Angst, Kündigungen, Flucht: Beim FC Zürich geht es drunter und drüber

angst, kündigungen, flucht: beim fc zürich geht es drunter und drüber

Die Welt steht Kopf im FCZ: Cheick Condé bejubelt sein Tor zum 2:2 in Basel. ; Philipp Schmidli / Keystone

Ricardo Moniz hat einen hübschen Plan. «Wir wollen Giganten sein», sagt der neue FCZ-Coach bei seiner ersten Pressekonferenz am Freitag, «wir müssen auch am Sonntag gegen YB dominieren». Der fünfte Platz für die Teilnahme am Europacup sei «das absolute Minimalziel für die letzten fünf Finalspiele». Und auch über seine Ambition, in der kommenden Saison FCZ-Cheftrainer zu sein, lässt er keinen Zweifel. «Sie ist riesig», sagt er. Er sei «direkt und geradeaus».

So einfach ist das. Und gerne möchte man dem schneidigen Niederländer glauben, wenn man an die heile Fussballwelt glaubt.

Daniel Gygax ist einer, der am selben Tag offenbar Mühe hat mit dem Glauben an die heile FCZ-Welt. Am Freitag kündigt Gygax den Trainerjob im Nachwuchs auf Saisonende. Gygax ist eine Spieler-Legende im FCZ, seine U 17 führt die Tabelle mit Vorsprung an. Er passe nicht mehr zum FCZ. Das soll ihm von der sportlichen Führung seit längerem nähergebracht worden sein, bis Gygax genug hatte.

Gygax ist einer von vielen. Rund drei Dutzend Positionen von der ersten Mannschaft bis zu den Nachwuchsteams sind in den letzten Monaten verändert worden. Durch Entlassungen, Verschiebungen, «Vertragsauflösungen» oder Kündigungen von Mitarbeitern, die es «nicht mehr ausgehalten haben».

Ständiges Misstrauen, toxisches Klima der Angst

Die «NZZ am Sonntag» hat mit vielen FCZ-Angestellten, Trainern, Spielern und Anhängern gesprochen. Niemand möchte seinen Namen in der Zeitung lesen oder sich zitieren lassen. Doch die verschiedenen Aussagen decken sich frappant und zeigen das Bild eines Klubs, in dem die gewachsene Kultur der Zusammenarbeit zerstört wird. Mit Drohungen, falschen Versprechen, Inkompetenz und Schlimmerem.

Mehrfach wird von einem «toxischen Klima der Angst» gesprochen, von «ständigem Misstrauen», von «rüdem Umgang». Was heute mündlich besprochen werde, gelte morgen nicht mehr. Ein Gesprächspartner sagt, er habe zuerst recherchiert, ob das Gespräch mit der «NZZ am Sonntag» «eine Falle» sei. Eine Falle, in der Aussagen später gegen ihn verwendet würden. Wer ist ein Maulwurf? Das Bild zeigt eine Abteilung Sport, in der alles drunter und drüber geht. Es zeigt Chaos. Ein Chaos mit System. Am Ende geht es immer um die gleiche Person: Milos Malenovic, Sportchef.

Wie Malenovic funktioniert, zeigt beispielhaft die Installation von Ricardo Moniz. Er arbeitet seit Oktober beim FCZ. Zuerst als «Entwicklungscoach», dann als Trainer der U 21, jetzt als Cheftrainer bis Ende Saison. Moniz ist flexibel. Das passt zur Vita mit 13 verschiedenen Klubs in 13 Jahren. Als Techniktrainer bei den Grasshoppers lernte er einst den jungen Stürmer Malenovic kennen. Zwanzig Jahre später holt Malenovic seinen ehemaligen Lehrmeister zum FCZ. «Milos hat sich zu einer grossartigen Persönlichkeit entwickelt», sagt Moniz. Man kennt sich, man vertraut sich, man ist loyal zueinander.

Moniz ist der vierte Cheftrainer in dieser Saison. Nach dem Abgang von Bo Henriksen nach Mainz im Februar durften sich Umberto Romano und Murat Ural den Job teilen. Mit drei Siegen in zehn Partien rettete das Duo dem FCZ knapp den Platz in der Meisterrunde. Vor allem Ural vermittelte stets den Eindruck, dass er sich nicht entfalten könne. Malenovic bewegte sich stets in der Nähe.

Nach dem 0:1 gegen St. Gallen musste das Co-Cheftrainer-Duo den Klub verlassen. Die Führung habe beschlossen, «durch neue personelle Impulse den Abwärtstrend der letzten Wochen zu stoppen», teilte der Präsident Ancillo Canepa persönlich mit. Ergänzt war die Mitteilung mit der interessanten Personalie, dass Moniz von Johan Vonlanthen assistiert werde.

Johan Vonlanthen? Die Personalie wäre nebensächlich, stünde sie nicht für einiges, das sonderbar läuft in den vergangenen Monaten. Vonlanthen, im Januar als «Stürmertrainer» angestellt, hat gerade einmal einen Trainerkurs für Breitenfussball absolviert. Das kann man im Internet nachlesen.

Auch im Internet nachlesen kann man das Reglement, das vorschreibt, was verlangt ist für den Assistenten bei den Profis: Vonlanthens C-Diplom genügt bis zur 3. Amateur-Liga. Bald schon merkte das auch die FCZ-Führung. Was tun? Wer hat ein Diplom? Romano und Ural sind weg, Alain Nef in die U 21 geschickt, wen gibt es noch? Ach ja: Dorjee Tsawa. Also wird Tsawa Assistent, Erfahrung ist nicht so wichtig.

Auch das hätte nur anekdotische Bedeutung, wenn es nicht ins grössere Bild passen würde von partieller Inkompetenz, überhasteten Entscheiden in Detailfragen und sonderbaren Vorgängen im Betrieb.

«Den FC Zürich neu erfinden!»

Ein weiteres Müsterchen dafür sind Textnachrichten an den Cheftrainer mit der Mannschaftsaufstellung. Oder Nachwuchstrainer, die per Medienmitteilung erfahren haben sollen, dass sie eine andere Mannschaft übernehmen. Einem versetzten Trainer wurde offenbar die Erklärung nachgereicht, dass man an seiner Stelle einen Jüngeren wolle. Doch alle wussten, dass der neue Trainer älter ist als sein Vorgänger.

Ein nächstes Beispiel ist der langjährige Mitarbeiter in leitender Funktion, der an einer Power-Point-Präsentation feststellen darf, dass ein Neuer ohne Leistungsausweis ab sofort seine Aufgabe übernimmt. Oder Gianluca Frontino: Im Januar kam Frontino als Talentmanager, dann wurde er in die U 21 verschoben, in der neuen Saison geht er zum SC Kriens. Ein Aufstieg? Oder eine Flucht?

Vielleicht ist es eine Frage der Perspektive. Am selben Tag, an dem Moniz erstmals vor die Medien tritt und am selben Tag, an dem Gygax kündigt, veröffentlicht der «Tages-Anzeiger» ein freundliches Gespräch mit Canepa und Malenovic. Darin offenbart sich die Perspektive der Führung: Alles natürliche Vorgänge, wenn man sich weiterentwickeln will. «Change management» führe immer zu Gerüchten, gestreut von Unzufriedenen. Ein anonymes Mail vom März an Fussball-Journalisten über schlimme Zustände im FCZ? Ein Beispiel für «Fake News» für Medienleute, die nichts wissen über wirtschaftliche Zusammenhänge in einem Fussballklub.

Man fragt einen früheren FCZ-Angestellten per SMS, was er von diesem Interview halte. Die kurze Antwort: «Gut gelogen.» Mit dieser Haltung ist er nicht allein. Man hat von aussen den Eindruck, in Parallelwelten unterwegs zu sein.

Canepa sagte nach dem Abgang von Bo Henriksen, er sei vielleicht etwas weit gegangen, als er an der GV verkündet habe: «Wir wollen den FC Zürich neu erfinden!» Die Neuerfindung ist unterdessen viel weiter fortgeschritten. Malenovic setze nur um, was er, Canepa, seine Frau und der Sportchef beschliessen. Der Präsident ist begeistert von seinem Sportchef. Er glaubt, dass nach all den Jahren mit unverhofftem Meister-Glück, Abstürzen, Trainer-Irrtümern, dem Abstieg, dem ständigen Auf und Ab endlich Stabilität einkehrt. Malenovic sorgt dafür. So sieht das der Präsident im «Tages-Anzeiger».

Seit letztem Oktober ist der 39-Jährige offiziell im Amt, nachdem er schon während drei Monaten im FCZ ein und aus gegangen ist als «externer Berater». Wie immer, wenn Canepa einen neuen Sportchef oder Trainer vorstellt, ist auch Malenovic «Wunschlösung, Idealbesetzung, Freund». Neu aber ist, dass Malenovic so viel Macht bekommt wie noch kein FCZ-Mitarbeiter in den 18 Jahren unter der Präsidentschaft der Familie Canepa. Diese Macht nutzt Malenovic.

Malenovic scheint die Macht in Taten umzusetzen mit den Methoden, die er sich in langen Jahren als erfolgreicher Spieleragent angeeignet hat. Dezidiert, wendig und nötigenfalls auch «aggressiv», wie es in der Branche heisst. Seine Idee für den FCZ ist, mit Transfers Gewinne zu erzielen – koste es, was es wolle. Das deckt sich nur zu einem kleinen Teil mit den Aufgaben des Sportdirektors, der nicht Einzelinteressen vertreten darf, sondern ein grosses Mitarbeiterteam zusammenbringen sollte.

Um Interessenkonflikte zu vermeiden, hat Malenovic im Sommer seine Agentur verkauft, heisst es. Mehrere seiner ehemaligen Mitarbeiter werden aber immer wieder gesichtet im Home of FCZ. Trainer und Spieler sollen unterdessen sehr genau wissen, mit welchen Agenten sie die Nähe suchen sollen und mit welchen eher nicht. Je nachdem kann das Konsequenzen haben für das eigene Fortkommen.

Ist das alles die Idee von der «Neuerfindung des FC Zürich»?

Mitarbeit: Peter B. Birrer, Fabian Ruch

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