Aktie: Siemens Healthineers leidet unter Geschäftseinbruch in China
Wie zuvor schon die Konzernmutter leidet auch die Gesundheitstochter von CEO Bernd Montag unter Problemen im wichtigen chinesischen Markt. Der Umsatz brach dort im abgeschlossenen Quartal um 14 Prozent ein. Die Investoren reagieren enttäuscht.
Aktie: Siemens Healthineers leidet unter Geschäftseinbruch in China
Die Medizintechnik-Tochter von Siemens bekommt die Maßnahmen der chinesischen Regierung gegen Korruption im Gesundheitswesen zu spüren. Der Umsatz von Siemens Healthineers dort brach im zweiten Quartal des Geschäftsjahres 2023/24 um 14 Prozent ein und bremste das Wachstum des Erlanger Konzerns. Vorstandschef Bernd Montag (55) versuchte am Dienstag zu beruhigen: Die Maßnahmen, die in China die Auftragsvergabe drosselten, richteten sich nicht gegen die Hersteller der Geräte, sondern gegen den Einkauf in den Kliniken. „Das ist in keiner Weise eine Maßnahme, um multinationalen Unternehmen das Leben schwer zu machen.“ Einheimische Hersteller litten oft noch mehr darunter. „Das ist nicht die neue Normalität“, betonte Montag.
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Die Investoren reagierten zunächst enttäuscht. Die Aktie fiel zeitweilig um 6 Prozent, die Marktkapitalisierung sank auf rund 56 Milliarden Euro. Probleme in China hatte zuletzt auch der Mutterkonzern, der nach wie vor 75 Prozent der Healthineers-Anteile hält. Bei Siemens waren die Auftragseingänge im ersten Quartal in China insgesamt um rund ein Drittel eingebrochen und hatten das Geschäft belastet.
Die Healthineers-Führung verbreitete am Dienstag nun Zuversicht. Für die zweite Hälfte des Geschäftsjahres, das bis Ende September läuft, rechnet sie in China wieder mit einer anziehenden Nachfrage. Dort bahnten sich staatliche Anreizprogramme an, um die aufgestaute Nachfrage anzukurbeln, hieß es. Betroffen vom Rückgang ist vor allem die Sparte Imaging mit ihren teils millionenteuren Magnetresonanz- (MRT) und Computer-Tomographen (CT). Sie werde deshalb im laufenden Geschäftsjahr am unteren Ende ihrer Wachstums- und Renditeerwartungen landen, sagte Finanzvorstand Jochen Schmitz, also bei einem Wachstum von sechs Prozent und einer operativen Umsatzrendite von 21 Prozent. Im ersten Halbjahr lag die Marge bei 19,7 Prozent, der Umsatz der Sparte legte um drei Prozent zu.
An den Prognosen für den Gesamtkonzern für das laufende Geschäftsjahr hält Siemens Healthineers aber fest: Man sei „erneut auf einem guten Weg, unsere Ziele für das Geschäftsjahr zu erreichen“, sagte CEO Montag. Der Konzern erwartet ein vergleichbares Umsatzwachstum von 4,5 bis 6,5 Prozent und ein Ergebnis je Aktie zwischen 2,10 und 2,30 Euro.
Das liegt auch daran, dass der Umbau im Diagnostikgeschäft besser läuft als gedacht. Siemens Healthineers lässt dort die alten Laborgeräte schneller auslaufen und stellt auf die “Atellica”-Plattform um. Die neue Laborstraßen-Generation wachse zweistellig, was sich in den Margen niederschlage, so Montag. Die operative Umsatzrendite der Sparte soll deshalb 2023/24 mit vier bis sechs Prozent ungefähr zwei Prozentpunkte höher ausfallen als geplant.
Im zweiten Quartal stieg der Umsatz von Siemens Healthineers auf vergleichbarer Basis um drei Prozent auf 5,44 Milliarden Euro. Das bereinigte operative Ergebnis (Ebit) verbesserte sich von Januar bis März um acht Prozent auf 822 Millionen Euro. Allerdings hatten vom Unternehmen befragte Analysten im Schnitt mit 5,48 Milliarden Euro Umsatz und einem Ebit von 838 Millionen etwas mehr erwartet. Der Nettogewinn vervierfachte sich im zweiten Quartal auf 431 Millionen Euro im Vergleich zum Vorjahresquartal. Im Vorjahr hatte hier eine Abschreibung von 329 Millionen auf das Geschäft mit Operations-Robotern zu Buche geschlagen, wo sich die Erwartungen in die teuer zugekaufte US-Firma Corindus nicht erfüllt hatten.
Die ersten Reaktionen der Analysten nach Veröffentlichung der Zahlen waren gemischt. Während Goldman Sachs die Aktie weiterhin neutral bewertet, belassen J.P. Morgan, Jefferies und die UBS ihre Einschätzung vorerst bei einer Kaufempfehlung. Die Ergebnisse seien ungefähr im Rahmen des Erwartbaren. Aber: Der Medizintechnikkonzern habe leicht enttäuscht, schrieb Analyst David Adlington von der US-Großbank J.P. Morgan.