Leverkusen demontiert Bayern München: Thomas Müller redet sich in Rage, Trainer Tuchel findet alles nicht so schlimm

leverkusen demontiert bayern münchen: thomas müller redet sich in rage, trainer tuchel findet alles nicht so schlimm

Thomas Müller beim Spiel in Leverkusen. Wolfgang Rattay / Reuters

Grosse Klubs haben ihre Geschichte voller Anekdoten. Und auf die können sie sich jederzeit beziehen – in guten, aber auch in schlechten Momenten. Thomas Müller, der Bayern-Angreifer, tat nichts anderes, als er sich nach der 0:3-Niederlage im Bundesliga-Spitzenspiel gegen Leverkusen den Fragen des Senders «Sky» stellte. Wobei: Im Grunde genommen war es ein Monolog, in dem Müller sich auf eine legendäre Figur-Bayern bezog – den Goalie Oliver Kahn, der einprägsame Begriffe verwendete, wenn er von seinen Mitspielern Courage und Härte einforderte. Müller erklärte, dass die Profis im Training deutlich bessere Ansätze zeigen, sie seien dort mutig und spielten frei Fussball. Anders in Pflichtspielen: «Da fehlen mir – und jetzt können wir unseren Oliver Kahn zitieren – teilweise die Eier.»

Müller hielt es offenbar für nötig, derart deutlich zu werden. Der Angreifer redete sich regelrecht in Rage. Das Ausmass der Demontage durch Leverkusen, das einen gewaltigen Schritt Richtung Meisterschaft tat, war schliesslich so eklatant, wie es den Bayern in einem bedeutenden Match nur alle Jubeljahre widerfährt, zumal Müller nicht daran glauben wollte, dass es bloss ein Aussetzer war: «Die Leverkusener zocken einfach, die suchen Lösungen. Das machen wir auch, aber nicht in dem Spiel, wenn der Druck da ist.»

Tuchels Taktik ging nicht auf

Nun hätten die Gegensätze zwischen dem Serienchampion aus München und dem Herausforderer aus Leverkusen kaum deutlicher sein können. Auf der einen Seite der ein wenig verkniffene Trainer Thomas Tuchel, der Mühe hatte, die Niederlage zu erklären. Und auf der anderen Seite der charismatische Xabi Alonso, der es geschafft hat, seine Mannschaft den gegenwärtig aufregendsten Fussball spielen zu lassen, den es in Deutschland zu sehen gibt. Gewiss, der Baske ist ein Ausnahmekönner. Aber das gilt auch für den Konkurrenten Tuchel, der mit Chelsea bereits die Champions League gegen den grossen Pep Guardiola gewonnen hat.

Wie sein Idol Guardiola neigt auch Tuchel zu taktischen Finessen. Geht es gut, kann sich der Trainer für seinen Geniestreich feiern lassen, geht es daneben, gerät er in Erklärungsnot. Das war auch gegen Leverkusen so, als er die Mannschaft durcheinander würfelte, die Aussenverteidiger auf der entgegengesetzten Seite spielen liess und mit einer Fünferkette antrat. Als Thomas Müller dann nach dem Spiel sagte, bei den Bayern gehe «zu verkopft» zu, wurde dies als eine Spitze gegen den Trainer begriffen, wovon Müller aber nichts wissen wollte: «Es waren genug Spieler von internationalem Format bei uns auf dem Platz. Da braucht man gar nicht auf den Trainer zu gehen!»

Nur: Wie ist es um dessen Position bestellt? Vor dem Spiel redete er, als stehe ein bedeutender Final an: Leverkusen spiele am Limit, seine Mannschaft aber könne sich noch steigern. Doch an diesem Massstab wollte er hinterher nicht mehr gemessen werden. Hatte Müller die Niederlage in aller Deutlichkeit eingeräumt, so suchte Tuchel nach Ausflüchten. Im Grunde, so behauptete er, habe es gar keine grossen Leverkusener Chancen gegeben. Wenn es um die «expected goals» (so werden im Modejargon der Fussball-Nerds die Szenen genannt, in denen ein Tor zu erwarten gewesen wäre) gehen würde, sehe es für seine Mannschaft nicht schlecht aus.

Den Bayern fehlt die Durchsetzungskraft

Bloss war die Niederlage zu deutlich, um mit solchen Spitzfindigkeiten zu argumentieren. Als Tuchel gefragt wurde, warum es den Spielern nicht gelungen sei, auch nur eine einzige Torchance herausspielen, sagte er, sie haben sich eben nicht durchsetzen können. Das wiederum ist ein sonderbares Eingeständnis, im Grunde ein Offenbarungseid. Dem Kader von Weltklassespielern, angeleitet von einem Spitzentrainer, fehlt die Durchsetzungskraft.

Der Trainer wiederum steht selber schon länger in der Kritik. Der notorische TV-Experte Didi Hamann etwa lässt kaum eine Gelegenheit aus, gegen den Coach zu wettern. Jüngst hatte er Tuchel als das grösste Missverständnis seit der Verpflichtung Jürgen Klinsmanns im Jahr 2008 bezeichnet – eine Unverfrorenheit angesichts Tuchels Renommee.

Bloss: Liegt es wirklich an Tuchel allein? Die Probleme, mit denen er zu kämpfen hat, ähneln denjenigen, mit denen auch sein Vorgänger Julian Nagelsmann rang. Helfen dürfte ihm diese Erklärung nicht. Die Bayern-Führung misst ihr Team allein am Potenzial. Ein Trainer wie Xabi Alonso dürfte ihnen geeignet erscheinen, dieses auszuschöpfen.

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