BMW will sich weiter Kobalt aus Marokko liefern lassen
Der Münchner Autokonzern steht in der Kritik, weil bei Kobalt-Lieferanten im Marokko miese Umwelt- und Arbeitsbedingungen herrschen sollen. BMW will bei seinem Lieferanten bleiben, fordert aber Nachbesserungen.
BMW will sich weiter Kobalt aus Marokko liefern lassen
Der Münchner Autobauer BMW fordert Nachbesserungen bei der Mine eines Kobalt-Lieferanten in Marokko. Bei einem Prüfverfahren, einem sogenannten Audit, das BMW in Auftrag gegeben habe, seien teilweise hohe Arsenkonzentrationen in Abfällen und Wasserauffangsystemen auf dem Minengelände selbst sowie in der unmittelbaren Umgebung nachgewiesen worden, erklärte ein BMW-Sprecher dem SPIEGEL.
Zwar hätte der Auditor SRK Consulting keinen eindeutigen Bezug zum derzeitigen Minenbetrieb herstellten können. Weil aber nicht zweifelsfrei auszuschließen sei, dass etwa Starkregen Material in die flussabwärts gelegene Region spülen könne, habe der Minenbetreiber Managem Sofortmaßnahmen auf den Weg gebracht. So werde etwa Schotter zur Staubunterdrückung eingesetzt und Sickerwasserpumpsysteme sowie Entwässerungsgräben installiert.
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Im November hatten die »Süddeutsche Zeitung«, NDR und WDR über schwere Verstöße gegen Umwelt- und Arbeitsschutzregeln in der Mine Bou Azzer in Marokko berichtet, aus der BMW Kobalt für die Batterien seiner Elektroautos bezieht. Insbesondere seien in Wasserproben deutlich überhöhte Arsenwerte nachgewiesen worden, hieß es in den Berichten. Auch das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (Bafa), das für die Einhaltung des 2023 eingeführten Lieferkettengesetzes zuständig ist, hatte sich eingeschaltet und ein Verfahren geprüft. Das Bafa werde nun über die Ergebnisse der Audits informiert, teilte der BMW-Sprecher mit.
Kleinere Verstöße bei den Arbeitsbedingungen
»Ein genaues Maßnahmenpaket zur dauerhaften Verbesserung im Bereich des Wassermanagements wird erarbeitet und die konkrete Umsetzung von der BMW Group nachgehalten«, hieß es weiter. Der Auditor habe aber festgestellt, dass die Arsenkonzentration des Leitungswassers in der nahegelegenen Oase Sidi Blal unterhalb des gesetzlichen marokkanischen sowie des von der WHO vorgegebenen Grenzwerts für Trinkwasser liege.
Ein Sozialaudit, in dem die Arbeitsbedingungen in der Mine überprüft wurden, habe nur kleinere Verstöße festgestellt. So wird beispielsweise eine Zeiterfassung für die Minenarbeiter eingeführt und bis Ende des Jahres digitalisiert. Zudem werden die Abstände zwischen den vor Ort vorhandenen Erste-Hilfe-Sets verkleinert.
»BMW und Managem arbeiten weiter konstruktiv zusammen, und die Implementierung der Maßnahmenpakete wird von beiden Seiten gleichermaßen priorisiert«, hieß es. Man setze auf das Prinzip »Befähigung vor Rückzug« und werde sich weiter aus der Mine mit Kobalt beliefern lassen. BMW hatte für den Sozialaudit die Responsible Business Alliance beauftragt, ein Non-Profit-Unternehmen, das vor allem von internationalen Elektronikkonzernen wie Apple und Intel getragen wird.
Der Minenbetreiber Managem ist mehrheitlich im Besitz der Holdinggesellschaft des marokkanischen Königshauses und unterhält nach eigenen Angaben eine Reihe von Minen in mehreren afrikanischen Ländern. BMW bezieht seit 2022 Kobalt von Managem für die aktuellen Elektrofahrzeuge. Insgesamt deckt der Münchner Autohersteller ungefähr ein Fünftel seines Kobalt-Bedarfs aus Marokko, der Rest kommt aus Australien.
Kobalt wird unter anderem für Elektroauto-Batterien benötigt. Der mit Abstand größte Teil der weltweiten Kobaltvorkommen befinden sich im Kongo. Dort werden immer wieder Vorwürfe laut, dass es vor allem bei kleinen Minen zu Kinderarbeit kommt. BMW hatte deshalb Lieferantenbeziehungen in andere Länder aufgebaut.