Basel erweitert Überbauung Im Rheinacker
Bei der Aufstockung der Überbauung an der Landauerstrasse gab es viele Reklamationen. Entstanden sind 36 neue preisgünstige Wohnungen.
36 von 1000 neuen preisgünstigen Wohnungen in Basel: Überbauung Im Rheinacker.
Die Umgebung ist noch braun und karg. Der Zugang ist noch provisorisch, der Lift in die beiden neuen Stockwerke erst beschränkt nutzbar. Trotzdem ziehen demnächst die ersten Bewohnerinnen und Bewohner in die 36 neuen Wohnungen in drei Wohngebäuden der Überbauung Im Rheinacker an der Landauerstrasse im Hirzbrunnenquartier ein.
Im März schrieb Immobilien Basel-Stadt (IBS) die Wohnungen zur Erstvermietung aus. 22 Mietverträge sind bereits unterschrieben. Die Nachfrage sei gross, verriet am Mittwoch bei einer Besichtigung vor Ort IBS-Geschäftsleiterin Barbara Rentsch.
Die 36 Wohnungen sind Teil des Wohnbauprogramms 1000+, bei dem der Kanton Basel-Stadt bis ins Jahr 2035 insgesamt tausend preisgünstige Wohnungen erstellen will. Die Vorgaben für potenzielle Mieterinnen und Mieter sind streng. Wichtigste Bedingung ist deren wirtschaftliche Situation. Infrage kommt nur, wer bereits seit mindestens zwei Jahren im Kanton Basel-Stadt lebt.
Dies habe der Regierungsrat so entschieden, um einen Zustrom Auswärtiger zu verhindern, erklärte Finanzdirektorin Tanja Soland (SP). Wichtig sei auch, dass die Wohnungen entsprechend ihrer Grösse gut ausgelastet seien. «Wir wollen möglichst vielen Menschen die Möglichkeit einer solchen Wohnung bieten», so Barbara Rentsch.
Eine Bohrung endete in der Toilette
Luden am Mittwoch zum Medienrundgang: Barbara Rentsch, Geschäftsleiterin Immobilien Basel-Stadt, Finanzdirektorin Tanja Soland und Architekt Dietrich Lohmann (v.l.n.r.).
Die Sanierung der 188 vorhandenen Wohnungen und die Aufstockung mit zwei Stockwerken – diese bestehen zu grossen Teilen aus Holz – wurden im bewohnten Zustand vorgenommen. Der Grossteil der Bewohnerinnen und Bewohner entschied sich bei reduziertem Mietzins fürs Bleiben. Manche von ihnen werden dies im Nachhinein bereut haben. Die Bauarbeiten im Rahmen der Aufstockung sorgten für erhebliche Immissionen, die zu vielen Reklamationen führten. «Es wurden Fehler gemacht», gab Regierungsrätin Tanja Soland zu.
Gerade die Mieterinnen und Mieter im obersten Stockwerk, also jene, die direkt unter dem Neubau wohnen, waren von den Bauarbeiten betroffen. So kam es vor, dass eine Bohrung in der Toilette einer bewohnten Wohnung endete und bei Erschütterungen Verputz von einer Decke bröckelte. Von der schlecht begehbaren Umgebung ganz zu schweigen.
Tanja Soland und Barbara Rentsch sind nach wie vor davon überzeugt, dass es richtig ist, Sanierungen und Verdichtungen auch im Bestand vorzunehmen. Fehler wurden vor allem in der Kommunikation gemacht. Die bestehenden Mieterinnen und Mieter wurden zu wenig über mögliche Immissionen aufgeklärt. Das müsse man für zukünftige Projekte verbessern, bekräftigte die IBS-Geschäftsleiterin. Auch müssten die Baufirmen sorgfältiger vorgehen.
Anreize zum Ausziehen
Im Inneren sind die Wohnungen umfassend saniert worden.
Die Mieten im Wohnbauprogramm 1000+ liegen 20 Prozent unter der Marktmiete. Eine 3,5-Zimmer-Wohnung im obersten Stockwerk mit grosszügiger Terrasse kostet exklusive Nebenkosten 1490 Franken. Ändern sich die Lebensumstände eines Mieters oder einer Mieterin – zum Beispiel mit einem höheren Einkommen –, kann die Miete nach oben angepasst werden.
Es müsse aber verhindert werden, dass Menschen in diesen Wohnungen leben, die nicht mehr darauf angewiesen sind. Deshalb setzt der Kanton im Gegensatz zu Genossenschaften auf eine subjektbasierte und nicht objektbasierte Unterstützung. Es müsse auch Anreize zum Ausziehen geben, falls jemand nicht mehr auf eine preisgünstige Wohnung angewiesen sei oder diese von der Anzahl Mitbewohnerinnen und Mitbewohner nicht mehr vollständig ausnütze.
«Viele Genossenschaften haben Probleme, wenn ältere Personen grosse Wohnungen besetzen und junge Familien darin keinen Platz finden», mahnte Tanja Soland. Deshalb brauche es auch attraktiven preisgünstigen Wohnraum für ältere Menschen. Mit den preisgünstigen Mieten im Rahmen von 1000+ erzielt der Kanton Basel-Stadt noch immer eine kleine Rendite. Steuerzahlerinnen und Steuerzahler müssten diese Wohnungen nicht quersubventionieren, versicherte Soland.
Nach der Überbauung mit 62 Wohnungen am Hirtenweg war die Überbauung Im Rheinacker das zweite Grossprojekt im Rahmen des Wohnbauprogramms 1000+. In den kommenden Jahren folgen 30 neue Wohnungen an der Hochbergerstrasse, rund 150 Wohnungen im Quartier Volta Nord und rund 130 Wohnungen im Lysbüchel in Volta Nord. Barbara Rentsch ist optimistisch, dass bis 2035 das Ziel der tausend neuen preisgünstigen Wohnungen erreicht werden kann.
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