Auswanderin im Interview - Nina zieht nach New York - und versteht plötzlich die Vorurteile über Deutsche

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Nina vor dem Empire State Building. privat

Nina Römer ist nach New York ausgewandert. Im Gespräch mit FOCUS online erzählt sie von den Herausforderungen, mit denen sie gerade am Anfang zu kämpfen hatte. Und sie erklärt, was ihr an der Stadt, die niemals schläft, besser gefällt als an Deutschland.

FOCUS online: Nina, zwischen deiner Heimat und deinem neuen Zuhause in New York liegen über 6000 Kilometer. Langstreckenflüge machen dir wohl nichts aus.

Nina Römer: Ich war noch kein Jahr alt, als ich zum ersten Mal mit meiner Familie nach Mauritius geflogen bin. Das war mein erster Langstreckenflug von vielen. Meine Mutter war Reiseverkehrskauffrau und mein Vater arbeitet im internationalen Vertrieb, das heißt, beide waren schon immer viel unterwegs und viel auf Reisen.

Was hat dich dazu bewogen, in die USA zu ziehen?

Tatsächlich spielte meine Leidenschaft für das Reisen dabei eine große Rolle. Ich war schon als Kind viel unterwegs und habe in der Schule vier Sprachen gleichzeitig gelernt. Ich weiß, das klingt streberhaft, aber das war und ist mein Hobby. Diese Reiseaffinität führte dann zu mehreren Auslandsaufenthalten während meiner Schul- und Studienzeit wie zum Beispiel in Mexiko, Chile, Frankreich oder Südafrika. Der Wunsch, in New York zu leben, begleitete mich aber schon seit der fünften Klasse. Als sich schließlich die Möglichkeit bot, zögerte ich nicht und zog in die Stadt, von der ich schon immer geträumt hatte.

„Die ersten drei Monate waren wie ein Traum“

Was genau war diese Möglichkeit?

Die Möglichkeit bot sich durch den Job meines Mannes. Er arbeitet bei einem internationalen Unternehmen, was es uns erleichterte, den Schritt ins Ausland zu wagen.

Du warst also vor deinem Umzug in den „Big Apple“ noch nie in New York?

Doch, mit 15 Jahren. Mein Mann hingegen hatte die Stadt noch nie zuvor besucht.

Wie fühlte es sich für euch an plötzlich mitten in Manhattan zu sein? Kulturschock pur?

Unsere ersten Tage in New York waren einfach überwältigend. Wir lebten zunächst in einem Hotel, weil wir natürlich erstmal auf Wohnungssuche gehen mussten. Die Stadt selbst war laut, hektisch und überall dampfte es aus den Straßen. Alles war total quirlig. Es waren so viele Eindrücke auf einmal, dass wir anfangs fast überfordert waren. Dennoch waren die ersten drei Monate für mich wie ein Traum. Ich war so glücklich, dass sich mein langgehegter Wunsch erfüllt hatte.

„Wohnungssuche in New York ist wie ein Haifischbecken“

Du sprachst von der Wohnungssuche. Wie lief das ab?

Wir haben innerhalb von zwei Tagen über 30 Apartments besichtigt. Das sind sogenannte „Apartment-Touren“. Die Wohnungssuche in New York ist wie ein Haifischbecken – man muss sich für eine Wohnung in der nächsten Minute entscheiden und sich sofort bewerben, wenn sie einem gefällt. Sonst ist sie am Ende des Tages weg. Nach dem Motto: „First come, first serve“.

Es war aufregend, diese Apartments zu besichtigen, die man sonst nur aus Filmen kennt. Der Blick auf die Skyline von einer Dachterrasse aus war einfach atemberaubend – ganz anders als die Wohnungssuche in Deutschland. Am Ende haben wir ein schönes Zuhause gefunden, mit dem wir sehr zufrieden sind.

In zwei Tagen 30 Apartments besichtigen, das klingt herausfordernd. Was kam noch auf euch zu, als ihr nach New York gezogen seid?

Eine der größten Herausforderungen war, dass wir ohne Möbel ankamen und erst einmal alles neu kaufen mussten. Auch die Eingewöhnung an das neue Umfeld und den neuen Alltag war herausfordernd.

Gab es auch positive Überraschungen?

In Bezug auf die Bürokratie hatte ich anfangs Bedenken, aber ich war positiv überrascht, wie einfach und schnell die bürokratischen Prozesse hier ablaufen. Die Antragstellung für die New Yorker IDs, die man unter anderem braucht, um durchs Land zu reisen, war beispielsweise extrem unkompliziert und schnell erledigt. Das fand ich im Vergleich zur deutschen Bürokratie sehr angenehm.

auswanderin im interview - nina zieht nach new york - und versteht plötzlich die vorurteile über deutsche

Nina Römer ist 2022 wegen des Jobs ihres Mannes Leo nach New York gezogen. privat

„Es gibt hier keine ‘Bürgerpolizei’, die einen verurteilt“

Wie sieht es mit deiner persönlichen Amerikanisierung aus? Hat dich die Zeit in Manhattan verändert?

Ganz klar ja. In New York ist es so, dass man wirklich sein kann, wie man ist. Die Stadt ist ein Schmelztiegel der Kulturen und jeder wird hier akzeptiert. Dieser freigeistige Charakter der Stadt hat mich sehr geprägt. Es gibt hier keine „Bürgerpolizei“, die einen für jede kleine Missachtung der Regeln verurteilt, wie ich es in Deutschland oft erlebe. Fährst du hier mit dem Fahrrad auf der falschen Seite oder in die falsche Richtung, interessiert das niemanden. In Deutschland bekommst du dafür was zu hören.

Ich fühle mich hier einfach freier, mutiger und offener. Es ist auch üblich, einfach mit Fremden ins Gespräch zu kommen, was ich sehr mag und deshalb auch in Deutschland so mache, wenn ich zu Besuch bin. Das funktioniert dann aber eher nicht so gut. In Deutschland ist schon die Tonalität eine ganz andere.

Das Vorurteil, dass die Deutschen unfreundlicher, mürrischer sind, stimmt also?

Dieses Vorurteil habe ich nie verstanden. Obwohl ich schon so oft im Ausland war, fand ich das eigentlich immer ungerechtfertigt. Aber jetzt ist es das erste Mal, dass ich auch so denke. Das fällt mir jetzt noch mehr auf, wenn ich in Deutschland zu Besuch bin. Es dauert nicht lange, bis das Gemecker losgeht.

Dabei denkt man doch in New York, bekannt für seine Hektik und den harten Wettbewerb, wären viele schlecht gelaunt. Ist die Realität anders?

Es gibt sicherlich auch die hektischen und konkurrenzorientierten Aspekte der Stadt. Aber allgemein empfinde ich die Menschen hier als sehr freundlich und aufgeschlossen. Man wird hier eher für seine Individualität gelobt als kritisiert. Es gibt hier eine grundsätzlich positive und unterstützende Atmosphäre, die ich sehr schätze.

„Das deutsche Money-Mindset hilft ungemein“

Du wirst sicher manchmal als Deutsche identifiziert oder musst dich als Deutsche „outen“. Wie ist die Meinung über Deutschland in der Stadt, die niemals schläft?

Grundsätzlich ist die Sichtweise auf Deutschland sehr positiv. Allerdings sind Amerikaner meist darauf bedacht, eine positive Stimmung aufrechtzuerhalten. Daher könnte es sein, dass Kritik eher zurückgehalten wird. Interessant war die Wahrnehmung während der ersten Monate des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine, wo durchaus der Wunsch durchschimmerte, dass sich Europa stärker einbringen könnte.

Generell wird Europa und insbesondere Deutschland aber oft für seine soziale Sicherheit und großzügige Urlaubsregelungen gelobt. Missverständnisse über die geographische Lage Deutschlands, wie man sie oft Amerikanern zuschreibt, sind mir in New York noch nicht begegnet.

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Nina und Leo Römer im Antelope Canyon. privat

 

Wenn Nichtamerikaner an die USA denken, träumen sie oft vom „American Dream“.  Wie sieht dieser Traum für deutsche Auswanderer aus? Wird euer „American Dream“ Wirklichkeit oder gibt es unüberwindbare Hindernisse?

Zunächst ist gerade New York für mich ein wahrer Traum. Die Stadt hat unzählige Restaurants, Bars und andere Erlebnismöglichkeiten. Zudem ist New York ein attraktives Reiseziel für Besucher, wodurch wir oft Besuch aus der Heimat bekommen. Auch die Reisemöglichkeiten innerhalb der USA sind ein großer Pluspunkt. Ob Nationalparks in Utah oder Städtereisen nach Miami oder San Francisco – wir genießen die vielen Reisen sehr. Das ist, was wir unbedingt wollten.

Es gibt keine Abstriche, die ihr machen müsst?

Man muss definitiv erst einmal eine Arbeitserlaubnis bekommen, um wirklich an all dem teilhaben zu können. Das war zwar bei uns durch den Job meines Mannes gegeben, aber ohne Arbeitserlaubnis ist das Leben hier erst einmal schwierig. Einen Job zu finden, ist insbesondere ohne amerikanischen Universitätsbackground eine Herausforderung.

Zudem sind die Arbeitsbedingungen und -kulturen hier anders. Es gibt weniger Jobsicherheit als in Deutschland und auch weniger Urlaubstage. Zudem ist die Trennung zwischen Arbeits- und Privatleben weniger ausgeprägt.

Weniger Jobsicherheit dürfte viele abschrecken. Immerhin gilt New York als eine der teuersten Städte der Welt.

Es ist tatsächlich eine Herausforderung, hier zu leben. Aber man kann es schaffen, insbesondere mit guter Ausbildung und einem gut bezahlten Job. Die höchsten Kosten sind in der Tat die Mietkosten. Hinzu kommen Kosten für Lebenshaltung und Freizeitaktivitäten. Aber wenn man bewusst lebt und zum Beispiel auch mal zu Hause kocht, statt immer auszugehen, kann man gut über die Runden kommen. Da helfen deutsche Gewohnheiten ungemein.

Deutsche Gewohnheiten?

Zum Beispiel das deutsche Money-Mindset. Ich gehe definitiv anders mit Geld um als die meisten hier in New York. Die Tendenz zum Sparen und zur finanziellen Vorsorge ist in Deutschland viel ausgeprägter. In New York habe ich oft erlebt, dass Leute eher im Moment leben und weniger an die Zukunft denken. Es ist nicht unüblich, dass man sich z.B. eine teure Mitgliedschaft in einem Wellness-Studio leistet, während man gleichzeitig kaum Geld zum Leben hat. Auch die Tendenz, Schulden zu machen, um z.B. ein Studium zu finanzieren, ist in den USA weit verbreiteter und viel normaler, alltäglicher als in Deutschland.

Wir leben hier auf dem Gipfel des Kapitalismus

Wie lange soll dein Traum vom Leben in New York gehen? Planst du langfristig, zu bleiben oder zieht es dich irgendwann zurück nach Deutschland?

Wir lieben New York, aber langfristig sehen wir unseren Lebensmittelpunkt wieder in Europa. Die Vielfalt Europas, die gesellschaftlichen Verhältnisse und die Nähe zur Familie sind einfach unschlagbar. Wir haben jedoch noch kein konkretes Enddatum für unsere Zeit in New York festgelegt, momentan sehen wir das Jahr 2025 als möglichen Zeitpunkt für die Rückkehr.

Hier in den USA ist vieles stärker geldorientiert, was nicht immer zu unserer Lebensphilosophie passt. Wir sagen immer: Wir leben hier auf dem Gipfel des Kapitalismus. Ich will damit nicht sagen, dass Europa nicht kapitalistisch ist, das wäre eine krasse Übertreibung. Aber es geht eben ein bisschen weniger ums Geld als hier.

Hast du ein Beispiel dafür?

Man muss sich nur mal die Preise für Eintrittskarten anschauen: Eine Konzertkarte in einer guten Sitzreihe oder ein Ticket für ein American-Football-Spiel, da kann muss man schon mal 1000 Dollar bezahlen für einen guten Platz. Das zum Beispiel ist einfach so irre.

Dennoch würdest du es empfehlen, nach New York auszuwandern?

Auf jeden Fall. New York ist nicht umsonst eine Stadt, die viele Menschen fasziniert. Hier zu leben, ist ein einzigartiges Erlebnis. Aber man sollte sich im Klaren sein, dass man einen ausreichend bezahlten Job braucht, um hier gut leben zu können. Die Lebenshaltungskosten sind extrem hoch. Wer bereit ist, sich darauf einzulassen, und Lust hat, etwas Neues zu erleben, sollte den Schritt wagen.

Wichtig ist auch, Geduld und eine gewisse Hartnäckigkeit mitzubringen, insbesondere bei der Jobsuche. Die amerikanische Arbeitswelt funktioniert ein wenig anders als die deutsche, aber wenn man sich darauf einlässt, kann man hier eine tolle Zeit haben.

Mehr über Nina Römers Zeit in Amerika können Sie hier auf ihrem persönlichen Blog erfahren.

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