Catfishing: So erkennen Sie gefälschte Profile bei Dating-Seiten
Catfishing: So erkennen Sie gefälschte Profile bei Dating-Seiten
Catfishing: Das bedeutet ist, so erkennen Sie es – und das ist die Gefahr
Liebe Dating-App-Macher. Was ist da bloß los bei euch? Fakes, wohin das Auge reicht. Bislang kannte ich das Problem nur aus Erzählungen männlicher Freunde, die sich über gelegentliche Scam-Versuche und Profile junger Frauen beschwerten, die auf den ersten Blick wie Single-Girls auf der Suche wirkten, sich dann aber als Sexworkerinnen mit finanziellem Interesse herausstellten. (Lesen Sie auch: 6 Tipps, wie Sie sich selbst interessanter machen)
Inzwischen ist das Ganze auch auf unsere, die Frauenseite, herüber geschwappt. Immer häufiger stolpere ich beim Swipen über Dating-Bios, die sich erschreckend ähneln: Die Männer sind überdurchschnittlich attraktiv, sportlich, die Fotos sind nie Selfies, sondern immer professionell wirkende Aufnahmen. Dazu Name, Alter – und das war‘s. Keine weiterführende Selbstauskunft, nicht mal die Körpergröße wird angegeben. Sehr verdächtig. Dennoch fiel ich am Anfang auf einen der unechten Dreamboys herein. Er schrieb mir: „Hey, wie geht‘s?“ Nicht sehr originell, dachte ich, aber eben auch, dass der Typ sooo schön war, dass es schon klargehen würde. „Ganz gut. Was machst du?“, fragte ich ebenso unoriginell zurück. Ab da schickte er mir nur noch dröge Nachrichten in schlechtem Englisch, bis ich das Match auflöste. Als mir das Muster auffiel, trieb mich meine journalistische Neugierde noch zweimal dazu, augenscheinliche Fakes zu matchen. Und Tatsache: Äußeres Erscheinungsbild, Informationen, Nachrichten, Sprachwahl – alles beinahe identisch. (Lesen Sie auch: Wie oft haben Paare Sex in einer Beziehung? Eine Studie gibt die Antwort)
Der Sinn dahinter hat sich mir bis jetzt nicht erschlossen. Weder ging es um persönliche Treffen noch Geld noch meine Nummer noch sonst etwas, von dem die Person hätte profitieren können. Wobei – hätte ich nicht so schnell die Biege gemacht, wäre vielleicht doch die ein oder andere Anfrage an mich heran getragen worden. Glück gehabt.
Lassen Sie uns über Catfishing sprechen. Ein Begriff, der meines Wissens nach auf der Dokumentation „Catfish“ von 2010 basiert. Darin muss der Amerikaner Nev Schulman feststellen, dass seine Traumfrau aus dem Internet nicht die ist, für die sie sich ausgegeben hat. Aus der Doku wurde eine MTV-Show, aus dem Titel die umgangssprachliche Bezeichnung für Dating-Betrüger. Nichts anderes steckte in meinem Fall dahinter: Personen, die sich online für jemanden ausgeben, der sie nicht sind. Die Gründe dafür sind vielseitig. Zum einen wären da die typischen Scam-Brüder und -Schwestern, die Sie und mich abzocken wollen. Nun hoffe ich, dass Sie niemals einem fremden Menschen Ihre hart erarbeitete Kohle nachwerfen, nur weil dieser penetrant von dieser geheimnisvollen Krankheit seiner Oma faselt und davon, dass diese einen Eingriff benötigt, der aber sooo schrecklich kostspielig ist und … Sie kennen den Bums. (Lesen Sie auch: Das macht den Reiz von Sex vor dem Spiegel aus)
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Warum überhaupt Catfishing?
Nicht bei allen ist der Fake so leicht zu erkennen. Es gibt Personen, die aus einem geringen Selbstwertgefühl heraus handeln. Die sich unsicher fühlen, weil sie glauben, nicht schön genug, zu dick, zu dünn, zu alt, zu klein, zu weird zu sein. Also kreieren sie Online-Charaktere, von denen sie annehmen, dass diese einem Ideal entsprechen, das auf andere anziehend wirkt. Der klassische Catfish, wenn Sie so wollen. Oft verwenden diese Menschen falsche, stark bearbeitete oder sehr alte Fotos, erstellen durchdachte Biografien und Social Media Accounts, die das Konstrukt verdächtig echt wirken lassen. Die Absicht ist in diesem Fall keine böse. Dennoch ist es nie in Ordnung, das Vertrauen anderer zu missbrauchen.
Sollten Sie nun denken, dass es so etwas doch höchstens in alten Teenie-Filmen gibt, muss ich Sie korrigieren. Selbstverständlich nimmt Catfishing nicht immer gleich cineastische Ausmaße an, sondern kann auch ganz subtil daher kommen. Eventuell faken Sie sogar selbst? Da wären zum Beispiel diejenigen, die nur Porträts bis maximal Brusthöhe posten, da sie sich für ihren Körper schämen und anderen so eine unrealistische äußere Erscheinung vorgaukeln. Dann die eher harmlosen Fälle, die sich durch Party- und Urlaubsfotos cooler schummeln wollen, als sie es sind (das müssen Sie nicht, echt nicht). Oder diejenigen, die sich auf Tinder und Co. älter beziehungsweise jünger machen, um so eine Klientel anzuziehen, die sie mit ihrem eigentlichen Alter nicht erreichen würden. Ob postpubertärer MILF-Hunter oder alternder Peter Pan mit einer Vorliebe für Frauen unter 35: Sich zu verstellen ist nie eine gute Wahl. Und wenn Sie es tatsächlich auf reale Begegnungen abgesehen haben, kommt Ihre Lüge am Ende ja doch ans Licht. Peinlich.
Dann gibt es die, die durch Catfishing manipulieren. Indem sie zum Beispiel angeben, eine feste Beziehung zu suchen, obwohl ihnen der Sinn eher nach einmaliger Nummer bis allerhöchstens Freundschaft Plus steht. Die aber wissen, dass ihnen durch diese sehr ehrliche Angabe in der Bio jede Menge Frauen durch die Lappen gehen würden. Also betrügen und sweet-talken sie sich ihren Weg in die Betten derjenigen, die gerne ankommen würden. Andersrum geht‘s selbstverständlich auch. Beides verwerflich. (Lesen Sie auch: Das bedeutet Energy Matching in der Dating Phase)
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Wie erkenne ich einen Catfish?
- Oft verraten sich Dating-Fakes durch ihre Flunkereien, durch Geschichten, die heute ganz anders klingen als noch gestern. Achten Sie auf Details – veränderte Orte, Namen, Daten. Nicht unbedingt eine Bank in Sachen Catfish-Spotten, aber manchmal hilft‘s.
- Vor allem diejenigen, die vorgeben, jemand ganz anderes zu sein, werden sich ungern auf FaceTime-Anrufe, Dates im echten Leben, manchmal gar auf Sprachnachrichten einlassen wollen. Versuchen Sie daher, möglichst früh eine solche Echtheitsprüfung durchzuführen.
- Lovebombing. Wenn Ihr Match Sie bereits in den ersten Tagen Ihres virtuellen Kennenlernens mit Komplimenten, Beinahe-Liebesbekundungen und Plänen für die Zukunft überschüttet, ist Vorsicht geboten.
- Die Person Ihrer Begierde existiert nicht im virtuellen Raum. Klar, es ist möglich, dass Ihre Traumfrau keinen Bock auf soziale Medien hat. Dennoch wird ihr Name irgendwo zu finden sein – sofern sie denn überhaupt existiert.
Ich rate übrigens davon ab, sich generell im Vorfeld mit derartigen Maßnahmen zu befassen. Damit machen Sie sich nur verrückt. Doch wenn Sie ein mulmiges Gefühl beschleicht, sobald Sie mit Tinder-Tamara oder Bumble-Birgit chatten, kann ein wenig Vorsicht nicht schaden.
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Was kann ich sonst noch tun?
- Geben Sie keine persönlichen Angaben wie Telefonnummer oder E-mail-Adresse weiter, wenn Sie die Person noch nicht kennen.
- Verschicken Sie keine intimen Fotos. Auch, wenn‘s schwerfällt. Dick Pics (auf Wunsch Ihres Dates) erst nach dem zweiten Rendezvous.
- Bitten Sie Ihre Freunde um ihre Meinung, wenn Sie unsicher sind.
- Bestehen Sie auf einem Treffen, am besten in der Öffentlichkeit.
- Daten Sie mal wieder im echten Leben.
Mimi Erhardt ist Sex-Kolumnistin für GQ und GQ.de. Hier erfahren Sie mehr über die Autorin.
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