Basler Friedhof fest in russischer Hand
Auf dem Basler Friedhof Hörnli haben am Donnerstag die russische Botschaft und über 100 Exilrussinnen mit wehenden Fahnen dem Sieg über Nazideutschland gedacht.
Am Auffahrtsdonnerstag ist auf dem Friedhof Hörnli in Basel die Sowjetunion kurzzeitig wiederauferstanden. Am «Tag des Sieges» über Nazideutschland, der in Russland am 9. Mai jeweils mit viel Pomp gefeiert wurde, ist auch der grösste Schweizer Friedhof fest in russischer Hand.
Bei ihrer Flucht aus einem Lager der Nazis in Süddeutschland starben vier russische Soldaten, als sie den Rhein nach Basel queren wollten. Sie wurden in Basel begraben. Im Jahr 2000 wurde das Grab auf die Prominenten-Allee des Friedhofs Hörnli gezügelt und um 19 weitere Namen von russischen Soldaten ergänzt, die während des Zweiten Weltkriegs in der Schweiz gestorben sind. Am 9. Mai, dem «Tag des Sieges» über Nazideutschland werden hier Kränze und Blumen niedergelegt. So auch am Auffahrtsdonnerstag.
Um zehn Uhr morgens wehen alte Sowjetfahnen vor dem Eingang des Friedhofs. Exilrussinnen und -russen versammeln sich mit Georgsbändern und Blumen ausgestattet, um den gefallenen Soldaten zu gedenken. Auch Mitglieder des Putin-loyalen russischen Motorradclubs Nachtwölfe sind da.
Gleichzeitig legt eine Delegation der russischen Botschaft mit Gästen befreundeter Staaten wie Belarus, Aserbaidschan oder Usbekistan Kränze nieder. Bis die Diplomaten weg sind, ist das Grab Sperrzone. Ein Grossaufgebot der Polizei ist vor Ort und sichert die Botschaftsdelegation vor ungebetenen Gästen. Diese wird erst seit der Invasion Russlands in der Ukraine aufgeboten, musste aber noch nie intervenieren.
Nachdem die Diplomaten in ihren Limousinen davongefahren sind, dürfen alle zum Soldatendenkmal. Eine Hundertschaft marschiert mit wehenden Fahnen durch den Friedhof. Die Putin-Biker werden wie Ehrengäste gefeiert. Anwesend ist auch der ehemalige SVP-Jungpolitiker Wilhelm Wyss, der mit anderen Schweizer Putin-Fans Vodka auftischt.
Heuer sind deutlich mehr Exilrussinnen und -russen sowie schweizerische Sympathisanten angereist als in den letzten Jahren. Sie blieben aber unter sich. Protestaktionen, wie es 2022 eine gab, blieben aus.