NLS2-Sieg in die Tonne gepfeffert: Was lief bei Abt schief?

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Der dramatische Zieleinlauf bei NLS2: “Grello” zieht noch vorbei

Diese Bilder gingen um die Welt: Jordan Pepper will im Abt-Lamborghini #27 (K. van der Linde/Pepper) beim 63. ADAC Reinoldus-Langstreckenrennen keine weitere Runde fahren und bremst vor der Ziellinie ab. Diese überquert der Südafrikaner nach exakt 4:00:01.810 Stunden. Als Zweiter, denn Laurens Vanthoor im Manthey-EMA-Porsche #911 (L. Vanthoor/Estre) benötigt nur 4:00:01.768 Stunden.

Die 42 Tausendstelsekunden Unterschied zwischen Platz eins und zwei waren das knappste Finish in der Geschichte der Nürburgring-Langstrecken-Serie (NLS) beziehungsweise VLN. Motorsport-Total.com sprach exklusiv mit Jordan Pepper und Abt-Teamchef Martin Tomczyk über die Geschehnisse.

“Im Nachhinein war es ein Fehler, aber aus Fehlern lernt man”, sagt Tomczyk. “Wir hätten genug Zeit gehabt, für eine weitere Runde zu tanken und vor Manthey zu bleiben. Es war ein extrem schnelles NLS-Rennen.”

Aufgrund der geringen Starterzahl – nur 94 Fahrzeuge gingen beim Sonntagsrennen des “Double-Headers” zum Saisonauftakt an den Start – war eine 29. Runde möglich, wenn Pepper durchgekommen wäre. Das ist in der Geschichte der NLS schon öfter vorgekommen. Doch Abt kalkulierte mit 28 Runden und tappte in die Falle.

“Es war eine sehr ambitionierte Kalkulation, die leider nicht aufgegangen ist. Wir hätten uns beim letzten Boxenstopp einfach die Zeit nehmen und mehr tanken sollen, um auf Nummer sicherzugehen”, erklärt Tomczyk. Abt hatte vor dem Stopp von einer Code 60 profitiert, die man selbst vermieden hatte, die aber alle anderen Fahrzeuge traf, die bereits gestoppt hatten.

Im Finale war es umgekehrt: “Wir wussten, dass wir Tempo rausnehmen müssen, weil wir einen gewissen Vorsprung auf den Manthey-Porsche hatten. Aber dann haben wir noch eine Code 60 erwischt, durch die Manthey voll durchfahren konnte. Dadurch haben wir noch einmal 14 Sekunden verloren. Deshalb ist es so knapp geworden. Dass es so ausgegangen ist, war dann super ärgerlich.”

Hätte auch der “Grello” noch durch die Code 60 gemusst, wäre die letzte Runde eine Spazierfahrt für Abt gewesen und das Fenster deutlich größer geworden als jene 1,768 Sekunden, die Pepper treffen musste. Schneller, und er wäre in Runde 29 ohne Sprit liegen geblieben. Langsamer, und er wäre Zweiter geworden. Letzteres war der Fall.

Pepper: Die Enttäuschung überwiegt

So mancher Gleichmäßigkeitsprofi würde über dieses Fenster lachen, doch Tomczyk nimmt Pepper klar in Schutz: “Er hat von seinem Renningenieur einen Countdown bekommen. Er hat sich an alles gehalten, was wir ihm gesagt haben.”

“Aber wenn du bei 230 km/h einen Countdown von zehn runter bekommst und die Linie nicht genau sehen kannst, dann ist es schwierig abzuschätzen. Wir machen ihm keinen Vorwurf. Am Ende war es ein Fehler, aus dem man lernt, ganz klar. Aber ehrlich gesagt ist es mir lieber, wenn es jetzt passiert als beim 24-Stunden-Rennen. Trotzdem ist es ärgerlich, wenn es um den Sieg geht.”

Pepper ergänzt: “Natürlich hatten wir einen guten Speed, aber die Enttäuschung überwiegt. Das Zeitfenster war extrem eng. Am Ende ist es frustrierend, aber so ist es eben. Wir haben bei der Strategie einen guten Job gemacht und davon profitiert, dass wir mit der Code 60 Glück hatten. Jetzt müssen wir schauen, warum wir uns dann verkalkuliert haben.” Das sagte er vor dem abschließenden Briefing.

Dennoch gibt es auch Positives aus dem Rennen mitzunehmen: Der Lamborghini Huracan GT3 Evo2 war am Sonntag deutlich schneller als am Samstag. “Wir haben über Nacht eine Verbesserung gezeigt, das war das Hauptziel”, sagt Pepper.

“Wir wissen, dass wir ein konkurrenzfähiges Paket haben, aber wir müssen noch arbeiten. Die Porsche waren superschnell, unabhängig davon, ob ich [das Tempo] managen musste oder nicht. Manthey ist eine gute Referenz für uns, aber wir müssen einfach weiter hart arbeiten. Schritt für Schritt. Nächstes Wochenende steht das Qualifying auf dem Programm, dann werden wir hoffentlich das bestmögliche Paket haben.”

Auch die neuen Michelin-Reifen hielten, was sie versprachen. Der französische Reifenhersteller hatte bereits im Herbst 2023 einen neuen Pneu gebracht, nachdem es beim 24-Stunden-Rennen 2023 zahlreiche Reifenschäden gegeben hatte – unter anderem am Abt-Lamborghini und am “Grello”.

“Ja, wir haben auch darauf gehofft, denn das war hier absolut ein Thema”, so der 27-Jährige. “Die Strecke ist hart zu den Reifen. Michelin hat gute Arbeit geleistet und für dieses Jahr ein verbessertes Produkt gebracht. Natürlich mussten sie etwas tun. Aber Hut ab, das war wirklich gut. Schön auch, dass wir bei relativ warmen Bedingungen testen konnten.”

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