Bundesliga-Vorschau: Selbst für HSV-Fans ist das hart
Verlieren und im eigenen Stadion St. Pauli bei der Aufstiegsfeier zusehen: der Worst Case für den HSV ist möglich. Und endlich: die erste Cheftrainerin! Der 32. Spieltag
Solche Bilder würde der HSV gerne vermeiden. Gewinnt der FC St. Pauli das Derby, steigt er ausgerechnet im Volksparkstadion auf.
Wer spielt wann gegen wen?
Welches Spiel dürfen Sie auf keinen Fall verpassen?
Ausnahmsweise eines aus der 2. Liga, das diesmal noch heißere Hamburger Derby am Freitagabend: Der HSV empfängt St. Pauli. Die Elbe schäumt, der Michel bebt, die Raute bibbert! Aut vincere, aut mori, sagt der Lateiner, siegen oder sterben. Gewinnt der HSV, erhält er sich eine kleine Chance auf den Aufstieg und hat den Worst Case verhindert: dass der FC St. Pauli in seinem Stadion aufsteigt. Bei einem Pauli-Sieg tritt genau das ein, ausgerechnet im Volksparkstadion. Und siegt Düsseldorf dann auch noch im Parallelspiel gegen die formschwachen Nürnberger, fließen alle Aufstiegschancen für den HSV in die Elbe. Es wäre die Fußballversion von vor der Haustür in Hundekacke treten und dann mit den Schuhen auf den Wohnzimmerteppich zu trampeln. Wir wünschen gute Nerven!
Welches Spiel können Sie mit gutem Gewissen verpassen?
Union gegen Bochum. Die Bochumer hatten seit dem Sieg gegen die Bayern im Februar überhaupt nichts mehr gewonnen. Bis zum vergangenen Freitag. Das 3:2 gegen Hoffenheim brachte wieder Hoffnung anne Castroper. Genau wie Bochum hatte auch Union mal einen halbwegs komfortablen Vorsprung auf die Abstiegsplätze. Die Berliner gewannen aber nur eines ihrer letzten neun Spiele. Unter der Woche berichtete der Kicker, spätestens im Sommer trenne sich Union wieder von Nenad Bjelica. Woher er diese Information hat, schrieb der Kicker nicht. Die Süddeutsche Zeitung entgegnete, weder in den sogenannten Umfeldern bei Union noch bei Bjelica wisse man von so einem Plan. Für Ruhe und Gelassenheit in dieser heiklen Phase sorgt so eine Meldung aber natürlich nicht, vor allem da man sich aktuell ja nie sicher sein kann, ob der eigene Trainer nicht vielleicht die F-, G- oder H-Lösung des FC Bayern ist.
Wer steht im Blickpunkt?
Die erste Cheftrainerin im deutschen Profifußball der Männer: Sabrina Wittmann. Drei Spieltage vor Saisonende übernimmt sie als Interimstrainerin den FC Ingolstadt in der 3. Liga. Ihr Vorgänger Michael Köllner wurde entlassen, weil er den FCI in der Rückrunde von den oberen Rängen ins Niemandsland der Tabelle führte. Jetzt also Wittmann: Die 32-Jährige ist seit 19 Jahren im Verein, davon zwölf als Trainerin. Vor einer Woche gewann sie mit der Ingolstädter A-Jugend die Vizemeisterschaft der Bundesliga-Süd. Noch fehlt ihr die höchste Trainerlizenz des DFB, doch das lag weniger an ihr als am DFB. Sie soll nun erst mal bis zum Saisonende bleiben. Oder gar länger? “Wir sind für alles offen”, sagte Sportdirektor Ivica Grlić.
Worüber werden nach dem Spieltag alle reden?
Über den Europapokal. Es war ein fast perfekter Halbfinal-Spieltag für die drei deutschen Mannschaften. Leverkusen gewann in der Europa League ziemlich souverän 2:0 gegen AS Rom. Xabi Alonso braucht nicht mal mehr Stürmer, um zu gewinnen, er stellte nämlich keinen auf. Dafür trafen Florian Wirtz, der heute 21 Jahre alt wird, und Robert Andrich. In der Champions League schlug der BVB Paris Saint-Germain. Und die Bayern spielten Unentschieden gegen Real Madrid, worüber sie sich ärgerten, denn es war mehr drin. Trainieren will sie trotzdem keiner. Beim BVB und den Bayern fragt man sich, ob die ihre Brüder zu den Europapokalspielen schicken. Unerklärlich, wie man in der Bundesliga oft so schlecht und zugleich in der Champions League so erfolgreich spielen kann. Sogar ein neues 1997 ist für die Bundesliga möglich. Damals gewann Schalke den Uefa-Cup und Dortmund die Champions League. Schaffen es der BVB in diesem Jahr erneut, wäre es ein passables Abschiedssgeschenk für Marco Reus, der den BVB verlassen wird.
Was machen die Frauen?
Sie küren am drittletzten Spieltag vielleicht schon eine Meisterin, was im Vergleich zur Bundesliga der Männer richtig spannend ist. Sieben Punkte Vorsprung haben die Bayern auf den VfL Wolfsburg. Verliert der am Freitag gegen Köln (eher unwahrscheinlich), wären die Bayern Meister – definitiv sind sie es, wenn sie am Samstag in Leverkusen gewinnen (eher wahrscheinlich). Diese Saison haben die Bayern noch kein Bundesligaspiel verloren, zweimal schlugen sie die einzigen Meisterschaftskonkurrentinnen aus Wolfsburg: Das wird eine verdiente Titelverteidigung.
Und Deutschland hat einen Konkurrenten weniger bei der Bewerbung für die WM 2027. Nach Südafrika haben nun auch die USA und Mexiko, die gemeinsam antreten wollten, ihre Bewerbung auf 2031 verschoben: Bleibt noch Brasilien. Wir tippen auf ein 7:1.
Was wird sonst noch wichtig?
Das Stadiondach in Osnabrück. Es ist kaputt, weshalb erst mal keine Zweitligaspiele an der Bremer Brücke ausgetragen werden dürfen. Die DFL verschob das Spiel gegen Schalke auf den kommenden Dienstag – es wird im neutralen Stadion von St. Pauli ausgetragen. Allerdings ohne Fans. Nun werfen sich beideVereine gegenseitig vor, eine bessere Lösung blockiert zu haben.
Die Premier League will eine Obergrenze für Ausgaben einführen. Ja, die Premier League. Der Deckel soll ab der Saison 2025/26 gelten. Die beiden Clubs aus Manchester, der FC Chelsea und Aston Villa waren dagegen.
Herthas Aymen Barkok hat die Charité wieder verlassen. Er hat am vergangenen Sonntag in einem Berliner Club mehrere Treffer ins Gesicht kassiert und musste mit Nasenbein- und Jochbeinbruch operiert werden. Die Polizei ermittelt wegen schwerer Körperverletzung, die Täter flüchteten.
Was war das Zitat der Woche?
“Ich möchte ausdrücklich betonen, dass das keine Absage an den FC Bayern ist, sondern eine Entscheidung für meine Mannschaft.”
Ralf Rangnick trainiert lieber Österreich als den FC Bayern.