Brittney Griner über Haft in Russland: »Ich dachte nur: Mein Leben ist vorbei«
Fast zehn Monate saß US-Basketballstar Brittney Griner in Russland im Gefängnis. Nun berichtet sie in einem Interview über die enorme psychische Belastung – und über das, was ihr in jener Zeit half.
US-Basketballstar Brittney Griner hatte nach ihrer Verhaftung wegen Drogenbesitzes in Russland auch Suizidgedanken. Das offenbarte die 33-Jährige nun in einem einstündigen Interview mit dem US-Sender ABC, in dem sie über die Tortur ihrer Gefangenschaft sprach. Griners Memoiren mit dem Titel »Coming Home« sollen am kommenden Dienstag veröffentlicht werden. »In den ersten Wochen wollte ich mir mehr als einmal das Leben nehmen«, sagte Griner.
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Griner war im Februar 2022 an einem Flughafen in Moskau verhaftet worden, nachdem die russischen Behörden in ihrem Gepäck Cannabisöl gefunden hatten, das in Russland illegal ist. In diesem Moment wusste sie, dass sich ihr Leben verändert hatte. »Ich hatte das überwältigende Gefühl, als ob ein Fahrstuhl unter meinen Füßen in die Tiefe gefallen wäre. Ich dachte nur: Mein Leben ist genau hier vorbei.«
»Als sie meine Taschen durchsuchten, fand ich zwei Patronen. Und ich dachte nur: ›Oh, mein Gott, wie konnte ich diesen Fehler machen?’« Und weiter: »Wie konnte ich so geistesabwesend sein und diesen großen Fehler machen? Ich konnte mir einfach vorstellen, wie alles, wofür ich so hart gearbeitet habe, einfach zerbröckelt und verschwindet.«
Ein Brief an Putin
Griner, die in Russland war, um für ihr europäisches Team UMMC Ekaterinburg zu spielen, wurde zu einer neunjährigen Haftstrafe verurteilt. »Ich dachte nicht, dass ich das durchstehen könnte, was ich durchstehen musste«, sagte Griner. »Aber dann habe ich mich gefragt, was wäre, wenn sie meine Leiche nicht an meine Familie herausgeben würden? Und ich dachte mir: Das kann ich ihnen nicht zumuten. Ich muss das aushalten.«
Griner beschrieb auch die Bedingungen in ihrer Zelle und sagte, dass sie sich manchmal »weniger als ein Mensch« fühlte. »Es gibt ein kleines Waschbecken, das undicht ist, und dann kommt noch eine Schicht aus Staub, Schmutz, Dreck und Blutflecken dazu. Einfach nur Dreck.«
»Ich hatte ein paar Hemden, ein paar Sweatshirts, die Schuhe an meinen Füßen. Eines meiner Hemden zerriss ich und benutzte es, um mich zu reinigen. Ich benutzte eines als Toilettenpapier.« Sie habe sich in diesen Momenten schmutzig und geringer als ein Mensch gefühlt.
Die 33-jährige Griner war fast zehn Monate lang inhaftiert. Im Dezember 2022 wurde sie dann im Rahmen eines Gefangenenaustauschs mit dem russischen Waffenhändler Wiktor But freigelassen. Vor ihrer Freilassung sagte der Phoenix-Mercury-Star, dass man ihr befohlen habe, einen Brief an den russischen Präsidenten Wladimir Putin zu schreiben.
»Sie zwangen mich, diesen Brief zu schreiben. Er war auf Russisch«, sagte sie. »Ich musste ihren sogenannten großen Führer um Vergebung und Dank bitten. Ich wollte das nicht tun, aber gleichzeitig wollte ich nach Hause kommen.«
Nach ihrer Rückkehr in die Heimat spielte Griner seit Mai 2023 wieder für Phoenix in der WNBA Basketball. In der vergangenen Saison bestritt sie 31 Spiele und kam dabei auf durchschnittlich 17,5 Punkte, 6,3 Rebounds und 2,2 Assists.
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