«Dune: Teil 2»: «Das Imperium schlägt zurück» des neuen Jahrtausends

«dune: teil 2»: «das imperium schlägt zurück» des neuen jahrtausends

«Dune: Teil 2»: Timothée Chalamet schlüpft wieder in die Rolle von Paul Atreides.

Am 29. Februar startet hierzulande endlich die Fortsetzung zu «Dune», in der die zweite Hälfte von Frank Herberts (1920-1986) Auftaktroman «Der Wüstenplanet» (1965) erzählt wird. Selbstverständlich war das zunächst nicht: Als «Dune» 2021 in die weltweiten Kinos kam, hing die Zukunft des potenziellen Sci-Fi-Franchises am seidenen Faden. Erst als abzusehen war, dass der aufwändige Film von Denis Villeneuve (56) trotz der Ausläufer der Corona-Pandemie solide Zahlen schreibt, wurde auch dem zweiten Teil grünes Licht erteilt.

Ein Glück, wäre dem Kino sonst ein Film verwehrt geblieben, der uns dessen immanente Daseinsberechtigung in Zeiten unendlicher Streamingangebote nachhaltig vor Augen führt. «Dune: Teil 2», das ist optische Opulenz, die massiv von der harten Arbeit des Vorgängers profitiert – und einige erzählerische Minenfelder gekonnt zu umschiffen weiss.

«Wer das Spice kontrolliert, kontrolliert das Universum»: Darum geht es

«Dune: Teil 2» setzt unmittelbar an die Geschehnisse des Vorgängers an: Der junge Paul Atreides (Timothée Chalamet, 28) wurde kurz nach der Ankunft auf dem harschen Wüstenplaneten Arrakis Zeuge einer Intrige von galaktischem Ausmass: Das gesamte Haus Atreides ist soeben im Zuge eines Komplotts des Imperators (Christopher Walken, 80) und der barbarischen Harkonnen abgeschlachtet worden. Einzig Paul und seine Mutter Lady Jessica (Rebecca Ferguson, 40) scheinen dem Blutbad, das seinen Ursprung im Kampf um die mächtige wie lukrative Droge Spice fand, entkommen zu sein.

Ihre Lage ist dennoch kaum besser: Zwar wurden sie inmitten der tödlichen Wüste von einer Gruppe der einheimischen Fremen aufgenommen. Die meisten der Ureinwohner stehen den vermeintlichen Invasoren aber höchst skeptisch gegenüber und würden sie am liebsten den riesigen Sandwürmern zum Frass vorwerfen. Einen Verbündeten finden sie ausgerechnet mit Fremen-Anführer Stilgar (Javier Bardem, 54), der in Paul die Inkarnation des Mahdi sieht – eines messianischen Retters. Paul selbst treibt hingegen zunächst nur eines an: Er will Rache an Baron Vladimir Harkonnen (Stellan Skarsgård, 72) und dessen Gefolgsleuten nehmen. Sein Glück: Auch auf Arrakis verbindet nichts so sehr wie ein gemeinsamer Feind…

Die neue Sci-Fi-Referenz

Als vor rund drei Jahren der Abspann von «Dune» über die Leinwand rollte, sorgte das nicht nur für Jubelstürme. Schliesslich endete der Auftakt der inzwischen als Trilogie geplanten Sci-Fi-Reihe in der Tat recht antiklimaktisch und genau zu einem Zeitpunkt, an dem die Geschichte an Fahrt aufnahm. Von der harten Arbeit des Auftaktfilms profitiert nun aber umso mehr die Fortsetzung: «Dune» kümmerte sich darum, den Zuschauern die ungemein komplexe Sci-Fi-Welt, die Autor Frank Herbert vor rund 60 Jahren ersann, an die Hand zu geben. «Dune: Teil 2» erntet nun die Früchte und streicht rückwirkend einige Kritikpunkte, die an Teil eins lautgeworden waren.

Das ist wahrlich nicht selbstverständlich. Dem zweiten Teil einer Filmtrilogie wird schliesslich die undankbare Aufgabe zuteil, den Start mit dem grossen Finale zu verknüpfen. Misslingt dies, wirkt der mittlere Film wie ein blosses Mittel zum Zweck, der das Ende unnötig in die Länge zieht. Gelingt es dagegen, so reift die goldene Mitte nicht selten zum besten Teil der gesamten Trilogie. Bei «Der Herr der Ringe – Die zwei Türme» war das so, bei der Original-Trilogie von «Star Wars» ebenso, auf dem Wüstenplaneten schickt es sich derweil an. «Dune: Teil 2» kann schon jetzt ein gewaltiges Gütesiegel verliehen werden – es ist «Das Imperium schlägt zurück» des neuen Jahrtausends geworden.

Schöner wird’s nicht

Das liegt nicht nur daran, dass es nach der ausführlichen Exposition in Teil eins nun von der ersten bis zur letzten der rund 170 Minuten Schlag auf Schlag geht. Auch «Dune: Teil 2» gönnt sich ruhige Momente, dank derer das Schlachtengetöse erst so richtig zur Geltung kommt. Villeneuve und sein Team schaffen es zudem, die optische Opulenz des Vorgängers noch zu toppen. «Dune: Teil 2» kann zu einer beliebigen Sekunde angehalten werden – das Standbild würde ein vorzügliches Poster ergeben. Einen schöneren Film, der zugleich mit bildgewaltigeren Schauwerten gekonnt für Immersion sorgt, wird es dieses und wohl viele weitere Jahre nicht geben.

Nach realen Thematiken wie in «Prisoners» und «Sicario» macht sich Villeneuve zunehmend einen Namen als begabter Sci-Fi-Regisseur. Das zeigte sein Film «Arrival» von 2016, das Jahr darauf legte er mit «Blade Runner 2049» gar ein nicht für möglich gehaltenes Husarenstück ab – einen würdigen Nachfolger zu Ridley Scotts (86) Meisterwerk von 1982. Mit letztgenanntem Film verbindet «Dune: Teil 2» eine grosse Ähnlichkeit, wenn auch unter exakt umgekehrten Vorzeichen.

Der Ritt auf dem Sandwurm – und der Rasierklinge

Es ist die Frage und die Suche nach der Bestimmung. Herberts Roman und mit ihm nun Villeneuves Film beschäftigen sich mit einer Form der mythischen Heldenreise, die schon 1965 nicht neu war – man denke nur an die Artus-Sage. Überhaupt präsentiert «Dune» das Mittelalter der Zukunft: Statt Berge und Ozeane trennen hier Lichtjahre luftleeren Raums den von Aberglaube gestützten Imperialismus.

Dass in Person von Paul Atreides ein Mitglied der herrschenden Klasse zum Heilsbringer der unterdrückten Masse wird, ist eine problematische Narrative. «Dune» schafft es aber auf clevere Weise darzulegen, wie ausgerechnet die über Jahrhunderte kultivierte Mär vom Erlöser überhaupt erst dafür sorgte, die Bevölkerung des Wüstenplaneten zu unterjochen. Es mag zwar stimmen: «Wer das Spice kontrolliert, kontrolliert das Universum». «Dune: Teil 2» legt jedoch nahe, wie religiöse Manipulation im Hintergrund bestimmt, wer letztendlich das Sagen hat.

Ryan Goslings (43) Figur in «Blade Runner 2049» wurde buchstäblich der Gedanke eingepflanzt, dass er der Erlöser sei. Bei «Dune» zweifelt derweil am meisten die Hauptfigur selbst an ihrer vermeintlichen Bestimmung, wehrt sich zunächst aktiv dagegen. Jedoch hat diese längst Züge angenommen, die sie zur selbsterfüllenden Prophezeiung werden lassen: Ein Prophet, der sich nicht als Prophet sieht? Diese Form der Bescheidenheit kann nur ein wahrhafter Prophet innehaben, so Fremen-Anführer Stilgar.

Hundsgemeiner Glatzen-Elvis statt Sting im Space-Speedo

Hauptdarsteller Timothée Chalamet vermag es gekonnt, die Mischung aus Rachegelüste, ungewollte Heldenverehrung, Trauer um gefallene Freunde und Liebe für neue Verbündete in sich zu vereinen. Ebenso wie Rebecca Ferguson legt sein Schauspiel aber auch nahe, dass es ein schmaler Grat ist, ehe aus hehren Absichten opportunistische Manipulation werden kann. Kurzum: Paul Atreides wird in «Dune: Teil 2» ein komplexer Facettenreichtum verliehen.

Das genaue Gegenteil ist beim neuen grossen Schurken Feyd-Rautha Harkonnen der Fall. In David Lynchs (78) Verfilmung von 1984 schlüpfte hierfür noch Sting (72) in die Rolle – und seinen ikonischen Space-Speedo. In der Neuauflage ist es «Elvis»-Darsteller Austin Butler (32), der sich von seiner bösesten Seite zeigen darf – er tut dies mit diebischer Freude und besser gekleidet als Sting, dafür komplett kahlgeschoren.

Wenn es etwas an «Dune: Teil 2» zu mäkeln gibt, dann die Figurenzeichnung der Bösewichte. Deren Diabolik nimmt zuweilen beinahe satirische Züge an. Jeder Aspekt der Kultur der Harkonnen ist durch und durch verwerflich. Auf deren Heimatplaneten trauen sich augenscheinlich noch nicht einmal Farbpigmente nach draussen. Das mag im Einklang mit der Buchvorlage sein, wirkt aus heutiger Sicht aber ungewohnt plakativ.

Zumal Villeneuve damit dieselbe unnötige Angriffsfläche bietet, wie er es bei «Blade Runner 2049» schon tat: Auch darin übertrieb er es mit der Durchtriebenheit seines Schurken, gespielt von Jared Leto (52). Bei beiden Werken vermag dieser Makel aber nicht, etwas an der grundlegenden Qualität zu ändern. Auch «Dune: Teil 2» ist nicht nur fürs Kino gemacht. Es ist Kino.

Fazit:

Wer sich «Dune: Teil 2» entgehen lässt, wird sich sogleich den wohl schönsten Film des Jahres entgehen lassen. Er bietet eine optische Pracht, die ganz und gar in ihren Bann zu ziehen weiss und die fast drei Stunden Laufzeit schneller verstreichen lässt, als man «Sandwurm!» rufen kann.

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