Schweizer hinterfragen Mietzinserhöhung kaum – wie du dich wehren kannst

Ein Drittel der Schweizer muss seit Oktober mehr Miete bezahlen. So kannst du dagegen vorgehen.

Viele Mieterinnen und Mieter in der Schweiz haben Anfang April eine Mietzinserhöhung erhalten. Laut einer neuen Studie von Immoscout24 wehren sich 85 Prozent der Mietenden nicht dagegen – obwohl es auch ungerechtfertigte Mietanpassungen gibt. So kannst du dich wehren.

Ein Drittel der Schweizer bezahlt nun mehr Miete

Die Mieten sind in der Schweiz stark gestiegen, der Hauptgrund dafür sind die Erhöhungen des Referenzzinssatzes im Juni und Dezember. Der Zins ging zweimal um 0,25 Punkte rauf. So können die Vermieterinnen und Vermieter den Mietzins zweimal um drei Prozent erhöhen, jeweils auf den nächsten Kündigungstermin. Laut Immoscout24 ist mehr als jede dritte Person in der Schweiz davon betroffen und bezahlt nun mehr Miete.

Mietpreisentwicklung im Vergleich zur Teuerung des Landesindexes der Konsumentenpreise.

Jeder Zehnte hatte gleich zwei Mietzinserhöhungen

Elf Prozent der Befragten erhielten sowohl auf die Erhöhung ab Oktober 2023 als auch auf die zweite ab April 2024 eine Mietzinserhöhung. Bei zehn Prozent war das nur im Oktober letzten Jahres der Fall, bei weiteren 15 Prozent nur im April diesen Jahres. In der Deutschschweiz müssen nun 45 Prozent der Mieterinnen und Mieter mehr Miete bezahlen.

85 Prozent hinterfragen Mietanpassung nicht

Von den Befragten mit einer Mietzinserhöhung suchen nun 15 Prozent ein neues Mietobjekt, drei Prozent sind bereits umgezogen. 85 Prozent der Befragten haben die Mietanpassung nicht hinterfragt und einfach akzeptiert. Nur sechs Prozent der Mieterinnen und Mieter forderten eine Nachverhandlung, fünf Prozent sind zur Schlichtungsbehörde.

«Viele wollen keine Kündigung riskieren, obwohl das sowieso verboten ist»

Carlo Sommaruga, Präsident des Mieterinnen- und Mieterverbands Schweiz, erklärt, wie man vorgehen muss, wenn man eine Mietzinserhöhung beanstanden will.

Herr Sommaruga, 85 Prozent der Mieterinnen und Mieter in der Schweiz nehmen Mieterhöhungen einfach hin. Bezahlen viele zu viel?

In der Schweiz liegt die Kontrolle missbräuchlicher Mieten auf den Schultern der Mieterinnen und Mieter. Einige kennen aber ihre Rechte nicht, andere wollen keine Probleme mit der Vermieterschaft. Auch eine Kündigung wollen viele nicht riskieren, obwohl das sowieso verboten ist. Das führt dazu, dass die Mieterinnen und Mieter zu hohe Mieten zahlen.

Wie merkt man, wenn eine Mietzinserhöhung ungerechtfertigt ist?

Man kann dafür zum Beispiel den Mietrechner auf der Website des Mieterinnen- und Mieterverbands nutzen. Aber es ist schwierig, das zu bestimmen. Darum sollte man seine Miete und jede Erhöhung von den Fachleuten der örtlichen Sektion des Mieterverbands überprüfen lassen.

Wie geht man am besten vor, wenn man mit einer Mietzinserhöhung nicht einverstanden ist?

Zunächst muss man per Einschreiben einen Antrag an die Vermieterschaft richten. Diese hat 30 Tage Zeit, um zu antworten.

Weitere Infos, wie man sich am besten wehren kann, findest du hier.

Was kann man tun, wenn sich der Vermieter querstellt?

Wenn er eine Senkung ganz oder teilweise ablehnt, muss man sich innerhalb von 30 Tagen nach Erhalt der negativen Antwort an die Schlichtungsbehörde wenden. Antwortet die Vermieterschaft nicht, kann sich der Mieter oder die Mieterin ebenfalls innerhalb von 30 Tagen an die Schlichtungsbehörde zu wenden.