St. Galler Timo B. (32) fast getötet – Staatsanwältin über Polizeieinsatz nach blutigem Messerangriff: «Es war ein Bild wie aus einem Horrorfilm»

Wegen eines Beziehungsstreits gingen fünf Männer mit Messer und Beil bewaffnet aufeinander los. Sechs Messerstiche, literweise Blutverlust und eine Notoperation. Jetzt spricht einer der Involvierten exklusiv mit Blick. Am Dienstag steht er vor Gericht.

«Es war ein Bild wie aus einem Horrorfilm»

Alles begann damit, dass Timo B.* (32) sich eines Nachmittags im Mai 2021 mit seiner Freundin in der gemeinsamen Wohnung in St. Gallen stritt. «Es war ein üblicher Paar-Disput», sagt B. gegenüber Blick.

Was recht harmlos anfing, endete tragisch. Keine halbe Stunde später lag Timo B. auf dem Boden, Blut floss literweise aus sechs Stichwunden und er kämpfte um sein Leben. Was genau geschehen war, muss nun am Dienstag das Kreisgericht St. Gallen feststellen.

Beil gegen Kopf – Messer in die Seite

Die Geschichte hinter Timo B.s lebensgefährlichen Verletzungen erfährt man bislang nur einseitig aus der Anklageschrift der Staatsanwaltschaft. Seine Freundin bekam während des Streits Angst und schrieb ihrem Bruder. Sie sei von Timo B. geschlagen worden, sagte sie. Der Bruder fuhr innert kürzester Zeit bei der Wohnung vor. Mit dabei: ein weiterer Bruder und zwei Kollegen.

Die Schwester öffnete die Türe, woraufhin Timo B. einem der Brüder ein Beil auf den Kopf geschlagen haben soll. Klinge voraus.

Daraufhin eskalierte die Situation komplett. Der jüngere Bruder nahm kurzerhand ein Messer aus der Hosentasche und stach damit Timo B. «sechsmal in den Rücken- und Flankenbereich, sowie in die rechte Hüfte», wie es in der Anklageschrift heisst.

«Es wird warm auf der Haut»

Gegenüber Blick beschreibt Timo B. den Moment des Angriffs: «Den Stich merkt man nicht. Man merkt nur, wie es warm wird, weil so viel Blut über die Haut strömt.»

Während des Angriffs habe sich die Wahrnehmung extrem verlangsamt. «Man hat das Gefühl, alles geht ewig.» Nach dem Angriff schleppte sich Timo B. noch selber vom Gang ins Schlafzimmer: «Ich wusste, dass der Notarzt dort mehr Platz hat, um mich zu behandeln.»

Elf Liter Blut

Beim Eintreffen des Notarztes hatte Timo B. nur ein Ziel: «Ich wiederholte immer und immer wieder meine Blutgruppe, weil sie sehr selten ist.»

Insgesamt 23 Konserven Blut verabreichten die Ärzte dem damals 30-Jährigen. Eine Konserve fasst 500 Milliliter. «Ich brauchte elf Liter Blut.»

Viele Narben zeichnen heute Timo B.s Körper. Sechs kommen von den Stichen, eine weitere von der Drainage. «Die letzte und grösste Narbe zieht sich von der Achsel bis zum Brustbein.» Dort schnitten die Ärzte Timo B. einmal quer auf, spreizten die Rippen und notoperierten seine Organe. «Die Ärzte haben mein Leben gerettet», sagt Timo B.

Fast vier Jahre Haft für B. gefordert

Obwohl Timo B. fast gestorben ist, soll auch er hinter Gitter. Denn der Angriff mit dem Beil auf den Bruder seiner Partnerin wird von der Staatsanwaltschaft als «versuchte, vorsätzliche Tötung» gewertet. Und: Timo B. werden noch weitere Delikte aus seiner Vergangenheit zur Last gelegt. Drei Jahre und zehn Monate soll er deshalb hinter Gitter. Unbedingt.

Der Messer-Angreifer steht ebenfalls wegen versuchter, vorsätzlicher Tötung vor Gericht. Ihm blühen drei Jahre – von denen er aber nur ein halbes absitzen soll, so die Forderung der Staatsanwaltschaft. Die verbliebenen zwei Angeklagten müssen sich unter anderem wegen versuchter, schwerer Körperverletzung und Raufhandel verantworten. Für alle Angeklagten gilt die Unschuldsvermutung.

Der Prozess am Kreisgericht St. Gallen beginnt am Dienstagmorgen um 8.30 Uhr. Blick berichtet.

* Namen geändert