TV-Kolumne „Tatort: Cash“ - Gossensprache, dunkle Ecken, schlechte Laune – und Faber als Prototyp des Elends

tv-kolumne „tatort: cash“ - gossensprache, dunkle ecken, schlechte laune – und faber als prototyp des elends

Hauptkommissar Peter Faber (Jörg Hartmann) WDR/Bavaria Fiction GmbH/Thomas

Rick Okon nimmt nach dreizehn Einsätzen seinen Hut beim Dortmund-Tatort. Auch sein letzter Film ist alles andere als ein Werbefilm für die NRW-Metropole.

Mit laufendem Motor wartet Jan Pawlak (Rick Okon) auf seine Tochter Mia (Jana Giesel). Der Dortmunder Polizist hatte bis zuletzt Probleme wegen des Sorgerechts. Nun will er mit seiner Tochter auf und davon in Richtung Sevilla. Mias Mutter soll dort leben. Im Hintergrund der Schlussszene rennt Großmutter Britta Tremmel (Angelika Bartsch) auf die Straße. Mit fuchtelnden Armen versucht sie, den Abgang noch zu verhindern. Vergeblich. Spätestens als Mia das Handy ihres Vaters aus dem fahrenden Auto in die Büsche schleudert, ist der Fall klar. Jan Pawlak haut ab, beendet seinen Dienst gleich doppelt – jenen in seinem 13. Falles namens „Cash“ (ab sofort in der Mediathek), aber auch jenen als Schauspieler Rick Okon in der Tatort-Serie.

Düstere Atmosphäre und schwarze Hoodies

Der abrupte Abgang lässt sich gut verstehen: Der Dortmunder Krimi ist nicht gerade eine touristischer Werbefilm für die NRW-Metropole: Düster die Drehorte, gebrochen die Biografien, ruppig das Miteinander und das Wetter so schwarz-düster wie die Hoodies der Kriminalpolizisten. Wer wäre da nicht gerne im sonnigen Spanien. Eigentlich hatte Jan Pawlak in seiner Familienangelegenheit auf Staatsanwalt Matuschek (Moritz Führmann) gehofft. Denn der junge Polizist war sich sicher, dass ihm nach einigen unglücklichen Aktionen die Behörden „die Tochter endgültig wegnehmen“. Doch nun hatte Ermittlerin Ira Klasnić (Alessija Lause) dem Hauptkommissar in Aussicht gestellt, dass Matuschek etwas drehen könne. Vorausgesetzt, Pawlak würde bei verdeckten Ermittlungen im Wettspiel-Business mithelfen. Letztlich geht es in „Cash“ nämlich um manipulierte Sportwetten und den ermordeten Wettspieler Lukas Becker (Linus Scherz) und nicht um Familienangelegenheiten.

Großes Durcheinander in Dortmund 

„Wahrscheinlich ein Pokal. Hier auf dem Sideboard ist eine Lücke“, mutmaßt Kommissar Peter Faber (Jörg Hartmann) über die Mordwaffe, als er den Tatort inspiziert. Der Hauptkommissar ist zurück im Dienst, doch sein Job als Chef der Mordkommission ist erstmal weg. Fabers Kollegin Rosa Herzog (Stefanie Reinsperger) hat kommissarisch die Leitung übernommen, wird aber ihrerseits im Ungewissen gelassen, ob sie auch irgendwann tatsächlich im Chefsessel sitzen wird. Hauptkommissar Pawlak hängt unterdessen bis Ladenschluss im Wettbüro „Mutluluk“ (türkisch für „Glück“) herum und steht dort mit 30.000 Euro in der Kreide. Der Tote Spieler ist übrigens der Schwager von Wettbüro-Mitarbeiter Alkim Celik (Denis Moschitto). Und im „Mutluluk“ wäscht wiederum Tarim Abakay (Adrian Can) jenes Geld, das er mit manipulierten Wetten ergaunert hat. Zudem ist er der Präsident des Fußball-Regionalliga-Clubs TUS Hörde, an Drogengeschäften beteiligt und Fabers erklärter Erzfeind.

Das Leben ist hart, Faber ist härter

Es ist also eine Menge los in Dortmund. Da kann man leicht die Übersicht verlieren. Zumal mit dem Fußballer Denis Ritter auch noch eine zweite Leiche auftaucht. Hinzu kommen tiefe menschliche Zerwürfnisse. Prototyp des Elends ist Faber. Ungewaschen, mit abgewetzter Jacke und zerknitterten Hemd, dazu Sieben-Tage-Bart und schlechte Laune. Er hasst Sebastian Haller (Tilman Strauß) von der KTU aufs Blut, ebenso den Gangster Abakay und wohl auch das Leben selbst. Es gilt: Das Leben ist hart, Faber ist härter. „Da wird so ein altes weißes Trüffelschwein wie ich richtig wuschig“, bekennt er. Faber ist sich für nichts zu schade: Er grabscht sogar einen angebissenen Döner aus der Mülltonne, um an eine passende DNA zu gelangen.

Lösungen mit dem Baseballschläger 

Die Zutaten dieses Dortmunder Tatortes sind keineswegs neu: manipulierte Sportwetten, Undercover-Ermittlungen, ein Drogenpate, eine Geldbotin mit Schirmmütze, menschliche Konflikte unter den Ermittlern und eine raue Sprache Marke „Kotzen wie die Reiher“ und „F*** dich!“ All das macht die Erzählung hektisch und etwas unübersichtlich. Die düstere Stimmung tut ihr Übriges. Am Ende sehnt man das Ende herbei. Vielleicht geht es Rosa Herzog ähnlich, als sie von Faber eines Morgens mit dem Auto abgeholt wird und sich kurz darauf auf einem Schrottplatz wiederfindet. Faber holt einen Baseballschläger aus dem Kofferraum und erklärt: „Es hat mir auch geholfen. Ich habe damals auf meinen Schreibtisch eingeprügelt.“ So angeleitet, drischt Frau Herzog auf Scheiben und Scheinwerfer eines silbernen Kleinwagens ein. „Und besser?“, fragt Faber fürsorglich. Die Kommissarin grinst. Wenigstens eine hat etwas Vergnügen.

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