Krebskranke sterben heute oft eher an einem Pilz als wegen ihres Tumors – an Arzneien dagegen fehlt es

krebskranke sterben heute oft eher an einem pilz als wegen ihres tumors – an arzneien dagegen fehlt es

Die Pharmabranche erforscht intensiv neue Krebstherapien. In der Entwicklung von Pilzmitteln herrscht hingegen Flaute. Waltraud Grubitzsch / Keystone

Bei der Behandlung von Krebs hat die Medizin riesige Fortschritte erzielt. Dank modernen Medikamenten sind Krebsleiden heute oft gut therapierbar. Doch Restrisiken bleiben, wobei diese an Orten schlummern, die in der Öffentlichkeit vielfach nicht wahrgenommen werden.

Millionen von Betroffenen

Als wachsendes Problem gelten schwere Pilzinfektionen, die ein leichtes Spiel bei Patienten haben, deren Immunsystem kompromittiert ist. So müssen sich Krebspatienten oft einer Chemotherapie unterziehen, die das körpereigene Abwehrsystem lahmlegt.

Es mutet bitter an, doch zu den Nebenfolgen der heutigen Spitzenmedizin zählt auch, dass manche Krebspatienten heute eher an einer invasiven Pilzinfektion als an den Folgen ihres Tumors sterben. Wie an einer Investorenkonferenz des Basler Biotechnologieunternehmens Basilea aufgezeigt wurde, werden weltweit pro Jahr 6,5 Millionen solcher schwerer Pilzerkrankungen diagnostiziert. Davon enden geschätzte 2,5 Millionen tödlich, weil es an wirksamen Behandlungsmöglichkeiten fehlt.

Die Wahrscheinlichkeit, eine invasive Pilzinfektion nicht zu überleben, ist demnach hoch. Und Experten gehen davon aus, dass die Fallzahlen weiter zunehmen werden. Sie begründen dies neben weiteren Fortschritten im Bereich der Spitzenmedizin und der wachsenden Zahl von Patienten im hohen Alter auch mit dem Klimawandel. Pilze haben es gerne warm.

Abspaltung von Roche

Basilea gehört zu den wenigen Pharmaunternehmen weltweit, die nach wie vor im Geschäft mit Präparaten gegen schwere Pilzerkrankungen aktiv sind. Die meisten grossen Medikamentenhersteller haben sich schon vor Jahren aus diesem Markt zurückgezogen, weil er zu wenig lukrativ ist. Mit Krebstherapien lässt sich ein Vielfaches von dem verdienen, was Pilzmittel einbringen. Ähnlich benachteiligt sind Geschäfte mit Antibiotika, die gegen bakterielle Infektionen eingesetzt werden. Trotz eingeschränkten Verdienstmöglichkeiten ist Basilea aber nach wie vor auch in diesem Bereich tätig.

Das Unternehmen entstand vor fast einem Vierteljahrhundert im Rahmen einer Abspaltung von Roche. Der Basler Pharmariese wollte schon damals nichts mehr von Geschäften mit Pilzmitteln und Antibiotika wissen. Doch Basilea biss sich durch, obschon sich der Erfolg lange nicht einstellen wollte.

In den schwarzen Zahlen

Vorletztes Jahr erwirtschaftete das Unternehmen nach einer langen Verlustserie erstmals einen Gewinn. Auch 2023 wurde mit einem Überschuss abgeschlossen. Im laufenden Jahr rechnet das Management damit, ihn mehr als zu verdoppeln – auf 25 Millionen Franken. Der Umsatz mit den bereits marktreifen Produkten soll zugleich von 150 auf 180 Millionen Franken gesteigert werden.

Die Firma scheint damit eine gewisse Reife erlangt zu haben. Man habe nun eine Story, die man Investoren präsentieren könne, sagte der Unternehmenschef David Veitch am Rande der Investorenkonferenz.

Allerdings hat Basilea in der Vergangenheit unter Anlegern viel Vertrauen verspielt. So scheiterte 2009 mit dem damaligen Partner Johnson & Johnson (J&J) ein erster Versuch, die Marktzulassung für das Antibiotikum Ceftobiprol zur Behandlung von Spitalinfektionen zu erhalten. Nachdem J&J die Rechte an Basilea zurückgegeben hatte, musste das Basler Unternehmen 2011 von vorne beginnen. Erst vergangene Woche hat es endlich grünes Licht von der amerikanischen Gesundheitsbehörde FDA erhalten.

Wer das Produkt in den Vereinigten Staaten vermarkten wird, ist indes noch offen. Basilea verfügt über keine eigene Verkaufsorganisation. Auch die Produktion liegt in den Händen von Drittfirmen. Beides schmälert die Einnahmen des Unternehmens, denn die Partner erbringen ihre Dienstleistungen selbstredend nicht gratis.

Das bisherige Hauptprodukt der Firma, das Pilzmittel Cresemba, wird vom japanischen Pharmakonzern Astellas in den USA vertrieben. Allerdings läuft sein Patent nur noch bis Ende 2027. Basilea wird also bald für Nachschub sorgen müssen.

Ausser auf Geschäften mit Ceftobiprol in den USA ruhen die Hoffnungen des Unternehmens zurzeit vorab auf der Entwicklung einer neuen Therapie gegen invasive Pilzinfektionen. Weil dieses Medikament aber erst noch die abschliessende Phase III der klinischen Entwicklung durchlaufen muss, erwarten Analytiker der Zürcher Kantonalbank den Markteintritt frühestens 2028.

Gefährliche Resistenzen

Für Patienten kann das Präparat wegen der eingeschränkten Behandlungsmöglichkeiten gleichwohl nicht schnell genug kommen. Ähnlich wie bei Antibiotika sind auch bei Pilzmitteln Resistenzen im Vormarsch. Sie machen die Gefahren, die von schweren Pilzerkrankungen ausgehen, noch bedrohlicher.

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