in der Verteidigung als auch im Angriff.«
Der Ministerpräsident telefonierte zudem mit US-Präsident Biden. Biden hatte zuvor einen Aufenthalt in Delaware abgebrochen und war nach Washington zurückgekehrt. Nach einem Treffen mit Sicherheitsberatern sicherte er Israel die Unterstützung der USA zu.
Die iranische Vertretung bei den Vereinten Nationen rief die USA dagegen auf, sich aus dem Konflikt mit Israel herauszuhalten. »Die Militäraktion Irans war eine Antwort auf die Aggression des zionistischen Regimes gegen unsere diplomatischen Einrichtungen in Damaskus«, heißt es auf dem Kurznachrichtendienst X. »Die Angelegenheit kann als abgeschlossen betrachtet werden.«
Berichten zufolge schossen neben US-Kampfjets auch britische Militärflugzeuge anfliegende Drohnen ab. Aus Sicherheitskreisen verlautete zudem, das jordanische Militär habe Dutzende Drohnen abgefangen. Das US-Militär bestätigte den Abschuss iranischer Drohnen mit dem Ziel Israel. Ein Militärvertreter sagte, die US-Streitkräfte hielten sich zudem bereit, »zusätzliche Verteidigungsunterstützung zu leisten und die in der Region operierenden US-Streitkräfte zu schützen«.
Bundeskanzler Olaf Scholz verurteilte den Angriff »mit aller Schärfe«, wie Regierungssprecher Steffen Hebestreit am Sonntagmorgen direkt nach der Ankunft des Kanzlers in China mitteilte. Er werde mit den G7-Staaten eine Reaktion absprechen. »Mit dieser unverantwortlichen und durch nichts zu rechtfertigenden Attacke riskiert Iran einen regionalen Flächenbrand.«
Deutschland stehe eng an der Seite Israels. Der Kanzler befand sich auf dem Flug nach China, als der iranische Angriff begann. Auch Frankreich und andere Staaten verurteilten die Attacke. Uno-Generalsekretär Antonio Guterres sprach von einer »ernsthaften Eskalation« und forderte maximale Zurückhaltung aller Beteiligten.
Der Uno-Sicherheitsrat plant eine Sondersitzung. Per Brief an die maltesische Uno-Botschafterin Vanessa Frazier, deren Land derzeit dem Gremium vorsitzt, habe er um ein entsprechendes Treffen des Sicherheitsrats gebeten, teilte der israelische Uno-Botschafter Gilad Erdan über die Online-Plattform X mit. Aus Diplomatenkreisen hieß es, dass Treffen in New York könne noch am Sonntag stattfinden, wahrscheinlich um 22 Uhr MESZ.
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