Bayer gibt sich trotz Sperre für Alonso in Frankfurt gelassen
Leverkusen. Wegen seiner vierten Gelben Karte darf Xabi Alonso bei Leverkusens Auswärtsspiel in Frankfurt nicht an der Seitenlinie stehen. Der Deutsche Meister lässt sich von der Sperre seines Erfolgstrainers aber nicht beirren. Wer das Team stattdessen coachen wird.
Leverkusens Trainer Xabi Alonso (r.) gibt im Spiel gegen AS Rom Anweisungen an Alejandro Grimaldo (l.) und die Werkself.
Wenn Bayer Leverkusen am Sonntag bei Eintracht Frankfurt antritt (17.30 Uhr/Dazn), steht Xabi Alonso nicht an der Seitenlinie. Der Trainer der Werkself sah beim 2:2 gegen Stuttgart seine vierte Gelbe Karte und ist für das anstehende Gastspiel am Main gesperrt. Allzu große Hoffnungen auf einen Vorteil sollten sich die Hessen deswegen aber nicht machen. „Wir sind bereit und unser Ziel ist klar“, betont der Spanier kurz vor dem Rückflug aus Rom.
Nach dem 2:0-Sieg in der italienischen Hauptstadt ist seine Mannschaft nur noch einen Schritt vom Endspiel der Europa League in Dublin entfernt. Florian Wirtz brachte den Deutschen Meister nach einer knappen halben Stunde in Führung, Robert Andrich erzielte mit einem Traumtor aus etwa 20 Metern den Endstand. Vor und nach beiden Treffern zeigten die nun seit 47 Spielen ungeschlagenen Leverkusener eine reife Leistung gegen die durchaus bissigen und immer wieder gefährlichen Römer – und hatten am Ende auch ein bisschen Glück, ohne Gegentor die Heimreise anzutreten.
Bayer Leverkusen hat aktuell nur Luxusprobleme
Alonsos taktischer Kniff, auf einen echten Mittelstürmer zu verzichten, ging auf. Stattdessen setzte der Coach auf Spieler „mit mehr Mobilität und ohne klare Position“, wie er es umschrieb. Gemeint sind Amine Adli, Jeremie Frimpong und Alejandro Grimaldo, die immer wieder die letzte Linie der Gastgeber attackierten. Aber auch Wirtz, der eine Stunde nach dem Schlusspfiff in Rom auch noch seinen 21. Geburtstag zu feiern hatte. „Wir haben genug Möglichkeiten im Kader. Das ist für mich ein Luxus“, sagte Alonso nach dem verdienten Sieg.
Ohnehin scheint es in Leverkusen aktuell nur Luxusprobleme zu geben. Die Deutsche Meisterschaft war offenbar nur der erste Triumph in dieser außergewöhnlichen Saison. Der Finaleinzug in der Europa League soll der nächste sein, natürlich gekrönt mit dem Titel, ehe am 25. Mai das Endspiel des DFB-Pokals in Berlin ansteht. Das Triple für Bayer kommt inzwischen nicht mehr als Utopie, sondern als wahrscheinliches Szenario daher.
Doch zuvor geht es nach Frankfurt. Selbst in der bereits gewonnenen Liga ist die Werkself nicht ohne weitere Ziele. Bis zum Ende unbesiegt zu bleiben, dürfte ein Rekord für die Ewigkeit sein – oder zumindest für sehr, sehr lange Zeit. Drei Spiele fehlen noch für den inoffiziellen Titel der „Unbesiegbaren“. Die Eintracht wäre zu gerne der Spielverderber. „Alle wollen uns natürlich schlagen, aber wir wollen ungeschlagen bleiben“, betonte Alonso. „Das ist jede Woche ein bisschen schwieriger, aber wir haben dieses große Ziel.“
77 Duelle gegen Frankfurt, keins blieb torlos
Allerdings ist Frankfurt immer eine heikle Angelegenheit für die Leverkusener. Der letzte Sieg bei der Eintracht gelang im November 2017. Seitdem setzte es immer wieder teils heftige Niederlagen für Bayer, etwa 2021 mit 2:5 oder 2022 mit 1:5. Umgekehrt sehen die Hessen mit zuverlässiger Wahrscheinlichkeit schlecht im Rheinland aus. Dass diese Partie mit bislang 77 Ausgaben in der Liga noch nie torlos endete, spricht für einen ereignisreichen Sonntagabend – und über allem schwebt die Frage: Wie wirkt sich Alonsos Abwesenheit während des Spiels aus?
Co-Trainer Sebastián Parrilla wird ihn an der Seitenlinie vertreten. Ironischerweise war der Argentinier in Rom gesperrt, weil er sich während des 1:1 bei West Ham United im Viertelfinal-Rückspiel der Europa League ein Wortgefecht der intensiveren Art mit Billy McKinlay auf der Bank der Engländer lieferte und wie sein Gegenüber die Rote Karte sah. „Es war fast ein bisschen wie ein Test für unsere Kommunikation, dass er nun gefehlt hat, aber Bundesliga und Europa League ist ein bisschen was anderes“, sagte Alonso.
Alonso sieht Vorteile beim Tribünenplatz
„Ich kann vor dem Spiel und in der Halbzeit in der Kabine bei der Mannschaft sein, um zu erklären, was wir taktisch brauchen.“ Zudem seien seine Spieler intelligent genug, um mit der Situation umzugehen. Er mache sich daher keine Sorgen, dass er während des Spiels nicht direkt eingreifen könne. Stattdessen sieht er zumindest einen kleinen Vorteil an seinem Tribünenplatz: „Die Sicht auf das Spiel ist besser.“
Robert Andrich ist ebenfalls unbesorgt. Der Traumtorschütze räumte zwar ein, dass es eine Umstellung sei, „aber wir sind als Mannschaft so gefestigt, dass wir das schon hinbekommen. Er wird uns seinen Matchplan mitgeben.“ Und vielleicht, hob der 29-Jährige an, verlaufe die erste Halbzeit ja bereits so eindeutig, dass Alonso in der Pause gar nicht mehr groß eingreifen müsse.
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