Champions League: Der Pfosten als zwölfter Mann

Man muss nicht den besten Fußball spielen, wenn man Leidenschaft, Mats Hummels und etwas Glück hat. Über den wundersamen Einzug des BVB ins Champions-League-Finale.

champions league: der pfosten als zwölfter mann

Champions League: Der Pfosten als zwölfter Mann

Paris vertat auch noch die letzte Chance, Kylian Mbappé lag auf dem Rasen und blickte verärgert zu seinem Mitspieler, da ertönte der Abpfiff. Die Dortmunder Spieler sanken kurz auf die Knie, dann rannten sie umgehend hinters Tor, in die Kurve, zur schwarz-gelben Meute. So viel Glück auf einem Haufen. Am liebsten hätten alle alle umarmt.

Borussia Dortmund feierte eine große Nacht, feierte eine riesige Überraschung. Nach dem 1:0-Sieg im Rückspiel im Prinzenpark steht der BVB zum dritten Mal im Finale der Champions League. Am 1. Juni kehrt er nach elf Jahren nach Wembley zurück, vielleicht sogar wieder gegen den FC Bayern.

Es war ein wundersamer Sieg, denn Glück war auch im Spiel. Aber die Mannschaft von Edin Terzić begeisterte mit Herz, Energie, Glaube. Also den Zutaten, die diesen Verein seit eh und je ausmachen.

Das Spiel in Paris war bezeichnend für diese Champions-League-Saison. Am Ende jubelte der BVB, und so richtig bis ins Letzte konnte man die Ursache nicht erklären. Selbst manch Dortmund-Fan fragt sich zurzeit: Wie ist dieser Erfolg ausgerechnet in diesem Jahr möglich, in der Dortmund Fünfter in der Bundesliga ist und im Kader kein Spieler mehr von der Sorte Jude Bellingham oder Erling Haaland steht. Und in dem keiner richtig zu sagen vermag, welchen Stil Dortmund spielt.

Der Abend gab eine Antwort: Wer braucht modernen, strategischen Fußball, wenn man Leidenschaft, Teamgeist, und Mats Hummels hat, und noch dazu zwei Pfosten und eine Latte als Mitspieler?

Wer schon länger Champions League schaut, wird beim Anblick von Dortmund staunen. Die Borussia spielt anders. Bei internationalen Spitzenteams erkennt man meist Muster, wie sie angreifen und verteidigen. Bei den Dortmundern kann man lange suchen, man findet wenig.

Die Mittelfeldspieler etwa kombinieren so gut wie nicht miteinander, manche sind fast nie am Ball. Emre Can tritt auf einer Position an, auf der man Bälle verteilt. Doch Can verteilt nichts. Gegen Paris bestand der Spielaufbau hauptsächlich darin, dass Jadon Sancho oder Karim Adeyemi mit dem Ball nach vorne rannten. Auch hinten wurde improvisiert. Nico Schlotterbeck und Mats Hummels warfen sich in Schüsse und Duelle.

Vintagefußball muss nicht schlecht sein

In manchen Spielen und Phasen geht das schief, das Viertelfinale gegen Atlético etwa hätte Dortmund nach dreißig Minuten im Hinspiel abhaken können, wenn Madrid besser gezielt hätte. Im Rückspiel verlor Dortmund auch die Kontrolle. Doch der BVB des aktuellen Jahrgangs gibt nie auf. Und seine freie, ungeordnete Art zu spielen, verleiht ihm Unangenehmes, Unberechenbares. Siehe den Treffer zum 1:0 im Hinspiel: langer Ball nach vorne, Annahme, Schuss, drin. Vintagefußball muss nicht schlecht sein.

Auch diesmal ging es gut. Paris nahm sich viel vor, die Ultras rollten das Vereinswappen des BVB in einer martialischen Choreo aus und rissen symbolisch die gelbe Wand ein. Doch PSG rannte in der ersten Halbzeit dagegen. Die vielen Flanken von rechts der beiden Ex-Dortmunder Achraf Hakimi und Ousmane Dembélé flogen in die Füße der Abwehr oder gleich ganz über alle Köpfe hinweg. Viel mehr fiel ihnen nicht ein, etwa wie man Kylian Mbappé einsetzt, statt nur auf seine genialen Momente zu vertrauen.

Das 0:0 zur Pause war gerecht. Wie Dortmund aber die zweite Halbzeit überstand, lässt sich nur mit dem Restbestand Zufall erklären, den Fußball immer ermöglicht. Die Angriffe von PSG wurden nun zielstrebiger und auch etwas präziser, allerdings nicht präzise genug. Keiner der insgesamt 30 Schüsse ging rein. Viermal traf Paris Pfosten oder Latte. Schon im Hinspiel war das Torgestänge zweimal Dortmunds zwölfter Mann gewesen.

Die Borussia hingegen schoss ein Tor, obwohl sie nur noch verteidigte und sich für Befreiungsschläge in Serie nicht zu schade war. Der Eckstoß in der 50. Minute resultierte nicht mal aus einem Angriff, sondern einem etwas zu fest geratenen Pass des Abwehrchefs Marquinhos zu seinem Torhüter, also einem Fehler des Gegners. Bei der Ecke ließ Paris noch dazu den bekannt kopfballstarken Hummels aus den Augen. Der 1,91 Meter lange Verteidiger stand am zweiten Pfosten so alleine rum wie der Eiffelturm.

Es wurde Hummels’ Abend, das Schicksal spielte ihm in die Karten. Weil seine Mannschaft hinten drinstand, konnte er seine Stärken als Balldieb und Ausputzer perfekt ausspielen. Die giftige Atmosphäre im lauten Stadion spornte den selbstbewussten Abwehrchef noch an. Diese Eigenschaft ist hilfreich, um im Fußball was zu gewinnen.

Es hilft freilich auch, wenn die Fehler nicht bestraft werden. Kurz nach dem Treffer fällte Hummels Dembélé rabiat, Zenti-, vielleicht Millimeter vor dem Strafraum. Es wäre nicht Hummels’ erste Grätsche in dieser Saison gewesen, die zu einem Elfmeter geführt hätte. Doch es gibt Tage, da rollt der Ball immer wieder auf die richtige Netzseite.

PSG steht im Ruf eines Luxusensembles, das nie den großen Titel gewinnt. Doch die Altstars Messi, Neymar, Ramos und Verratti sind weg. Die Jüngeren kämpfen zwar mehr, treffen allerdings auch noch nicht. Spielerisch war es ein schwaches Halbfinale, aber spannend, intensiv, mitreißend.

Diesen Dortmundern ist sogar der Champions-League-Sieg zuzutrauen

Bald stehen also Fußballer im Finale um den wichtigsten Titel im Vereinsfußball, die man vor Kurzem dort nicht erwartet hätte. Niclas Füllkrug etwa, der einen Großteil seiner Karriere in der zweiten Liga verbrachte. Im Rückspiel fanden seine Pässe öfter den Gegen- als den Mitspieler, doch im Hinspiel war er der Siegtorschütze. Oder Marcel Sabitzer, der in Paris in erster Linie dem Ball atemlos hinterherjagte und ihn fast nie kriegte. Im Viertelfinale jedoch war Sabitzer der Matchwinner. Der BVB stellt manche Regeln auf den Kopf.

Luis Enrique sprach auf der Pressekonferenz zerknirscht über “Pech, viel Pech, im Hin- wie im Rückspiel”. Der PSG-Trainer verriet: “Wir hatten vorher gedacht, wir würden heute drei Tore schießen.” Auch er hatte zunächst keine Erklärung dafür, dass seiner Mannschaft trotz so vieler Chancen in zwei Spielen gegen Dortmund gar keins glückte. Dann fiel ihm noch eine ein: “Das war wohl der Heilige Geist.”

Edin Terzić strahlte. Vor knapp einem Jahr stand er weinend vor den Massen der Südtribüne, weil er am letzten Spieltag gegen Mainz 05 die Meisterschaft vergeigt hatte. In Paris riefen die Fans seinen Namen. “Trost und Liebe”, habe er damals von ihnen erhalten, sagte er. Nun wolle er “ein bisschen was zurückgeben”. Er strebt den Champions-League-Gewinn an. Kaum zu glauben eigentlich, wenn man sie manchmal so spielen sieht, aber diesen Dortmundern ist vielleicht sogar das zuzutrauen.

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