Neue Studie zu Korruption zeigt: Jede dritte Schweizer Firma zahlt Schmiergelder

Korruption ist für Schweizer Unternehmen, die im Ausland tätig sind, an der Tagesordnung. Das zeigt eine neue Untersuchung der Fachhochschule Graubünden. Transparency International spricht von «systemischem Versagen».

neue studie zu korruption zeigt: jede dritte schweizer firma zahlt schmiergelder

Jede dritte Schweizer Firma zahlt Schmiergelder

327 Millionen Franken Strafe musste der Schweizer Konzern ABB zahlen, weil er zwischen 2014 und 2017 einen hochrangigen Vertreter des südafrikanischen Energieriesen Eskom bestochen hat. Mindestens 1,3 Millionen Franken Schmiergeld zahlte ABB, um Teile für das viertgrösste Kohlekraftwerk der Welt, Kusile in Südafrika, liefern zu können.

Es ist ein spektakulärer Fall, der kürzlich eine erneute Wendung genommen hat, aber ABB ist bei weitem nicht das einzige korrupte Schweizer Unternehmen. Ganz im Gegenteil: Gemäss einer Studie der Fachhochschule (FH) Graubünden und Transparency International hat jede dritte Schweizer Firma, die im Ausland geschäftet, dort schon Schmiergelder gezahlt. Dies vor allem in Ländern, in denen Korruption sehr verbreitet ist.

«Nebenbei beim Weg zum Mittagessen»

FH und Transparency haben insgesamt 539 Schweizer Unternehmen mit relevanten Auslandsaktivitäten befragt – vom KMU mit fünf Mitarbeitern bis hin zum Weltkonzern mit 50’000, aus allen Branchen von Bergbau bis Verkehr. Jedes zweite Unternehmen gab an, mit Korruptionsforderungen konfrontiert gewesen zu sein.

Wie das abläuft, erklärt Studienleiter Christian Hauser (49), der seit vielen Jahren an der FH Graubünden zum Thema forscht, an einem Beispiel. «Auf dem Weg zum Mittagessen anlässlich eines Verhandlungstreffens sagt der Einkäufer des Kundenunternehmens wie nebenbei, dass letzte Woche die Konkurrenz da war und ihm persönlich mehrere tausend Dollar angeboten habe … Das steht dann so im Raum, und man muss angemessen reagieren», so der Experte.

Dass dann Dollar-Nötli im Aktenkoffer den Besitzer wechseln, sei allerdings eine naive Vorstellung, ergänzt Martin Hilti (50), Geschäftsführer von Transparency International Schweiz. «Heute werden sehr ausgeklügelte Methoden benutzt, um die Bestechung zu vertuschen.» Etwa über falsche Vertragsvereinbarungen bis hin zu Banken, die es nicht so genau nehmen.

Insgesamt fast 40 Prozent betroffen

Von den 52 Prozent der Schweizer Unternehmen, die zu Korruption aufgefordert werden, zahlen 63 Prozent. «Das heisst, dass ein Drittel der exportierenden Schweizer Unternehmen im Ausland Korruptionszahlungen leisten», so Hilti. «Hinzu kommen noch rund sieben Prozent, bei denen lokal tätige Partner korrupt handeln.»

Das heisst: Knapp 40 Prozent der Schweizer Firmen, die im Ausland geschäften, zahlen Schmiergelder und begehen andere Korruptionsdelikte. Etwa um ihre Produkte zu verkaufen, Aufträge zu bekommen, Lizenzen zu erwerben oder Steuern zu zahlen. Gemäss der Studie verwenden die befragten Unternehmen 5,6 Prozent des dort erwirtschafteten Umsatzes für solch illegale Zahlungen.

Dabei spielt die Grösse des Unternehmens keine Rolle – KMUs sind ebenso betroffen wie Konzerne. Und auch bei den Branchen gibt es kaum Ausreisser. Zwar würden Industrieunternehmen seltener nach Schmiergeldern gefragt, sie zahlen aber genauso häufig wie andere Branchen. Bei Transportunternehmen falle auf, dass sie seltener zahlen.

«Systemisches Versagen»

«Angesichts der erschreckenden Zahl von fast 40 Prozent der Unternehmen, die direkt oder indirekt informelle Zahlungen leisten, müssen wir leider davon ausgehen, dass wir es auch mit systemischem Versagen zu tun haben, Korruption also zum Geschäftsmodell gehört», so Hilti.

Für ihn ein Zeichen, dass für viele Unternehmen kurzfristige Gewinne wichtiger sein dürften, als sich an Gesetze zu halten. Der Geschäftsführer von Transparency International Schweiz gibt aber auch zu bedenken, dass die Rahmenbedingungen in der Schweiz Korruption Vorschub leisten würden. Dass in 20 Jahren nur elf Unternehmen rechtskräftig verurteilt wurden, weil sie nicht die erforderlichen Vorkehrungen getroffen hatten, um Korruption zu verhindern, spricht für ihn Bände. «Wir haben ein Vollzugsproblem – so wenige Urteile sind nicht grad ein Anreiz für Unternehmen, Bestechungen besser sein zu lassen.»

News Related

OTHER NEWS

Live-Panne bei „The Masked Singer“: Kandidat versehentlich enttarnt

Der Kiwi ist ein Teilnehmer von „The Masked Singer“ – doch bei seiner Performance am 26. November 2023 ging etwas schief. Die Maske verrutschte und der Promi darunter wurde enttarnt. ... Read more »

Fünf Tote nach Unwetter in Region Odessa - Die Nacht im Überblick

Infolge eines schweren Unwetters sind in der südukrainischen Region Odessa mindestens fünf Menschen ums Leben gekommen. Weitere 19 Anwohner seien durch den Sturm verletzt worden, sagte der ukrainische Präsident Wolodymyr ... Read more »

Die Verkäuferin, die den Dieb in die Flucht trieb

Ein Räuber versuchte sein Glück in einer Bäckerei, nicht ahnend, dass er leer ausgehen würde. Die Verkäuferin trieb den Täter nämlich mit einem lauten Schrei in die Flucht. Nun hat die ... Read more »

In Beaver Creek begann die «Odi-Mania»: Odermatt hat sogar King Roger den Rang abgelaufen

Vier Jahre nach seinem ersten grossen Triumph in Beaver Creek hat Marco Odermatt als Skirennfahrer alles gewonnen. Und gemäss einer Studie hat der Buochser im letzten Frühling sogar «King» Roger ... Read more »

Die Katze von Taylor Swift ist das drittreichste Haustier der Welt mit einem Vermögen von 474 Millionen R$.

Veröffentlichung Olivia Benson, die Katze von Taylor Swift, hat nicht nur das Herz der Sängerin erobert, sondern zeichnet sich auch als eines der reichsten Haustiere der Welt aus, mit einem ... Read more »

Kurz zuvor sagte er noch «Ja, ich will»: Bräutigam erschiesst an Hochzeit Braut und drei Gäste

Bei einer Hochzeit in Thailand werden die Braut und drei Gäste erschossen. Der Täter: Bräutigam Chatorung S. Er richtete sich nach dem Blutbad selbst. Bräutigam erschiesst an Hochzeit Braut und ... Read more »

Bundesratswahl am 13. Dezember: FDP fürchtet Geheimplan gegen Cassis

Die FDP befürchtet bei den Bundesratswahlen ein politisches Manöver gegen ihren Magistraten Ignazio Cassis. Dabei würde der Partei ein Bundesratssitz weggenommen und dafür der Kanzlerposten zugeschanzt. FDP fürchtet Geheimplan gegen ... Read more »
Top List in the World