Tesla unternimmt einen neuen Anlauf, ein Vergütungsprogramm im Wert von 55 Milliarden Dollar für Chef Elon Musk einzuführen, das von einem Richter als “mangelhaft” einkassiert worden war. Pikant: Parallel zur Rekordvergütung für Musk plant das Unternehmen, jede zehnte Stelle zu streichen.
Elon Musk: Tesla Chef soll 55-Milliarden-Aktienpaket als Vergütungsmodell bekommen, trotz der Sparpläne und Jobabbau
Sparen, Jobs streichen und zugleich dem Chef eine Rekordvergütung ermöglichen: Für den Elektroautobauer Tesla scheint das kein Widerspruch zu sein. Zwei Monate, nachdem die Bezirksrichterin Kathaleen McCormick das geplante Aktien-Vergütungspaket für Elon Musk einkassiert hatte, unternimmt das Unternehmen einen weiteren Versuch, das Kompensationsmodell für Elon Musk auf der jährlichen Hauptversammlung im Juni doch noch durchzudrücken. Dies geht aus Unterlagen an die US-Börsenaufsicht hervor, die Tesla am Mittwoch eingereicht hatte.
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Das umstrittene Vergütungsmodell sieht für Musk Aktien im Wert von bis zu 55 Milliarden Dollar vor, sollte Tesla über einen Zeitraum von mehreren Jahren bestimmte Ziele erreichen. Dieses Modell war im Januar von Richterin McCormick aus Delaware gekippt worden, da ein Anleger gegen das Vergütungsprogramm geklagt hatte. Musk hatte kurz nach dem Richterspruch angekündigt, Teslas Unternehmenssitz sowie das Börsenlisting von Delaware nach Texas zu verlegen. Der Umzug der Zentrale ist bereits vollzogen, nun sollen die Aktionäre neben dem Vergütungsmodell auch dem Listing in Delaware zustimmen.
Stimmt während der Hauptversammlung eine Mehrheit der Anleger für die beiden Vorschläge, wäre der Weg für die geplante Rekordvergütung wieder frei. Es läge dann an einem Bezirksrichter im Bundesstaat Texas, um über mögliche neue Klagen gegen das Gehaltspaket zu befinden. Die damalige Klage in Delaware war unter anderem damit begründet, dass Musk die Konditionen für das eigene Vergütungsprogramm praktisch diktiert habe und niemand im Verwaltungsrat (Board of Directors) gewagt habe, den Plänen zu widersprechen.
Sparen im Unternehmen, Milliarden für den Chef
Die Zustimmung zu den Vorschlägen ist jedoch kein Selbstläufer, da sich auch bei Tesla die Stimmung unter den Aktionären verändert hat. Die Aktie des einstigen Börsen-Überfliegers Tesla ist in diesem Jahr gegen den allgemeinen Trend um rund 40 Prozent eingebrochen, da die Nachfrage nach E-Autos deutlich schwächer ist als prognostiziert. Tesla hatte in den vergangenen Monaten eine Rabattschlacht gestartet, um die neuen Tesla-Modell im Wettlauf mit der erstarkten chinesischen Konkurrenz überhaupt noch in ausreichender Zahl auf die Straße zu bekommen. Dies hat die Profitabilität gedrückt und den Aktienkurs zusätzlich belastet.
Wegen der schwachen globalen Nachfrage plant Musk laut Medienberichten, jede zehnte Stelle im Konzern zu streichen. Es sei wichtig, sich jeden Aspekt im Unternehmen hinsichtlich Kosten und Produktivität anzusehen, zitierte das auf den Elektroautomarkt spezialisierte US-Nachrichtenportal „Electrek“ am Montag aus einer internen Mail des Tesla-Firmenchefs. Nach einer eingehenden Prüfung habe das Unternehmen entschieden, die Stellenanzahl um mehr als 10 Prozent zu senken. Tesla beschäftigte laut eigenen Angaben Ende 2023 weltweit 140.473 Mitarbeiter. Damit stehen nun wohl mehr als 14.000 Jobs auf der Kippe. Berichte, dass Tesla auch in der Gigafactory im brandenburgischen Grünheide rund 3000 Jobs streichen wolle, wies Tesla unterdessen zurück.
Doch auch wenn die in der internen Mail avisierten 14.000 Arbeitsplätze außerhalb Deutschlands gestrichen werden sollten: Den Aktionären dürfte es im Juni schwerfallen, neben dem vollständigen Konzernumzug nach Texas auch dem Vergütungspaket für Musk zuzustimmen. Aus der Gruppe der High Performer an der Börse hat sich Tesla inzwischen verabschiedet.
Anlass für Robyn Denholm, der Vorsitzenden des Verwaltungsrates, in einem Brief an die Aktionäre eine Lanze für Elon Musk zu brechen und um Zustimmung für die Pläne des Unternehmens zu werben. Musk habe sämtliche Wachstumsziele erreicht, die ihm 2018 gesteckt worden waren. Wegen der Entscheidung der Bezirksrichterin in Delaware habe Musk praktisch keine Vergütung für seine Arbeit der vergangenen sechs Jahre erhalten. Dies sei “äußerst unfair” gegenüber Musk und widerspreche auch dem Willen der Aktionäre, die damals mehrheitlich für das Vergütungspaket gestimmt hatten.
Ob die Aktionäre das während der kommenden Hauptversammlung am 13. Juni genauso sehen, ist angesichts der geplanten Stellenstreichungen offen. Mancher Anleger könnte auf die Idee kommen, auch Musk solle einen Spar-Beitrag leisten.
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