Der 1. FC Köln erleidet gegen Dortmund den nächsten Tiefschlag. Das sorgt für deutliche Worte der Protagonisten und legt nahe: Der Trainerwechsel-Effekt nach der Installation von Timo Schultz könnte bereits verpufft sein.
Zeigte sich nach dem 0:4 gegen Dortmund unzufrieden: Kölns Kapitän Florian Kainz.
Deutliche Kritik von Schultz und Kainz nach dem 0:4 gegen Dortmund
Florian Kainz, das war schon beim Herannahen in die Mixed Zone im Rhein-Energie-Stadion spürbar gewesen, war nicht gut gelaunt. Der Kapitän des 1. FC Köln hatte ein 0:4 gegen Borussia Dortmund gesehen, das ihn aufgebracht hatte. “Ich bin richtig sauer”, sagte der Österreicher und moserte: “Es ist für mich unerklärlich, wie man dieses Spiel 0:4 verlieren kann, wenn man die erste Hälfte sieht.”
19 Torschüsse und 17 Flanken hatten die Geißböcke während der kompletten Spielzeit in Richtung des BVB-Tors geschossen, sich außerdem 13 Eckbälle erkämpft. Und trotzdem waren die bemüht aufspielenden Hausherren gegen die Gäste meilenweit entfernt von einem Sieg. Nicht nur Kainz hatte “viele gute Aktionen in Ballbesitz gesehen”, die veränderte Offensive hatte spielerisch ein ansehnliches Gesicht gezeigt. Ohne den am Fuß verletzten Stoßstürmer Davie Selke, und ohne seine nominellen Stellvertreter Steffen Tigges und Florian Dietz. Dafür spielte Dejan Ljubicic rechts auf dem Flügel, Jan Thielmann rückte ins Angriffszentrum.
Köln nutzt die Räume – nur nicht die entscheidenden
Das funktionierte zumindest im Mittelfeld. Die Kölner wussten viele Räume zu nutzen, die ihnen der BVB bot. Nur eben nicht die auf den letzten zehn, zwanzig Metern bis zum Tor. “So gut wir im Ballbesitz waren und so mutig wir nach vorne gespielt haben, hatten wir trotzdem nicht besonders viele Torchancen”, bemängelte auch Kainz, der als hängende Spitze hinter Thielmann deutlich unauffälliger blieb als beim 1:1 vor einer Woche gegen Heidenheim. Thielmann scheiterte kurz nach der Pause an Dortmunds Keeper Gregor Kobel, Linton Maina in der 51. Minute mit einem Fernschlenzer am Aluminium und Rasmus Carstensen an sich selbst, als er völlig frei den Nachschuss vergab. “Es waren schon viele Sachen dabei, die gut waren”, übte sich Kainz in Optimismus, gab aber zu: “Aber auch viele, in denen wir uns im Kampf um den Klassenerhalt cleverer anstellen müssen.”
Ganz im Gegenteil stellten sich die Rheinländer aber “in entscheidenden Situationen naiv an”, fand FC-Coach Timo Schultz. Auch er stellte seinem Team ein eher bitteres Zeugnis aus: “In der Kernkompetenz Effizienz waren sie uns brutal überlegen.” Gute Ansätze, viel Aufwand – aber kein Ertrag. Dieses Bild zieht sich durch die Saison des 1. FC Köln und kostet nicht nur Punkte, sondern auch Nerven und Moral. Punktgleich mit dem Vorletzten Darmstadt 98 klebt Schultz’ Mannschaft am Tabellenende fest, der Trainerwechseleffekt ist bereits verpufft oder kurz davor zu verpuffen.
Die Warnzeichen strahlen immer heller
Innenverteidiger Timo Hübers versuchte sich immerhin an einer Prise Optimismus, auch wenn “die Enttäuschung natürlich überwiegt”, wie der 27-Jährige fand. “Aber wenn wir das morgen ein bisschen nüchterner betrachten”, appellierte Hübers, “müssen wir die positiven Szenen, die zu Hauf dabei waren, rauspicken.”
Dieser Sichtweise kann man sich anschließen, oder aber auch die immer deutlicher strahlenden Warnzeichen in der Domstadt wahrnehmen. Die mit elf Toren nach 18 Saisonspielen schlechteste Offensive der Liga ist ohne die verletzten Selke, Luca Waldschmidt und Mark Uth schwer beschädigt, und auf der anderen Seite patzen abwechselnd verschiedene Akteure von Woche zu Woche entscheidend. Diesmal etwa Maina vor dem 0:1, als er Donyell Malen widerstandslos gewähren ließ. Später Rasmus Carstensen doppelt, als er das 0:2 per Elfmeter mit einem Foul und das 0:3 mit einem haarsträubenden Ballverlust einleitete.
Und keiner der drei kommenden Gegner Wolfsburg, Frankfurt und Hoffenheim macht große Hoffnung auf einen Befreiungsschlag. “Es war nicht alles schlecht”, versuchte der niedergeschlagene Kainz etwas verbale Schadensbegrenzung, konnte aber nicht verbergen, was mit ihm wohl der Großteil der 50.000 Zuschauer fühlte: “Ich bin schon sehr enttäuscht.”
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