Hochwasser in Russland immer schlimmer: Putin lehnt Besuch ab

hochwasser in russland immer schlimmer: putin lehnt besuch ab

Ein Friedhof in Orsk in Russland steht unter Wasser.

Die Hochwasserlage in den russischen Regionen südlich des Uralgebirges spitzt sich immer weiter zu. Die Menschen in den besonders betroffenen Gebieten rund um die 550.000 Einwohnerstadt Orenburg an der Grenze zu Kasachstan sind zunehmend verzweifelt – auch weil die Behörden aus ihrer Sicht mehr mit sich selbst beschäftigt sind als unbürokratisch und schnell zu helfen. In einem Video in den sozialen Netzwerken ist zu sehen, wie Bewohner der Stadt Orsk am Fluss Ural „Putin, hilf!“ rufen, doch der Kreml-Herrscher lehnte bisher einen Besuch in der Katastrophen-Region ab und schickte Mitglieder seiner Regierung vor.

Kreml-Sprecher Dmitri Peskow teilte am Mittwoch lediglich mit, die Lage sei „sehr, sehr angespannt“. Die Wettervorhersagen für die betroffenen Gebiete seien nicht günstig. „Das Wasser steigt weiter“, fügte Peskow hinzu. Großen Mengen Wasser erreichten „neue Regionen“. In Orenburg lag der Pegel des Ural am Mittwochmorgen mit 9,78 Metern deutlich über der kritischen Marke von 9,30 Metern. Die Stadtverwaltung rechnete mit einem weiteren Anstieg um 30 bis 70 Zentimeter. „Alle Bewohner von möglichen Flutgebieten sollten Wertgegenstände und Dokumente nehmen und sofort ihre Häuser verlassen“, erklärte die Stadtverwaltung beim Onlinedienst Telegram.

In der gesamten Region Orenburg wurden bislang knapp 13.000 Häuser überschwemmt, davon etwa 1900 in Orenburg. Mehr als 7700 Menschen wurden nach Angaben der Regionalregierung in Sicherheit gebracht. Orsk, die zweitgrößte Stadt der Region, war weitgehend überflutet worden, nachdem am Freitag ein Damm am Ural gebrochen war. Am Mittwoch teilte die Stadtverwaltung mit, dass der Pegelstand um 29 Zentimeter gesunken sei. In der weiter östlich gelegenen Region Kurgan wurden nach Angaben von Einsatzkräften vorsorglich 1600 Menschen in Sicherheit gebracht.

Menschen in Orsk flüchten sich in Galgenhumor

Etwas weiter südlich, in Kasachstan, sieht die Lage ähnlich bedrohlich aus. Allerdings scheinen sich die Behörden besser auf das durch die Schneeschmelze und heftige Regenfälle verursachte Hochwasser vorbereitet zu haben. Seit Beginn der Überschwemmungen vergangenen Monat seien bereits 96.472 Menschen „gerettet und evakuiert“ worden, teilte das kasachische Katastrophenschutzministerium am Mittwoch mit. Damit lag die Zahl um 10.000 höher als am Vortag. In der nordkasachischen Stadt Petropawlowsk wurde eine Zwangsevakuierung gestartet. „Eine riesige Wassermenge bewegt sich auf Petropawlowsk zu“, zitierten Staatsmedien den örtlichen Regierungschef Gaues Nurmuchambetow. „Ich betone: riesig.“

In den Hochwassergebieten Russlands entlädt sich derweil der Zorn der Menschen in privaten Chats. Wie die „taz“ berichtet, wagen sich manche in ihrer Wut auf politisch vermintes Terrain. „Am Ende sagen sie noch, die Ukrainer hätten den Damm zerstört, zusammen mit Bidens Hilfe“, heißt es etwa. Andere fordern die Absetzung des Orsker Bürgermeisters Wassili Kosupiza. Der hatte vergangene Woche bei einem Besuch eines Dammes noch abgewiegelt. „Derzeit besteht keine Bedrohung. Die Menschen haben keine Angst, dass sie überschwemmt werden könnten. Das diesjährige Hochwasser ist der erste Test für die Stärke des Damms“, sagte Kosupiza damals vollmundig. Die Worte dürften ihm im Nachhinein leid tun. tok mit dpa und afp

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