Volleyball: Eine Sprungfeder allein reicht nicht

volleyball: eine sprungfeder allein reicht nicht

Spektakel-Blocker: Friedrichshafens Kubaner Jose Israel Masso Alvarez (re.) im Duell mit Giesens Lorenz Karlitzek.

Der VfB Friedrichshafen steht nach der zweiten Niederlage im Playoff-Halbfinale gegen Giesen vor dem Aus. Trainer Lebedew ist nach dieser Saison weg, die Champions League zu teuer. Immerhin hat der Klub in José Israel Masso Alvarez einen der spektakulärsten Spieler in seinen Reihen.

Eine Sprungfeder allein reicht nicht

An José Israel Masso Alvarez lag es wirklich nicht, dass die Volleyballer des VfB Friedrichshafen in den Halbfinal-Playoffs nun vor dem Aus stehen. Der Mittelblocker aus Kuba, seit Ende November in Diensten des Klubs, schmetterte im ersten Duell gegen die Grizzlys aus Giesen grandios, auch im zweiten und dritten Spiel überzeugte er. Der 2,04-Meter-Mann ist mit starken Angriffen, Blocks und Aufschlägen, mit seiner Leichtigkeit und der spektakulären Sprungkraft (Massos Fingerspitzen reichen dann circa 65 Zentimeter über den Ring eines Basketballkorbes) am Bodensee in Windeseile zum Publikumsliebling geworden. Doch nach der zweiten Niederlage Friedrichshafens in der Best-of-five-Serie, einem ernüchternden 0:3 (25:27, 18:25, 24:26) am Mittwoch in Giesen vor 2500 Zuschauern, könnte die Saison für Masso und den VfB schon vor dem Playoff-Finale beendet sein. 2012 ist das dem Traditionsverein zum letzten Mal passiert.

Masso, der Friedrichshafen nach einem schlimmen Saisonstart dann im Winter zu einer Siegesserie verhalf, steht zugleich für einen der vielen Stolpersteine, die dem früheren Dauermeister derzeit im Weg liegen. Seine für Anfang Oktober geplante Ankunft am Bodensee verzögerte sich wegen Visaproblemen um fast zwei Monate, die Telefondrähte zwischen Friedrichshafen und der deutschen Botschaft in Havanna glühten wochenlang, bis die Einreise gelang. Da hatte die Mannschaft von Trainer Mark Lebedew aber schon vier Spiele in Serie verloren – unter anderem auch das DVV-Pokal-Achtelfinale (2:3) gegen den späteren Sieger Berlin. Immerhin wurde der Vertrag mit Masso, der als einer der höchst veranlagten Spieler in der Volleyball-Bundesliga gilt, unlängst um ein Jahr verlängert: “Dann gibt es die erste offizielle Saison mit ihm”, sagt VfB-Geschäftsführer Thilo Späth-Westerholt süß-säuerlich.

Friedrichshafen “will seine sportliche Führung und Ausrichtung neu strukturieren”

Allerdings löst der VfB den Vertrag mit seinem renommierten australischen Coach Lebedew nach dieser Saison auf, die Option auf ein weiteres Jahr entfällt. Friedrichshafen “will seine sportliche Führung und Ausrichtung neu strukturieren”, hieß es kürzlich in einer Mitteilung des Vereins, ein Nachfolger für Lebedew stehe bisher nicht fest. Der 56-Jährige arbeitet seit 2020 in Friedrichshafen und lotste die Mannschaft durch die bleierne Corona-Zeit und andere Stürme. Dem Vernehmen nach setzt Friedrichshafen, das seit der vergangenen Saison mit kleinerem Etat jüngere Talente bindet, künftig aber lieber auf einen Spielerentwickler. Lebedew, der 2022 den DVV-Pokal mit dem VfB gewann, gilt eher als Coach, der gerne erfahrene Profis auf Champions-League-Niveau anleitet.

Doch auch da stieß Friedrichshafen zuletzt strukturell an Grenzen, seit der Hauptsponsor seine finanzielle Unterstützung verringert hat. In der laufenden Saison startete der VfB nicht in der Champions League, obwohl er sich sportlich qualifiziert hatte. Die Halle, in der die Mannschaft seit der Schließung der maroden Heimspielstätte im Jahr 2020 spielt, fasst aber nur 1000 Zuschauer – laut Statuten zu wenig für Champions-League-Spiele. Und die Kosten für einen Umzug beispielsweise in die teure Arena in Neu-Ulm waren Friedrichshafen angesichts der sechsstelligen Summe, die Volleyballklubs ohnehin für eine Saison in der Königsklasse investieren müssen, zu hoch.

Erste Entwürfe für eine neue Multifunktionsarena gebe es bereits, erzählt Späth-Westerholt, aber die Gespräche mit der Stadt seien noch am Anfang. Beim Etat hoffen die VfB-Verantwortlichen künftig auf ein ähnliches Niveau wie in dieser Saison. Konsolidierung also ist gefragt, die großen Zeiten, wie die Triple-Saison 2007, sind längst verblasst. Berlin ist seit Jahren enteilt, Klubs wie der CEV-Cup-Finalist Lüneburg und Giesen sind nun die VfB-Konkurrenz.

Gut möglich, dass Friedrichshafen am Samstag (19 Uhr) in seiner Spacetech-Arena – einem ehemaligen Flugzeug-Hangar – das Entscheidungsspiel in Giesen erzwingt. Das Problem: Die Grizzlys haben diese Saison in der Liga noch kein Heimspiel verloren.

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