Buddhistische Statue im Nachbargarten sorgt für jahrelangen Streit
Über Jahre hinweg stritten ein buddhistischer Verein und seine Nachbarn über Räucherstäbchen und eine Statue im Garten. Ein Kampf, der nun eine rechtliche Wende nehmen könnte.
Zwischen 2012 und 2018 spielte sich in der Schulhausstrasse in Zollikofen BE ein bitterer Kampf zwischen einem buddhistischen Verein und den angrenzenden Nachbarn ab, der verstrickter wohl nicht sein könnte.
Dokumente der Bauverwaltung offenbaren mehrere Anzeigen, in denen es um zu laute religiöse Feiern, eine heilige Statue im Garten und brennende Räucherstäbchen geht. Nun will der Verein die damaligen Entscheide der Bauverwaltung rückgängig machen.
Laut der Website wird die Liegenschaft in Zollikofen schon seit 1989 von dem buddhistischen Verein als Pagode genutzt. Der Konflikt mit den Nachbarn begann im Sommer 2012. Damals reichte der Verein ein Baugesuch für die Überbauung einer Statue im Garten der Liegenschaft ein, woraufhin die angrenzenden Nachbarn Einspruch erhoben.
Anzeigen wegen Lärm, Rauch und regen Betriebs
Seither reichten die Nachbarn immer wieder baupolizeiliche und feuerpolizeiliche Anzeigen ein. Mal wegen übermässigen religiösen Betriebs und Lärm bei Veranstaltungen, mal wegen übermässigen Räucherstäbchengebrauchs und vermuteter Brandgefahr.
Immer wieder forderten sie, dass der Betrieb um und in der Pagode reduziert wird, zum Beispiel durch ein Verbot der Benutzung des Aussenbereichs für religiöse Zwecke, ein Kochverbot, eine Begrenzung der Besucherzahlen, ein Verbot jeglicher Mikrofone, Gongs oder Trommeln, die Schliessung der Fenster bei religiösen Tätigkeiten, ein Räucherstäbchenverbot und vieles mehr.
In einer Anzeige 2015 forderte das Ehepaar schliesslich die Entfernung einer buddhistischen Statue aus dem Garten. Hierbei handelt es sich um eine weisse, fast vier Meter hohe Guanyin-Statue, die seit Jahren im Garten der Pagode stand. Laut dem Verein ist sie ein Symbol des Mitgefühls und wird seit Tausenden Jahren in vielen asiatischen Ländern verehrt.
Die Nachbarn argumentierten, dass der Abbau der Statue die Nutzung des Gartens und somit auch die Lärm- und Geruchsbelästigung signifikant verringern würde. 2017 gab die Bauverwaltung den Nachbarn recht, der Verein musste die Statue bis Ende November desselben Jahres entfernen.
Die Guanyin-Statue hat eine besondere Bedeutung: Sie ist ein Symbol des Mitgefühls und wird in mehreren buddhistischen Glaubensgemeinschaften angebetet. Eine ähnliche Abbildung stand im Garten der Pagode in Zollikofen.
Pagode verbrennt weniger Räucherstäbchen
In einer Stellungnahme von 2017 kommt der Verein einigen Forderungen nach. Unter anderem wurden die Geruchsemissionen eingeschränkt, religiöse Feiern nur noch im Gebäude abgehalten und der Aussenbereich nur noch für kulturelle Treffen benutzt. Die Nutzung des Gebäudes als Kultur- und Religionszentrum wurde auf einen Gebetsraum im ersten Stock beschränkt. Und es durfte pro Tag nur noch ein einzelnes Räucherstäbchen angezündet werden.
Inzwischen steht diese etwas kleinere Statue im Garten.
Die heilige Statue soll wieder aufgestellt werden
2023 reichte der Anwalt des Vereins ein Gesuch um Wiederaufnahme des Verfahrens ein. Über die begrenzte Raumnutzung, die Statue und das Räucherstäbchenverbot soll neu verfügt werden. Als Begründung hierfür nennt der Anwalt eine fehlerhafte Verfügung: Der Entscheid der Bauverwaltung von 2017 sei nicht mit dem verfassungsmässigen Recht der Religionsfreiheit vereinbar.
Zudem gelte die Statue als künstlerische Plastik, weshalb dafür keine Baubewilligung erforderlich sei. Um den Lärm und die Geruchsemissionen im Garten zu reduzieren, hätten laut dem Anwalt mildere Massnahmen ergriffen werden können.
20 Minuten hat mehrmals versucht, mit dem buddhistischen Verein in Kontakt zu treten. Weder der Anwalt noch der Leiter der Pagode wollten aufgrund des laufenden Verfahrens Auskünfte erteilen. Ein Augenschein vor Ort hat indes gezeigt, dass das Nachbar-Ehepaar inzwischen nicht mehr in dem angrenzenden Haus lebt.