Steuern in Großbritannien: Superreiche fürchten um ihr Vermögen - und wollen flüchten

Weil sie strengere Steuergesetze in Großbritannien fürchten, bangen Vermögende offenbar um ihren Reichtum. Einige Millionäre sehen sich laut einem Zeitungsbericht nach einem neuen Wohnort um.

steuern in großbritannien: superreiche fürchten um ihr vermögen - und wollen flüchten

Steuern in Großbritannien: Superreiche fürchten um ihr Vermögen – und wollen flüchten

Die Nervosität wächst in einigen exklusiven Straßenzügen von London – sowohl die regierenden Konservativen als auch die oppositionelle Labour-Partei wollen Steuererleichterungen aufkündigen, von denen bislang viele Superreiche profitierten. Das führt offenbar zu überhasteten Reiseplänen.

»Die Leute springen gerade in Flugzeuge und verlassen das Land«, zitiert der »Guardian« den Chef einer Finanzberatung für Superreiche. Der Zeitung zufolge berichteten auch andere Berater, dass sich ihre Klienten nach neuen Wohnorten mit günstigeren Steuergesetzen umsähen. Etwa Portugal, Griechenland oder Italien: Die Regierung in Rom zum Beispiel ködert reiche Ausländer mit einer Einheitssteuer – wer seinen Wohnsitz dorthin verlegt, muss nur noch einen pauschalen Betrag von 100.000 Euro pro Jahr zahlen. Oder doch lieber Zuflucht suchen in bewährten Steuerparadiesen wie Monaco und Schweiz?

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Die Unruhe wächst wegen Plänen zur Abschaffung eines steuerlichen Sonderstatus: Es geht um die sogenannte »Non-domicile«-Regelung, verkürzt »Non-dom«. Im Vereinigten Königreich zahlen »Non-dom« nur Steuern auf das Geld, das sie im Vereinigten Königreich verdienen. Sie müssen der britischen Regierung keine Steuern auf Geld zahlen, das anderswo auf der Welt verdient wird (es sei denn, sie zahlen dieses Geld auf ein britisches Bankkonto ein). Fast 69.000 Menschen haben derzeit diesen Sonderstatus im Vereinigten Königreich.

Eingeführt wurde er im Jahr 1799. So konnten vor allem reiche Adlige vermeiden, dass sie Steuern auf ihre kolonialen Besitztümer abführen mussten.

»Non-dom« bezieht sich auf den Steuerstatus einer Person und nicht auf deren Nationalität, Staatsbürgerschaft oder Aufenthaltsstatus. Dass auch Akshata Murty, die Frau von Premierminister Rishi Sunak, davon profitierte, wurde 2022 bekannt. Nach Schätzungen der BBC sparte Murty 2,1 Millionen Pfund pro Jahr an britischen Steuern, das sind umgerechnet rund 2,5 Millionen Euro. Als dies publik wurde, gab sie ihren Sonderstatus ab.

Labour plant seit langem, die »Non-dom«-Regelung im Fall eines Wahlsiegs aufzukündigen – die Partei hofft auf Milliarden zusätzlicher Steuereinnahmen, die dann dem Gesundheitssystem oder Schulen zugutekommen könnten.

In diesem Jahr wählt Großbritannien ein neues Unterhaus, und Labour liegt mit Spitzenkandidat Keir Stamer in allen Umfragen deutlich in Führung.

Doch Anfang März überraschte Finanzminister Jeremy Hunt mit der Ankündigung, dass die konservative Regierung selbst das Modell auslaufen lässt. Neuankömmlinge können demnach nur in den ersten vier Jahren ihres Aufenthalts die Steuer auf ausländische Einkünfte vermeiden. Danach werden ihre weltweiten Einkünfte und Gewinne vollständig besteuert. Mit den erwarteten Einnahmen für den Staat sollten laut Hunt ärmere Familien entlastet werden.

Die Labour-Partei erklärte daraufhin, dass ihre Pläne noch härter ausfallen und »Schlupflöcher« in Hunts Plan im Fall eines Wahlsiegs geschlossen würden.

Man habe erwartet, dass Labour so weit gehen würde, so der vom »Guardian« zitierte Finanzberater. »Aber niemand hat damit gerechnet, dass die Konservativen eingreifen und die Regelung zuerst abschaffen würden.«

Der bislang geltende Sonderstatus sei veraltet und müsste überarbeitet werden, meint die »Financial Times« in einem Kommentar. Darin liege auch eine Chance: Wenn das Vereinigte Königreiche neue Regelungen sinnvoll gestalte, könne das Land weiter attraktiv für Wohlhabende bleiben – die viele Steuern zahlten.

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