Heuschnupfen – die Schattenseite des Frühlings
Der Frühling als Fluch und Segen zugleich
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Der Frühling als Fluch und Segen zugleich
Während sich andere auf blühende Wiesen und das satte Grün der Bäume freuen, verbinden Allergiker den Beginn des Frühlings mit tränenden Augen und einer ständig verstopften Nase. Der scheinbar harmlose Blütenstaub hindert Erkrankte sogar oft, an normalen Tätigkeiten des Alltags teilzunehmen. Konzentration bewahren, arbeiten oder auch schlafen können von der Allergie gestört werden. Für viele Allergiker ist die Zeit der Farben und Blüten kaum zu ertragen. Über die vergangenen Jahre hinweg haben Wissenschaftler verschiedene Behandlungsmöglichkeiten entwickelt. Für einige Kranke bedeuten diese, den Frühling – zumindest kurzzeitig – mal genießen zu können. Doch woher kommt Heuschnupfen eigentlich und warum sind so viele Menschen davon betroffen? Welt der Wunder hat alles Wissenswerte zur Allergie untersucht.
Keine Modeerscheinung
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Keine Modeerscheinung
Allergien sind kein Phänomen der Moderne. Die Suche nach einem Mittel gegen Asthma, welches ein häufiges Symptom von Heuschnupfen ist, erfolgte bereits vor 2000 Jahren. Der eigentliche Allergiebegriff entstand jedoch erst im 20. Jahrhundert. Der Wiener Kinderarzt Clemens von Pirquet prägte den Begriff maßgeblich. Während seiner Forschung im Bereich von Impfungen und Serumkrankheiten machte Pirquet eine Entdeckung, die richtungsweisend war: 1906 führte er den Begriff der „Allergie“ ein, als er feststellte, dass Antikörper nicht nur eine schützende Funktion für den Körper haben , sondern dass diese auch die Ursache für Überempfindlichkeitsreaktionen sein können. Der Allergiebegriff setzt sich aus den griechischen Wörtern „allos“, welches für „anders“ und „ergein“, welches für „reagieren“ zusammen.
Eine Volkskrankheit
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Eine Volkskrankheit
Pirquets Forschungen sind für die heutige Wissenschaft noch immer von großer Bedeutung, denn die Anzahl der Erkrankungen nahm über die vergangenen Jahrzehnte drastisch zu. Die Vermehrung von Allergien fand besonders im Industriezeitalter statt. Und auch heute noch ist die Anzahl an Allergikern in Industrieländern sehr hoch. Warum das so ist, ist laut Experten nicht gänzlich geklärt. Vermutet wird, dass Stickoxide, Ruß, Zigarettenrauch und Abgase die Durchlässigkeit der Schleimhaut erhöhen und somit den Weg auch für Pollen eher frei machen. Laut einer Forsa-Umfrage der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft (DDG) sind 39 Prozent aller Frauen und 27 Prozent aller Männer in Deutschland von einer Überempfindlichkeit des Immunsystems betroffen – das bedeutet fast jeder Dritte Bundesbürger. Bei 43 Prozent der Betroffenen richtet sich die Allergie gegen Pollen, gefolgt von Hausstaubmilben und Lebensmittelallergien. Doch warum spielt unser Immunsystem bei vermeintlich harmlosem Blütenstaub so verrückt?
Eiweißstoffe – Feinde des Immunsystems
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Eiweißstoffe – Feinde des Immunsystems
Das Immunsystem reagiert auf die Eiweißstoffe der fliegenden Blütenpollen. Samenpflanzen bilden diese in ihren Staubblättern. Sie bestehen aus Pollenkörnern – den sogenannten Mikrosporen. Bei Birkenpollen ist beispielsweise das Molekül „Bet V 1“ für eine allergische Reaktion beim Menschen verantwortlich. Wenn der menschliche Körper mit den verantwortlichen Eiweißstoffen in Kontakt kommt, sendet sein Immunsystem einen falschen Alarm. Der Ausstoß von Antikörpern und Botenstoffen ist die Folge. Daraufhin schwellen Schleimhäute an und die Augen beginnen zu tränen. Eine allergische Reaktion kann im schlimmsten Fall zu einem lebensbedrohlichen Schock, dem sogenannten anaphylaktischen Schock, führen. Bei vielen Pollenallergien kommt auch eine Überempfindlichkeit gegenüber bestimmten Nahrungsmittelbestandteilen hinzu. Der Grund dieser Kreuzallergie liegt in der Ähnlichkeit der Eiweißstoffe von bestimmten Pollen und Lebensmitteln. Beispielsweise besitzen Birken und Kiwis ähnliche Proteinmoleküle, welche das Immunsystem verwirren können.
Verstärkende Faktoren
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Verstärkende Faktoren
Gibt es Faktoren, die Pollenallergien verstärkt beeinflussen? Die Antwort ist eindeutig: Ja! Erbfaktoren spielen dabei eine zentrale Rolle. Bei Kindern, deren Eltern Allergiker sind, ist die Chance groß, dass die Veranlagung zur Erkrankung an jene vererbt wird. Doch auch Umweltbedingungen sind ein entscheidender Faktor. Der zunehmende Schadstoffgehalt in der Atemluft reizt die Schleimhäute, da diese dadurch durchlässiger für Fremdstoffe werden. Allergene gelangen somit leichter in den Körper. Gleichzeitig werden jedoch auch die Pflanzen beschädigt. Starke Luftverschmutzung schädigt das Erbgut. Aus diesem Grund geben die Pflanzen mehr und zusätzlich sogar verstärkt aggressivere Pollen ab.
Gibt es einen vorbeugenden Schutz?
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Gibt es einen vorbeugenden Schutz?
Neben Erbfaktoren und Umweltbedingungen kann auch der Lebensstil die Pollenallergie begünstigen. Rauchen, einseitige Ernährung und Stress fördern den Ausbruch der Volkskrankheit. Einen verlässlichen Schutz gegen die Pollenüberempfindlichkeit gibt es jedoch nicht. Frauen und Männer sind in jeder Altersgruppe betroffen. Es ist besondere Wachsamkeit gefragt: Wenn ein Schnupfen jedes Jahr zur gleichen Zeit auftaucht, sollte der Betroffene umgehend einen Arzt aufsuchen. Denn ein Heuschnupfen kann sich schnell auf die Bronchien übertragen und sich dann zu Asthma entwickeln.
Eine körperliche Zumutung
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Eine körperliche Zumutung
Das Laufen der Nase, Niesattacken und eine behinderte Nasenatmung gehören zu den häufigsten Symptomen bei Heuschnupfen. Das Übel hört jedoch nicht bei der Nase auf. Auch die Augen sind häufig betroffen. Geschwollene Lider gehören genauso zum Alltag von Pollenallergikerin wie tränende und juckende Augen. Im Rachen und am Gaumen verspüren Patienten häufig ein Jucken und ein Brennen, welches sich bis zu den Ohren ausbreiten kann. Auch Schlafstörungen und Müdigkeit plagen die Erkrankten. Um die Symptome zu lindern und mit der Erkrankung leben zu können, ist ein Besuch beim Arzt notwendig.
Unter die Haut
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Unter die Haut
Die Behandlung gegen Heuschnupfen gliedert sich in verschiedene Abschnitte. Die erste Phase beschäftigt sich mit der Allergieerkennung. Ein Test über die Haut ist dabei die geläufigste Methode. Dieser Test misst die Reaktion des Körpers auf ein Allergen, welches der Haut in einer kleinen Menge zugeführt wird. Der sogenannte Prick-Test hat sich in der Vergangenheit bewährt. Ein Tropfen eines bestimmten Allergens wird mit Hilfe einer Spritze leicht in die Haut geritzt. Auf diese Weise gelangt die Substanz in die obere Schichte der Haut. Eine Allergie gegen einen bestimmten Stoff wird dann erkannt, falls es an den injizierten Stellen zur Schwellung oder Rötung kommt.
Keine leichte Diagnose
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Keine leichte Diagnose
Ein Bluttest konkretisiert oder bestätigt oft das Ergebnis der ihm vorangegangenen Prick-Methode. Ein Labor wertet die beim Arzt abgenommene Blutprobe aus. Der Test gibt Auskunft, ob der Körper vermehrte Antikörper gegenüber der injizierten Substanz erzeugt hat. Diese Tatsache bedeutet jedoch nicht, dass der Patient irgendwelche Beschwerden aufweist. Der behandelnde Arzt muss zunächst den Hauttest, die Laborergebnisse und die Krankengeschichte gemeinsam und vollständig auswerten. Erst wenn ein einheitliches Bild entsteht und alle Untersuchungen durchgeführt wurden, kann eine Diagnose gestellt werden.
Antihistaminika – die Rettung?
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Antihistaminika – die Rettung?
Nachdem die Diagnose feststeht, versucht der Arzt die Symptome zu lindern. Nasensprays mit kortisonhaltigen Wirkstoffen haben sich bewährt, um die Schleimhäute in der Nase und den Nebenhöhlen abschwellen zu lassen – somit lindern solche Sprays den allergischen Schnupfen. Jedoch ist hier Vorsicht geboten: Kortisonhaltige Nasensprays können eine hemmende Wirkung auf die körpereigene Immunabwehr haben und somit Pilzerkrankungen oder bakteriellen Infektionen begünstigen. Bei geröteten Augen empfiehlt sich die kurzfristige Anwendung von Augentropfen. Wenn jedoch die genannten Optionen nicht gänzlich helfen, müssen Betroffene zu Antihistaminika greifen. Die antiallergischen Tabletten lindern Juckreiz und wirken entzündungshemmend – vorerst scheinen viele Symptome dadurch geheilt zu werden. Doch das vermeintliche Wundermittel bringt auch Nebenwirkungen mit sich: Viele Patienten beklagen sich über Müdigkeit, Herzrasen oder auch Kopfschmerzen, Übelkeit und sogar Alpträume. Eine besondere Art der Behandlung und erfolgsversprechende Art gegen die Allergie anzukämpfen, ist die spezifische Immuntherapie.
Das Immunsystem langsam heranführen
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Das Immunsystem langsam heranführen
Die Hyposensibilisierung – eine Immuntherapie – ist eine besondere Form der Allergiebehandlung. Sie lindert nicht nur die Symptome, sondern bekämpft im Gegensatz zu Antihistaminika, auch die Ursache der Erkrankung. Bei dieser Form der Behandlung bekommt der Patient in regelmäßigen Abständen die Stoffe, auf die er allergisch reagiert, meist mit einer Spritze injiziert. Mittlerweile gibt es weitere Möglichkeiten, um auf eine Spritze zu verzichten. Viele Ärzte bieten die Therapie auch in Tabletten- oder Tropfen-Form an. Die verabreichte Dosis ist zunächst gering und steigert sich im Laufe der Zeit. Der Körper hat so die Chance, sich an die Substanz zu gewöhnen – das Immunsystem schlägt folglich nicht sofort Alarm. Wer seinen Körper nicht zusätzlich mit Medikamenten belasten möchte, hat die Chance auf Naturheilkunde zurückzugreifen, um damit eine Sensibilisierung zu erreichen.
Ein Piks zum Glück
Foto: iStock / AndreyPopov
Ein Piks zum Glück
Eine natürliche Form, um dem Heuschnupfen seine Grenzen aufzuzeigen, ist die Akupunktur. Die traditionelle chinesische Medizin geht davon aus, dass Krankheiten, zu denen auch Allergien gehören, die Lebensenergie im Körper beim freien Fließen stören. Die Akupunktur-Nadeln setzen genau an den bestimmten Akupunkturpunkten an und lösen Blockaden, die den Fluss behindern. Bei der Behandlung von Heuschnupfen sitzen die Nadeln an Stellen, die Funktionen der Lunge und Schleimhäute regulieren. Manche Patienten empfinden das Stechen als schmerzhaft und setzen auf die schmerzlose Alternative, eine sogenannte Laserakupunktur. In der Regel müssen Allergiker jedoch die Kosten für eine alternative Behandlung, abseits der medikamentösen Variante, selbst tragen. Die positive Wirkung der Nadeln auf Heuschnupfen ist zwar noch nicht ausreichend wissenschaftlich belegt – jedoch berichten immer mehr Pollenallergiker von ihren guten Erfahrungen damit.
Gute Vorbereitung ist die halbe Miete
Foto: iStock / humonia
Gute Vorbereitung ist die halbe Miete
Um dem Heuschnupfen den Kampf anzusagen, gibt es also verschiedene Möglichkeiten. Jedem Allergiker sollte jedoch bewusst sein, dass mit Pollen nicht zu spaßen ist. Die Flugzeit von Pollen variiert jedes Jahr in Abhängigkeit der Witterungsverhältnisse. Bei trockenem Wetter fliegen Pollen bis zu 200 Kilometer weit. Aufgrund des warmen Winters sind dieses Jahr vor allem Hasel- und Birkenpollen früher dran als in den vergangenen Jahren. Nach deutschen Polleninformationsdiensten ist mit Birken, Pappeln und Buchen bis weit in den Mai zu rechnen. Danach folgt die Hauptblüte von Gräsern und Getreide, wie beispielsweise von Weizen und Roggen. Die genaue Blütezeit von Pollen ist in einem Pollenflugkalender aufgelistet, zu dem man einfach über das Internet Zugang findet. Gleichzeitig informieren heutzutage sogar verschiedene Apps über die aktuell fliegenden Heuschnupfenauslöser und bieten Allergikern damit die Chance sich rechtzeitig mit den nötigen Waffen im Kampf gegen den Heuschnupfen auszustatten.
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Heuschnupfen
Tags: #Gesundheit
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