Ökonomen kritisieren Scholz wegen früherer Wirtschaftswunder-Prognose

Vor etwa einem Jahr hatte Olaf Scholz ein neues Wirtschaftswunder wie in den 50er- und 60er-Jahren versprochen. Selbst im Rückblick ist die damalige Prognose erstaunlich. Bekannte Ökonomen kritisieren die Worte des Kanzlers.

ökonomen kritisieren scholz wegen früherer wirtschaftswunder-prognose

Bundeskanzler Olaf Scholz: Sein Wirtschaftswunder lässt auf sich warten REUTERS

Ein Jahr nach seiner oft zitierten Wirtschaftswunder-Prognose üben führende deutsche Ökonomen deutliche Kritik an Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD). „Die Schätzungen des Produktionspotenzials, die der Sachverständigenrat, die EU-Kommission und viele Forschungsinstitute regelmäßig aufbereiten, sprachen damals ebenso wie heute eine andere Sprache“, sagt Volker Wieland, Ökonomieprofessor aus Frankfurt/M. und langjähriges Mitglied der „Fünf Weisen“.

Olaf Scholz hatte am 10. März 2023 gesagt: „Wegen der hohen Investitionen in den Klimaschutz wird Deutschland für einige Zeit Wachstumsraten erzielen können, wie zuletzt in den 1950er- und 1960er-Jahren geschehen.“

Dabei sind die Voraussetzung heute grundsätzlich andere, sagt der Leipziger Ökonomieprofessor Gunther Schnabl. „Das Wirtschaftswunder in den 1950er-Jahren wurde unter Ludwig Erhard in erster Linie durch marktwirtschaftliche Reformen und durch Leistung getrieben“, so der Leipziger Ökonom.

„Heute erleben wir das genau das Gegenteil: Inflation, Subventionen, wuchernde Regulierung, überbordende Staatseingriffe und ein unkontrollierter Ausbau des Sozialstaats unterminieren die marktwirtschaftlichen Fundamente des Wachstums.“

Die Scholz-Prognose ist im Rückblick auch deshalb bemerkenswert, weil sich schon damals auch jenseits der grundlegenden Weichenstellungen eine konjunkturelle Schwäche anbahnte: „Die Bruttoausrüstungsinvestitionen des Verarbeitenden Gewerbes lagen preisbereinigt im Jahr 2022 immer noch acht Prozent unter dem Niveau des Vor-Corona-Jahres 2019“, sagt Michael Hüther, Direktor des arbeitgebernahen Instituts der deutschen Wirtschaft (IW).

„Somit befand sich das Verarbeitende Gewerbe nicht erst seit der Pandemie oder dem Energiepreisschock auf einem rezessiven Entwicklungspfad, sondern bereits davor, was auf strukturelle Probleme hinweist.“

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