Berlin, Stuttgart, Istanbul: Wo zum Tag der Arbeit demonstriert wurde
Die Demonstration Deutschen Gewerkschaftsbundes in Berlin stand unter dem Motto „Mehr Lohn, mehr Freizeit, mehr Sicherheit“.
In mehreren deutschen Städten demonstrieren zum Tag der Arbeit Menschen für bessere Arbeitsbedingungen und mehr Tarifbindung. Nach Angaben des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) kamen bundesweit insgesamt 330.000 Menschen bei 450 Veranstaltungen und Kundgebungen zusammen. Viele Aufzüge verliefen dabei weitgehend friedlich – doch nicht alle. Gegen die in einigen Städten angekündigte „Revolutionäre 1. Mai Demonstration“ wappnete sich die Polizei mit einem Großaufgebot.
Stuttgart: Demo teilweise gestoppt
Einheiten der Polizei stoßen während der „Revolutionären 1. Mai Demonstration“ in der Stuttgarter Innenstadt mit Protestteilnehmern zusammen.
Eine Versammlung in Stuttgart wurde teilweise aufgelöst, nachdem es der Polizei zufolge zu Angriffen auf Beamte gekommen war.
Ein Polizeisprecher in Stuttgart sagte der Nachrichtenagentur AFP, dass einige Teilnehmer der Demonstration in der Innenstadt sich vermummt hätten. Zudem seien Banner mit Aufschriften aus dem linken Spektrum aufgezogen worden. Aus dieser Gruppe heraus seien dann Polizisten mit Pfefferspray und auch mit Dachlatten mit Schrauben darin angegriffen worden. Die Polizei habe die Demonstration angehalten und diese Gruppe umschlossen. Nun werde die Identität der Teilnehmer festgestellt, und es würden Anzeigen aufgenommen. Wenn gegen sie sonst nichts vorliege, könnten sie dann gehen.
Ein Berliner Demonstrationszug zieht unter Polizeibegleitung durch die Stadt.
Den übrigen Demonstrierenden sei ein Versammlungsort in unmittelbarer Nähe angeboten worden, dort sei die Versammlung auch abgehalten worden, sagte der Sprecher. Eine bereits zuvor abgehaltene Demonstration des Deutschen Gewerkschaftsbunds (DGB) in Stuttgart sei dagegen ohne besondere Vorkommnisse verlaufen.
Berlin: Ruhige Proteste, Sorgen vor „Revolutionäre 1. Mai Demonstration“
Polizisten in Istanbul gehen gegen Demonstranten vor, die versuchen, für eine nicht genehmigte Maikundgebung auf den Taksim-Platz zu gelangen.
Nach einer vergleichsweise ruhigen Walpurgnisnacht demonstrierten am 1. Mai Zehntausende Menschen friedlich in der Hauptstadt. Allein zur Kundgebung des Deutschen Gewerkschaftsbunds zum Tag der Arbeit kamen nach Angaben der Polizei 14.000 Teilnehmer nach Mitte. Für den Abend hielten sich indes Tausende Polizisten für mögliche Störungen bei der linksradikalen „Revolutionäre 1. Mai Demonstration“ in Neukölln bereit. Nach Hinweisen von Anwohnern entdeckte die Polizei nachmittags Steindepots, wie sie auf der Plattform X mitteilte.
In Paris eskalierten die Spannungen zwischen Polizei und Demonstranten teilweise.
Die Polizei teilte mit, sie begleite mit 5600 Kräften insgesamt 19 Versammlungen. Unterstützt werde man von 2400 Polizistinnen und Polizisten aus mehreren anderen Bundesländern. Bereitgehalten wurden auch Einheiten mit Räumfahrzeugen, Wasserwerfer, ein Polizei-Hubschrauber und Lichtmasten zum Ausleuchten der Straßen vor allem in Kreuzberg und Neukölln.
Sorgen machten den Sicherheitsbehörden vor allem mögliche propalästinensische Aktionen mit möglicherweise verbotenen Slogans. Die DGB-Demonstration in Mitte wurde nach Angaben der Polizei zeitweise angehalten, weil dort wiederholt propalästinensische Sprechchöre gerufen und Transparente gezeigt worden seien, meldete die Polizei auf X. Anwohner hätten der Polizei Hinweise auf angelegte Steindepots und eine bereitgelegte Palästina-Fahne in Neukölln gemeldet. Mehrere solche Depots seien gesichert worden.
Die Berliner Polizei teilte außerdem mit, dass in der Nacht 16 Amazon-Transportfahrzeuge auf einem Gewerbeparkplatz des Unternehmens in Berlin-Wittenau brannten. Der Staatsschutz des Landeskriminalamts ermittelt nun, weil eine politische Tatmotivation nicht ausgeschlossen wird.
Hamburg: Weitgehend ruhige Demos
Für Hamburg berichtete ein Polizeisprecher, dass die Demonstrationen bis zum Nachmittag ruhig verlaufen seien. Insgesamt waren hier vier Demonstrationen geplant: Der DGB-Aufzug mit 6000 bis 7000 Menschen verlief nach Polizeiangaben störungsfrei.
Auch bei zwei linken Demonstrationen mit einmal bis zu 1350 und einmal geschätzt mehr als tausend Teilnehmern sei es ruhig geblieben, nur vereinzelt seien Feuerwerkskörper gezündet worden und einmal eine Rauchgranate. Eine weitere Demonstration sollte am Nachmittag starten.
Frankfurt am Main: Vermummte bei „Revolutionärer 1. Mai-Demo“
In Frankfurt am Main begann am frühen Abend die „Revolutionäre 1. Mai-Demo“. Laut Polizei sind dafür 5000 Menschen angemeldet, man rechne jedoch mit mehr. Kurz nach Beginn des Aufmarsches an der Hauptwache gab die Polizei auf X bekannt, dass sich im vorderen Zugteil einige Protestteilnehmer vermummt hätten und Fahnen verknoten würden. Man befinde sich diesbezüglich im Gespräch mit der Versammlungsleitung.
Istanbul: Über 200 Festnahmen
In Istanbul nahm die Polizei mehr als 200 Menschen fest, die sich trotz eines Verbots am 1. Mai auf dem zentralen Taksimplatz zu Demonstrationen versammeln wollten. Zahlreiche Menschen versuchten, die Polizeiabsperrungen zu durchbrechen, um auf den Platz zu gelangen, der in der Vergangenheit Ausgangspunkt von Protestaktionen und deshalb vollständig abgeriegelt war. Der Taksimplatz gilt als wichtiges Symbol für die türkische Opposition.
Der türkische Innenminister Ali Yerlikaya teilte am Nachmittag im Onlinedienst X mit, dass insgesamt 210 Menschen festgenommen worden seien. Sie hätten „nicht auf die Warnungen gehört“, dem Taksimplatz fernzubleiben. Stattdessen hätten sie „versucht, zum Taksimplatz vorzurücken und unsere Polizisten am 1. Mai, dem Tag der Arbeit und Solidarität in Istanbul, angegriffen“.
Örtlichen Medienberichten zufolge hatte es bis zum Mittag insgesamt 150 Festnahmen gegeben. Diese Zahl war zunächst nicht offiziell bestätigt worden.
Paris: 18.000 Demonstranten, 45 Festnahmen
Auch in Frankreich fanden anlässlich des Tags der Arbeit mehrere Demonstrationen statt. Ein Jahr nach der starken Mobilisierung gegen die Rentenreform kamen nach Angaben des Innenministeriums landesweit 121.000 Menschen zusammen, davon 18.000 in Paris. Die Gewerkschaften sprachen laut „Le Parisien“ von insgesamt mehr als 200.000 Demonstranten, davon 50.000 in der Hauptstadt. Bei den Aufmärschen in Paris wurden 45 Menschen festgenommen, wie die Pariser Polizei mitteilte, in Lyon sollen es 22 Festnahmen gewesen sein. Die Polizeipräfektur, die von mehreren Medien, darunter Franceinfo und BFMTV, zitiert wurde, berichtete, dass sieben Angehörige der Ordnungskräfte „von einer landwirtschaftlichen Bombe getroffen“ worden seien. Sie seien als relative Notfälle in ein Krankenhaus gebracht worden.