Israel: Datenzentrum der Hamas in Tunnel unter UNWRA-Hauptquartier gefunden

Israelische Soldaten bewachen einen Eingang zum Tunnelsystem, das laut israelischen Angaben unter dem Hauptquartier der Uno-Hilfswerks UNRWA gefunden wurde. ; Dylan Martinez / Reuters

(Reuters/dpa/esb.) Das israelische Militär hat nach eigenen Angaben ein Kommandozentrum und Datenzentrum der Hamas unter und in dem Hauptquartier des Palästinenserhilfswerks UNRWA in Gaza-Stadt gefunden. Die israelischen Streitkräfte hätten ein Hunderte von Metern langes Tunnelnetzwerk gefunden, das teilweise 18 Meter tief unter dem UNRWA-Hauptquartier verlaufe. Israelische Armeeingenieure führten am Samstag Reporter ausländischer Nachrichtenagenturen durch die Tunnelgänge. Dort sei ein Datenzentrum des Militärgeheimdienstes der Hamas untergebracht gewesen. Das Stromnetz der Tunnel sei mit dem Stromnetz des UNRWA-Hauptquartiers verbunden gewesen.

Zudem seien in den vergangenen zwei Wochen grosse Mengen von Waffen und Sprengstoff in dem von der UNRWA in der Anfangsphase des Krieges verlassenen Hauptquartier der Uno-Hilfsorganisation gefunden worden. Weitere Indizien deuteten darauf hin, dass Büros und Räumlichkeiten der UNRWA-Zentrale von Hamas-Terroristen genutzt worden seien. Es gab jedoch keine Angaben dazu, wann genau diese Nutzung erfolgt sei, ob vor oder nach Kriegsbeginn.

Der Schweizer UNRWA-Chef Philippe Lazzarini erklärte zu den Berichten über die Entdeckung des Tunnels unter der UNRWA-Zentrale in Gaza, dass das Hilfswerk keine Kenntnis davon hatte. Das Personal der UNRWA habe das Hauptquartier auf Anordnung des israelischen Militärs bereits am 12. Oktober geräumt, schrieb er am Samstagabend auf der Online-Plattform X . Seitdem habe es die Organisation nicht mehr genutzt. Wann immer in der Vergangenheit ein verdächtiger Hohlraum in der Nähe oder unter dem UNRWA-Gelände gefunden worden sei, habe man umgehend Protestbriefe an die Konfliktparteien gerichtet, schrieb Lazzarini weiter – darunter sowohl an die Hamas, als auch an die israelischen Behörden. Dies sei auch in Jahresberichte eingeflossen, die der Generalversammlung vorgelegt und veröffentlicht worden seien.

UNRWA sei eine humanitäre Organisation und habe «weder die militärische und Sicherheitsexpertise noch die Kapazität, um das, was unter ihren Anlagen ist oder sein könnte, militärisch zu inspizieren», fügte er hinzu. Die israelischen Behörden hätten die UNRWA nicht offiziell über den angeblichen Tunnel informiert.

Israels Aussenminister Israel Katz hat Lazzarinis Darstellung als «absurd» zurückgewiesen und forderte die prompte Ablösung des Schweizers als UNRWA-Chef. «Sein sofortiger Rücktritt ist unabdingbar», schrieb Katz auf X.

Das Hilfswerk UNRWA war zuletzt stark in die Kritik geraten. Von israelischer Seite gab es immer wieder Vorwürfe, es arbeite mit der Hamas zusammen. Einige Mitarbeitern sollen demnach an den Terrorakten der islamistischen Hamas vom 7. Oktober in Israel beteiligt gewesen sein. Mehrere westliche Länder haben wegen der Anschuldigungen vorübergehend die Zahlungen an das Hilfswerk eingestellt, darunter die beiden grössten Geldgeber, die USA und Deutschland. Uno-Generalsekretär António Guterres versprach umfassende Aufklärung.

Israelische Soldaten untersuchen Tunnel unter dem UNRWA-Hauptquartier in Gaza-Stadt. ; Dylan Martinez /Reuters