Vielleicht in den Sommerferien. In einer in der Sonne leidenden Altstadt, sagen wir mal in Neapel. Neben seit Wochen ungeleerten Containern. Dort, wo schon so einige Schweizer ihre romantisierten Vorstellungen von Dolce far niente in die Tonne kloppten. Vielleicht dort ist eine verstopfte Nase etwas Gutes.
Sonst nie.
Die Probleme einer verstopften Nase beginnen bereits beim Frühstück. Stichwort Cornflakes. Nicht nur liefern die zu wenig Nährstoffe, man kriegt während des Verzehrs mit verstopfter Nase auch noch das Gefühl eines akuten Sauerstoffmangels. Dieses zieht sich dann durch den Tag, den man zwangsläufig wie ein Labrador bestreitet: leicht hechelnd, mit offenem Mund.
Menschen mit offenem Mund sehen stets etwas dümmlich aus. Das beweist eine Google-Bildersuche: «James Bond» spuckt kein einziges Foto des Spions mit offenem Mund aus. Googelt man hingegen Adam Sandler …
König der offenen Klappe ist aber Dieter Bohlen. Der in die Jahre gekommene Poptitan (wir gratulieren herzlich zum 70sten!) hat während seiner langen Karriere den Mund dermassen oft voll genommen, dass dieser nun fast dauerhaft offensteht. Immerhin passt der Gesichtsausdruck zu seinen Hemden.
Dieter Bohlens liebster Gesichtsausdruck: der «Ich-habe-es-nach-einem-Sprint-gerade-noch-aufs-Tram-geschafft».
Wir konstatieren: Eine verstopfte Nase ist nicht nur lästig, sie ist auch uncool. So weit herrscht in der Gesellschaft ein gewisser Konsens.
Weniger einig ist man sich hingegen auch unter Experten über die dagegen zu ergreifenden Massnahmen. Während Schnäuzen als okay gilt, ist es verpönt, den Rotz in den Magen hinunterzuziehen. Aus gesundheitlicher Perspektive ist das Verdikt nicht so eindeutig. Für beides gilt: Wer es mit zu viel Elan tut, läuft Gefahr, dass der Schleim voller Bakterien in Höhlen gepresst wird, wo dieser nichts zu suchen hat. Und wo er sich zu etwas Schlimmerem entzünden kann.
Doch es gibt eben noch eine dritte Variante: die Nasendusche. Dabei wird eine Salzlösung durch ein Nasenloch eingeflösst, durchs andere kommt diese dann wieder heraus – im besten Fall mit sehr viel zusätzlichem Material. Es ist herrlich.
Die Nasendusche benimmt sich dabei wie ein guter Freund: Sie schenkt reinen Wein ein. Das ist im ersten Moment nicht nur angenehm, produziert vielleicht gar die eine oder andere Träne. Doch dann liegen die Fakten auf dem Tisch im Spülbecken, und schon bald stellt sich dieses wohlige Gefühl der Befreiung ein. Luft atmen – wie ein zivilisierter Mensch durch die Nase. In Kombination mit einem Nasenspray hält die Befreiung dann die gesamte Nacht. Doch damit nicht genug. Denn mindestens so viel Wert wie eine freie Nase hat die Symbolik hinter der Nasenspülung.
So eine Verstopfung ist das ultimative Symbol von Stillstand – und damit von Tod. Umgekehrt, das versuchte uns schon Jean Tinguely mit seinen gigantischen Konstruktionen zu vermitteln, ist Bewegung Leben. Das Lösen einer Verstopfung ist quasi Wiederbelebung. Das Erlebnis dieses Vorgangs wirkt nicht nur auf körperlicher Ebene befreiend.
Beispielsweise das Ausdrücken von Pickeln, das Reinigen verstopfter Poren – die scheinbar eklige Tätigkeit ist auf TikTok ein Monstertrend, ein riesiges eigenes Genre. Jeden Tag wird neues Material kreiert. Und auf YouTube erzielen Videos, in denen Abwasserrohre entschlackt werden, hunderte Millionen Klicks.
Slow–TV at its best. Ein Mann entstopft 18 Minuten lang Abflussrohre – und erzielt damit 28 Millionen Klicks auf YouTube. , Video: YouTube/post 10
Die Nasendusche gehört in dieselbe Kategorie. Da wird entschlackt, neuralgische Stellen werden geöffnet. Endlich fliesst wieder, was zu fliessen hat. Und statt einfach nur zuzusehen, darf man bei der Nasendusche die Erfahrung sogar selber machen.
Den Schnupfen vertreiben kann allerdings auch die Nasenspülung nicht. Auch sie ist nur Symptombekämpfung – und ihr tatsächlicher Nutzen ist in der Wissenschaft nicht zweifelsfrei belegt. Auf jeden Fall bietet sich eine vorgängige Beratung beim Arzt oder Apotheker an – diese kann ich hier nicht ersetzen. Ich bin kein Arzt. Ich bin nur Fanboy. Ganz ungefährlich sind die Nasenduschen nicht. Zum Beispiel sollte dafür immer steriles Wasser eingesetzt werden.
Und während sich erstaunliche Mengen aus dem Schädel lösen, kommt die Frage auf, ob es nicht wunderbar wäre, gäbe es andere solcher Duschen. Nicht nur für die Nase. Vielleicht eine für Social Media? Oder, *hüstel*, *hüstel*, eine für die Gesellschaft? Um all die Bremser und Blockierer wegzuspülen. Damit wieder etwas Leben in die Bude kommt. Damit es endlich wieder vorwärtsgeht.
Bullshit.
So eine Nasendusche öffnet auch den Scharfsinn wieder. Und dieser Gedanke kommt mit all dem anderen Rotz ins Abflussrohr.
Nasenbohrende Aye-Aye-Lemuren.Video: youtube/Natural History Museum
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