Autoindustrie : BMW verkauft deutlich mehr Elektroautos – Gewinn bricht ein
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Bislang kam BMW besser durch die Krisen als die Konkurrenz. Nun tauchen die ersten Probleme auf – vor allem in einem Segment. Die Marge geht deutlich zurück.
Der BMW-Konzern ist schwach in das neue Jahr gestartet. Während der Absatz gegenüber dem Vorjahr weitgehend konstant blieb, brach der Gewinn um mehr als ein Viertel ein. Vor Finanzergebnis verdienten die Münchener in der Autosparte 2,7 Milliarden Euro und damit eine Milliarde weniger als noch im ersten Quartal 2023.
Als Grund für den für BMW ungewöhnlichen Gewinneinbruch nennt der Konzern höhere Herstellungskosten gegenüber dem Vorjahr. Angezogen hätten vor allem Zuliefererpreise und Lohnkosten. Auch das Geschäft mit Gebrauchtwagen drückt auf die Marge. Hier hatte BMW in den vergangenen Jahren Milliardengewinne erzielt. Zwar verdiene BMW mit den aus Leasingverträgen zurückgenommenen Autos immer noch Geld, aber nicht mehr so viel wie noch unmittelbar im Umfeld der Corona-Pandemie, als Autos knapp waren.
„Seit dem zweiten Quartal 2023 ist eine zunehmende Wettbewerbsintensität aufgrund der besseren Verfügbarkeit von Fahrzeugen zu beobachten“, erklärte der Konzern am Morgen. Dieser Faktor dürfte BMW noch länger belasten, denn das Unternehmen muss die Restwerte seiner Gebrauchtwagen niedriger ansetzen als zuletzt.
Im Ergebnis rutschte die operative Marge im Autogeschäft im ersten Quartal auf 8,8 Prozent, nach 12,1 Prozent im Vorjahr. Damit bleibt BMW knapp im selbst gesteckten Zielkorridor oberhalb von acht Prozent. Im laufenden Jahr will BMW eine operative Marge zwischen acht und zehnt Prozent im Autogeschäft erzielen. Das Konzernergebnis vor Steuern werde im Gesamtjahr leicht zurückgehen.
„Dies ist auf den Anstieg der Herstellungskosten und Fixkosten, insbesondere Personalkosten und F&E-Aufwendungen, gegenüber dem Vorjahr zurückzuführen. Auch der erwartete Preisrückgang auf den weltweiten Gebrauchtwagenmärkten wird dazu beitragen“, erklärte der Konzern am Mittwoch.
Absatz an Elektroautos steigt kräftig
BMW hat im ersten Quartal rund 595.000 Autos verkauft und damit 1,1 Prozent mehr als vor einem Jahr. Wachstumstreiber waren Elektroautos sowie hochmotorisierte und Luxusautos. Die Zahl der verkauften Batterieautos stieg um fast 28 Prozent auf 82.700. Damit folgt der Konzern seinem Ziel, bereits im kommenden Jahr eine Viertel seiner Absätze mit Elektroautos zu erfüllen.
In Europa wuchs die Nachfrage nach Autos der Münchner um 5,5 Prozent auf rund 228.000. In den USA stieg der Absatz um 1,2 Prozent auf rund 91.000 Autos. Im wichtigen chinesischen Markt dagegen gingen die Auslieferungen um 3,8 Prozent auf rund 187.000 Autos zurück. Eine Rolle spiele dabei der Modellwechsel beim 5er, der in China gerade erst anlaufe, betonte Konzernchef Zipse.
Der Verkauf der Marke Mini fiel weltweit sogar um 9,4 Prozent auf knapp 83.000 Fahrzeuge. Die Vorbereitungen für den Marktstart der neuen Mini-Familie liefen auf Hochtouren, teilte der Konzern mit.
Für 2024 peilt BMW ein leichtes Wachstum der Auslieferungen an. Vollelektrische Fahrzeuge und Modelle aus dem oberen Premiumsegment sollen zweistellig zulegen. Im vergangenen Jahr hatte BMW 2,55 Millionen Autos verkauft und damit deutlich mehr als je zuvor.
BMW-Chef warnt vor Strafzöllen auf Autos aus China
Bei der Vorstellung der Quartalsergebnisse warnte BMW-Chef Zipse auch vor unerwünschten Nebeneffekten bei der Einführung von Strafzöllen auf chinesische Autos in der Europäischen Union. Sollte es tatsächlich zu den Anti-Dumping-Zöllen kommen, werde das der deutschen Industrie viel mehr schaden als umgekehrt.
„Wenn man sieht, dass mehr als die Hälfte der chinesischen Importe von China nach Europa von nicht chinesischen Herstellern, nämlich von deutschen Herstellern kommen, dann sehen Sie, wie schnell man sich da ins Knie schießen kann“, so Zipse.
Wir glauben nicht, dass unsere Branche Schutz braucht
BMW importiert aus China etwa die elektrische Version des Mini sowie den iX3 nach Europa, Volkswagen produziert etwa das Cupra-Elektro-SUV Tavascan in der Volksrepublik für den Weltmarkt. Die EU-Kommission prüft derzeit Anti-Dumping-Zölle auf Elektroautos aus China. Das Ergebnis der Untersuchung soll zwar erst im November vorliegen, aber die EU könnte schon im Juli vorläufige Zölle erheben.
„Wir glauben nicht, dass unsere Branche Schutz braucht“, sagte Zipse in einem Gespräch mit Analysten. BMW und andere Autobauer seien von China abhängig, nicht nur, weil die Volksrepublik inzwischen für viele der wichtigste Einzelmarkt sei, sondern auch wegen nötiger Rohstoffe. „Es gibt kein einziges Auto in der EU ohne Teile aus China.“ Das gelte insbesondere für Elektroautos.
Erstpublikation: 08.05.2024, 07:47 Uhr.