Börse: Dax mit Gewinnen dank Wall Street
Der Dax dürfte mit Schwung in die neue Handelswoche starten. Die Gewinne in den USA stützen den deutschen Leitindex. Zahlreiche Dax-Konzerne melden in dieser Woche ihre Quartalsbilanzen.
Börse: Dax mit Gewinnen dank Wall Street
Gute Vorgaben aus den USA dürften den Dax zum Start der neuen Woche stützen. Im oftmals als schwierig bezeichneten Börsenmonat Mai müssten die oberen oder unteren Handelsgrenzen der vergangenen Tage fallen, um dem Dax in der Christi-Himmelfahrt-Woche womöglich eine neue Richtung zu geben.
Befürchtungen, dass die US-Notenbank Fed den Leitzins noch weiter anheben könnte, scheinen zwar vom Tisch, doch laut der Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba) schwanken die Anleger an den Finanzmärkten wegen der unsicheren Inflationsaussichten weiter zwischen Sorge und Zuversicht. Am Freitag hatte ein eher schwacher US-Jobbericht jedoch wieder Hoffnung auf doch baldige Zinssenkungen gemacht. Die Erwartung für eine erste Zinssenkung durch die Fed verschob sich von November auf September.
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Sollte der Dax in den kommenden Tagen die psychologisch wichtige 18 000-Punkte-Marke nachhaltig hinter sich lassen, wäre der Weg zum bisherigen Rekordhoch von 18 567 Punkten nicht mehr weit. Fast drei Prozent müsste der Leitindex aktuell noch gewinnen – eine Zahl, die im Vergleich mit der Performance in den vergangenen Wochen aber unwahrscheinlich wirkt. Dies wäre das größte Wochenplus seit November, als die Börsenrally gerade erst in Gang gekommen war.
Die Helaba-Ökonomin Claudia Windt blickt dagegen nicht sonderlich optimistisch auf die kommenden Tage: “In der Berichtswoche dürften sich die Anleger weiterhin bedeckt halten, zumal keine wichtigen Inflationsnachrichten anstehen”. Die am Dienstag und Mittwoch anstehenden Daten zu den Auftragseingängen sowie zur Produktion dürften aber zeigen, ob sich eine Konjunkturwende in der deutschen Industrie anbahnt.
Geldpolitisch liegt der Fokus wohl am Donnerstag auf der Bank of England, von der sich Experten noch keine Zinssenkung versprechen. Die Fachleute der ING Bank rechnen auch nicht damit, dass die britische Notenbank ihre Prognosen für die Zukunft neu formuliert. “Damit würden sie eine Zinssenkung im Juni billigen”, schrieb ein Team um den Ökonomen James Smith. Dafür sei aber die inflationäre Tendenz noch zu ungewiss, betonte er. Smith wiederholte seine These einer ersten Zinssenkung im August.
Impulse dürften zudem weiterhin die Berichtssaison der Unternehmen liefern. Denn laut dem Dekabank-Chefvolkswirt Ulrich Kater verläuft sie bisher besser als in den vergangenen beiden Jahren. In den USA gebe es positive Gewinnüberraschungen in einem Größenrahmen von gut 9 Prozent und in Europa fielen diese mit knapp 20 Prozent sogar noch deutlicher aus.
Zahlreiche Quartalsbilanzen
Vor diesem Hintergrund dürften Anleger in den kommenden Tagen die Zahlen und Aussagen vieler Dax-Konzerne genau unter die Lupe nehmen. Vor allem konzentriert sich das Geschehen auf den Dienstag mit Berichten von Siemens Healthineers, DHL Group, Heidelberg Materials, Zalando und Infineon. Am Mittwoch ist die Agenda mit Fresenius, Siemens Energy, BMW und Munich Re ähnlich prominent bestückt.
Ab Donnerstag, wenn in Deutschland Christi Himmelfahrt gefeiert wird, wird die Berichtssaison dann abklingen – und genauso vielleicht auch das Handelsvolumen. Denn hierzulande könnten viele Anleger den Feiertag für ein verlängertes Wochenende nutzen, auch wenn die Börse in Frankfurt durchweg geöffnet bleibt
Apple und Amgen stützen die US-Börsen
Positiv aufgenommene Quartalsberichte von Apple und Amgen sowie ein etwas schwächelnder Arbeitsmarktbericht haben am Freitag für Gewinne an den US-Börsen gesorgt. Stimmungsdaten aus dem Dienstleistungssektor dämpften die gute Laune der Anleger letztlich nur leicht.
Der Dow Jones Industrial legte um 1,18 Prozent auf 38 675,68 Punkte zu. Auf Wochensicht bedeutet dies für den bekanntesten Wall-Street-Index ein Plus von 1,1 Prozent. Der S&P 500 gewann am Freitag 1,26 Prozent auf 5127,79 Zähler, während der technologielastige Nasdaq 100 um 1,99 Prozent auf 17 890,80 Zähler nach oben zog.
Portfoliomanager Thomas Altmann von QC Partners in Frankfurt sprach von einem “Arbeitsmarktbericht ganz nach dem Geschmack der Börsianer”. Ein schwächerer Arbeitsmarkt und die nachlassende Lohndynamik können Zinssenkungen in der zweiten Jahreshälfte “schnell wieder deutlich wahrscheinlicher machen”. Erst tags zuvor hatte US-Notenbankchef Jerome Powell die Hoffnungen auf baldige Zinssenkungen einmal mehr gedämpft.
Mit großem Abstand umsatzstärkster Wert im Dow war die Apple-Aktie, die um 6,0 Prozent stieg. Der iPhone-Hersteller hatte am Donnerstag nach Handelsschluss etwas besser als befürchtet ausgefallene Quartalszahlen vorgelegt. Zudem erfreute der Ausblick auf das laufende Jahresviertel und die Ankündigung eines rekordhohen Aktienrückkaufprogramms. Die Aktie ist nun zurück auf dem höchsten Stand seit Ende Februar und konnte ihr bisheriges Jahresminus auf unter fünf Prozent verringern.
Bei Amgen waren es vor allem optimistische Aussagen zu einem experimentellen Medikament gegen Fettleibigkeit, die das Papier des Biotech-Unternehmens im Dow um 11,8 Prozent nach oben katapultierten. Dagegen trat der für das vergangene Quartal gemeldete Verlust in den Hintergrund.
In entgegengesetzte Richtungen ging es für die Anteilscheine der Hotelbuchungsportalanbieter Booking Holdings und Expedia. Während Booking um 3,0 Prozent zulegten, sackten die Aktien des kleineren Unternehmens um 15,3 Prozent ab.
Paramount unter Druck
In den Blick rückten im Handelsverlauf zudem die Aktien von Paramount Global, die um 7,0 Prozent nachgaben. Die Vortagesgewinne aufgrund von Übernahmespekulationen wurden damit weitgehend wieder zunichtegemacht. Laut dem Branchenblatt “Variety” rechnet man bei Paramount nicht mit dem Erfolg eines der beiden vorliegenden Gebote. Das Unternehmen selbst lehnte dem Bericht zufolge einen Kommentar ab. Zudem hieß es, es seien keine endgültigen Entscheidungen über die nächsten Schritte getroffen worden.
Bitcoin wieder über 60.000 US-Dollar
Die Kryptowährung Bitcoin hat am Freitag wieder die Marke von 60.000 US-Dollar überschritten. Zuletzt notierte die Cyberdevise 5 Prozent höher bei 62.160 US-Dollar. Seit dem Halving vor zwei Wochen hatte der Bitcoin-Kurs deutlich nachgegeben.
Ölpreise steigen leicht
Die Ölpreise haben sich am Freitag etwas von ihren deutlichen Kursverlusten in der laufenden Woche erholt. Ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent zur Lieferung im Juni kostete zuletzt 83,96 US-Dollar. Das waren 29 Cent mehr als am Abend zuvor. Der Preis für ein Fass der US-Sorte West Texas Intermediate (WTI) stieg in ähnlichem Ausmaß auf 79,24 Dollar.
Die Wochenbilanz am Ölmarkt fällt trotz der leichten Erholung negativ aus. Seit Montag sind die Preise um rund fünf Dollar gefallen. Ausschlaggebend ist vor allem die Hoffnung auf eine Entspannung im Gaza-Krieg. Die Auswirkungen des Konflikts zwischen Israel und der Hamas auf die Ölförderung im Nahen Osten sind bisher zwar gering. Das Risiko einer Ausweitung des Konflikts, insbesondere auf den Iran, hat aber zu höheren Risikoaufschlägen am Ölmarkt geführt.