Großbrand in Kopenhagens historischer Börse: »Unsere ganz eigener Notre-Dame-Moment«

Der verheerende Brand in der historischen Börse in Kopenhagen ist unter Kontrolle – aber etliche Fragen sind noch ungeklärt. Dänemarks Verteidigungsminister trauert um »ein ikonisches Gebäude, das uns allen viel bedeutet«.

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Großbrand in Kopenhagens historischer Börse: »Unsere ganz eigener Notre-Dame-Moment«

Fast den gesamten Dienstag kämpfte die Feuerwehr in der dänischen Hauptstadt Kopenhagen um ein Gebäude mit hohem Symbolwert: In der historischen Börse war ein Feuer ausgebrochen, die Flammen fraßen sich schnell durch das Bauwerk und zerstörten wichtige, tragende Strukturen. Schon nach kurzer Zeit stürzte die 56 Meter hohe Turmspitze vom Dach der 400 Jahre alten Touristenattraktion.

Zwar gelang es am Nachmittag, den Brand unter Kontrolle zu bringen. Doch da war bereits die Hälfte der Börse zerstört.

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Am Morgen danach ist die Ursache des Feuers noch immer unklar. Im näher zum Parlament liegenden Teil des wegen Restaurierungsarbeiten eingerüsteten Bauwerks wüteten die Flammen besonders schlimm. Ein Übergreifen auf den anderen Gebäudeteil konnten die Einsatzkräfte aber verhindern. Jetzt ermittelt die Polizei zur Brandursache.

Dänemarks Verteidigungsminister Troels Lund Poulsen unterstrich die Bedeutung des Gebäudes für Dänemark. Er schrieb am Dienstag bei X: »Schreckliche Bilder aus Børsen. So traurig. Ein ikonisches Gebäude, das uns allen viel bedeutet. Unser eigener Notre-Dame-Moment.«

Damit bezog er sich auf das verheerende Feuer in der weltberühmten Pariser Kathedrale. Dort war vor fast genau fünf Jahren – am 15. April 2019 – ein Brand ausgebrochen, der das Dach von Notre-Dame fast vollständig zerstörte. Die Bilder davon gingen um die Welt.

Die alte Börse beherbergt eine große Kunstsammlung. In dem Gebäude – einem der ältesten und bekanntesten der Stadt – befindet sich heute die dänische Handelskammer, die auch Eigentümerin des Bauwerks ist. »Wir haben mit unserem Vorstand beschlossen, dass wir die Børsen auf jeden Fall wieder aufbauen werden«, sagte Handelskammer-Chef Brian Mikkelsen.

»Die gestern abgebrannte Turmspitze war eigentlich eine spätere Kopie aus dem Jahr 1777«, sagte Nicolai Bo Andersen, Professor an der Königlich Dänischen Akademie und Experte für Baukultur, dem dänischen Sender TV2. Es sei durchaus möglich, große Teile der Börse wiederaufzubauen. Man könne die Form rekonstruieren, »aber nicht den Zeit- und Alterswert«, so Andersen. Das alte Gebäude sei verloren.

Die Höhe des Schadens ist noch nicht zu beziffern. Das dänische Nationalmuseum müsse den Verlust von Kulturschätzen aus der historischen Börse erst kartieren, hieß es. Laut Angaben der Feuerwehr versuchten die Einsatzkräfte mit Unterstützung der royalen Armee die Kulturschätze in Sicherheit zu bringen. Auch Mitarbeiter halfen bei der Rettung der Kunstobjekte.

Die historische Börse mit ihrem markanten Kirchturm liegt auf der östlichen Spitze der Insel Slotsholmen und wurde 1625 fertiggestellt. Sie wurde auf Anordnung von König Christian IV. im Stil der niederländischen Renaissance errichtet, um Kopenhagen in ein Finanz- und Handelszentrum zu verwandeln. Als Börse im eigentlichen Sinne wird das Gebäude schon lange nicht mehr genutzt. Die laufende Restaurierung sollte eine unsachgemäße Renovierung des Gebäudes im 19. Jahrhundert korrigieren und der Fassade ihr ursprüngliches Aussehen wiedergeben.

Am Mittwochmorgen standen die beteilgten Handwerker vor ihrem ehemaligen Arbeitsplatz, der jetzt nur noch Brandruine ist, und warteten auf Anweisungen. Die Stimmung war düster: »Es ist traurig, das zu sehen«, sagte der Maurer Anders Lange dem Sender TV2. »Etwas, an dem man so lange gearbeitet hat, und jetzt ist es einfach abgebrannt.«

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