50-Meter-Sprung überstanden und mit Geleitschutz zum Inn gewatschelt
Beim Schwazer Glockenturm spielte sich heute ein besonderes Naturereignis ab. Fünf Gänsesägerküken hüpfen mittags aus ihrem Nest und watschelten zum Inn.
Schwaz – Nach wochenlangem Mitfiebern via Livestream war es heute um zirka 13:15 Uhr so weit: Das Gänsesäger-Weibchen flog aus dem Nest im 50 Meter hohen Schwazer Glockenturm und sogleich folgte ihr das erste Küken im freien Fall. Innerhalb von Sekunden plumpste ein Küken nach dem anderen aus dem rekordverdächtig hohen Nest.Teilweise wurden die kleinen Federknäuel vom Wind in die Bäume des Stadtparks geblasen. Verfolgt wurde das Spektakel vor Ort von Zig Interessierten. Es glich daher dann fast einer Prozession, als sich die Menschenmenge mit der Entenfamilie vom Kreuzgang der Stadtpfarrkirche aus Richtung Inn in Bewegung setzte. „Nachdem im Vorjahr zwei Küken auf dem Weg ins Wasser in Gullys gestürzt waren, haben wir heuer alle potentiellen Gefahrenstellen gesichert“, sagt Naturfotograf Reinhard Hölzl, der die Gänsesägermutter von Beginn an in Schwaz begleitete. Die zwei Küken letztes Jahr konnten gerettet werden, heuer verlief der Entenmarsch durch die Tannenberggasse und den Lahnbach entlang problemlos. Die Bundesstraße bei der Barbara-Kreuzung hatte die Polizei extra für die Gänsesäger-Familie gesperrt.
Im Inn angekommen tauchten die fünf Entenküken gleich einmal quietschfidel unter – unter freudigem Gejauchze der Zuschauer.
BReinhard Hölzl war schon um 7 Uhr morgens wieder im Park bei der Schwazer Stadtpfarrkirche, wo er auch den gestrigen Tag verbracht hatte. Christi Himmelfahrt hatten sich 17 Interessierte dort versammelt, viele andere verfolgten das Geschehen im Turm über den Livestream auf der Homepage der Stadtgemeinde Schwaz. Denn es hätte jederzeit soweit sein können, dass Mama Gänsesäger mit ihren frisch geschlüpften Küken aus dem Nest in 50 Meter Höhe heraushüpfen wird. In ganz Europa ist kein Gänsesäger-Nest in dieser Höhe bekannt.
„Fünf Küken sind am 8. Mai geschlüpft. Ein sechstes Ei im Nest war unbefruchtet“, sagt der Hölzl. Die Kleinen versorgen sich nach ihrer Geburt selbst. Hölzl: „Sie haben einen Dottersack im Körper, der sie rund zwei Tage mit Nahrung versorgen kann.“ Spätestens wenn dieser aufgebracht ist, brauchen sie Nahrung: Das sind vorerst ins Wasser gefallene Insekten, denn zum Fisch fressen sind die Küken noch zu klein.
Seit 1. April war die Gänsesäger-Mama am Brüten. Immer wieder wurde ihr das Leben von Dohlen erschwert, die sich den Glockenturm ebenfalls als Nistplatz erkämpften und auch einige Eier der Entenmama beschädigten. „Sie haben rund einen Meter hinter dem Entensäger-Nest einen Nistplatz im Turm, das wissen wir jetzt. Doch es gibt nur einen Eingang, so dass die Dohlen immer an der Ente vorbei mussten“, schildert Hölzl. Inzwischen seien auch die Dohlen geschlüpft. (ad)