Trotz Klimazielen – Bund subventioniert Ausflug nach Indien

Der Bund sponserte einen Schulausflug nach Indien mit 60’000 Franken. Nun steht der Ausflug vor allem auch wegen des CO₂-Ausstosses in der Kritik.

Im Rahmen eines langfristigen kulturellen Austausches zwischen einer Luzerner Schulklasse und ihrem Pendant in Südindien, flog die Kanti-Klasse aus Luzern für zehn Tage nach Indien.

Zuvor hatten die Kinder sich über längere Zeit online kennengelernt und im letzten Jahr kam die indische Klasse in die Schweiz. Der Austausch der Schweizer Klasse nach Indien sorgte nun für Diskussionen, wie «Zentralplus» berichtet.

Fliegen sei für eine Kanti-Klasse unnötig

Wenig Verständnis für die Flüge hat Reto Knutti, Professor für Klimaphysik an der ETH Zürich. Fliegen verursache laut ihm mindestens 20 Prozent des Treibhausgas-Ausstosses in der Schweiz. Der Ausflug war ungefähr 15’438 Flugkilometer hin und zurück, was pro Passagier in der Economy-Class einem CO₂-Ausstoss von 2,92 Tonnen entspricht.

Weiter sagt Knutti: «Grundsätzlich gibt es aus meiner Sicht keine klaren Gründe, warum Bildung auf Stufe Gymnasium Flugreisen erfordert.» Die wesentlichen Kompetenzen, die auf dieser Stufe vermittelt werden, könnten in der Schweiz oder im nahen Ausland vermittelt werden. Alles andere seien Ausreden.

Bund subventioniert an Klimaziel vorbei

Den Grossteil der Reise bezahlte der Bund. Movetia, eine nationale Agentur für Austausch und Mobilität, die vom Bund finanziert wird, habe die je 22 Schülerinnen aus der Schweiz und Indien sowie je zwei Lehrer mit insgesamt 62’720 Franken unterstützt, schreibt «Zentralplus».

Knutti mahnt die öffentliche Hand an ihre Vorbildrolle. Der Bund habe sich ein CO₂-Reduktionsziel von 50 Prozent bis 2030 gesetzt, so der Professor. Solche Flüge würden da nicht ins Bild passen.

Kultureller Austausch nur noch digital?

Gegenüber dem Blick gesteht der Rektor der Kanti Alpenquai, Hans Hirschi, ein, dass eine solche Reise nicht nötig sei, um die Matura zu erwerben. Aber die Schule rede sich nicht heraus: «Ja, es gibt einen Zielkonflikt zwischen interkulturellem Austausch, der in einer globalisierten Welt einen Wert hat, und dem Klimaschutz. Da gilt es abzuwägen.»

Die Reise sei keine touristische gewesen, sondern eingebettet in ein langfristiges Schulprojekt, erklärt er. Die Schweizer und indischen Jugendlichen hätten über Monate Onlinekontakt gehabt und an Projekten gearbeitet. Und dann gab es diese zwei gegenseitigen Besuche. «Wenn ich mir die Schilderungen unserer Schüler anhöre, so war diese Reise sehr wertvoll. Und sie war nur mit einem Flug möglich.»

Der Professor für Klimaphysik stünde dieser Rechtfertigung wohl kritisch gegenüber. In vielen Fällen werden Gründe gesucht und gefunden, um eine bestimmte Flugreise zu erklären. Knutti meint generell dazu: «Am Ende sind das alles Ausreden, um das eigene Verhalten zu rechtfertigen. Man kann es drehen und wenden, wie man will, jeder Flug ist ein Flug, jede Tonne CO₂ ist eine Tonne und jede gesparte Tonne ist eine näher am Ziel Netto Null.»

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