25-Milliarden-Euro-Loch - Kommt jetzt der Teuer-Schock für Hotels und Campingplätze? Das müssen Sie wissen

Eine Hotelangestellte richtet eine Bettdecke in einem Hotelzimmer. Getty Images/iStockphoto

Im Bundeshaushalt 2025 klafft ein Milliardenloch. Die Bundesregierung könnte nach der Gastronomie auch die Hotellerie ins Visier nehmen. Vielen Menschen drohen damit höhere Preise bei Übernachtungen – auch auf dem Campingplatz. FOCUS online sagt, was genau geplant ist.

Das Bundesfinanzministerium sammelt in diesen Tagen alle Einsparmöglichkeiten in den verschiedenen Ressorts des Bundeshaushalts. Dazu hatte Finanzminister Christian Lindner im März aufgerufen. Die Lage ist offenbar angespannt, denn laut Medienberichten fehlen derzeit 25 Milliarden Euro für die Haushaltsplanung 2025. Die Schuldenbremse wackelt. Eine große deutsche Hotelkette bereitet sich offenbar bereits auf einen Steuer-Schock im Gastgewerbe vor.

Demnach könnte das Bundesfinanzministerium die Abschaffung der im Jahr 2009 eingeführten Steuerermäßigung in der Hotellerie abschaffen. Betroffen wären Hotels, Ferienwohnungen und Campingsplätze. Wer in Deutschland ein Hotelzimmer bucht, zahlt bisher sieben Prozent Mehrwertsteuer. Die FDP hatte sich damals für die Anpassung stark gemacht. Mit dem Wegfall des Steuerprivilegs müssten Reisende, Pendler und Hotelgäste dann 19 Prozent zahlen.

• Fallbeispiele : Ein Hotelzimmer in Berlin kostet im Juni und im günstigsten Fall 69 Euro. Durch eine Anhebung des Steuersatzes auf 19 Prozent würde der Preis bei 77 Euro liegen. Ein Campingplatz, der heute 30 Euro kostet, würde dann 33,30 Euro kosten.

Höhere Mehrwertsteuer auf Hotels: Was ist dran?

„Bitte haben Sie Verständnis, dass wir externe Behauptungen nicht kommentieren“, sagt das Bundesfinanzministerium über mögliche Pläne einer Anpassung.

„Nach unseren Erkenntnissen und auch den vorliegenden Aussagen aus der Politik gibt es keine Bestrebungen oder Überlegungen in diese Richtung. Wir hoffen sehr, dass dies so bleibt“, sagt auch Hauptgeschäftsführerin des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes im Gespräch mit FOCUS online.

Der Verband kritisiert die Debatte über eine Steueranpassung auf 19 Prozent für Übernachtungen. „Viele Hotelbetriebe haben sich noch nicht von der Corona-Pandemie erholt. Eine Erhöhung des Steuersatzes ist eine Bedrohung für die Hotels in Deutschland, insbesondere für die vielen Familienbetriebe in unserer Branche.“

Das Gastgewerbe kämpfe mit Personalengpässen und steigenden Kosten. „Steuererhöhungen verbieten sich. In 26 EU-Staaten gilt ein reduzierter Satz für die Hotelübernachtungen. Dies ist in Europa somit die Regel.“

Und weiter: „Mehr denn je kommt es jetzt darauf an, die Leistungsfähigkeit unserer Branche zu stärken, statt durch Steuererhöhungsdebatten Verunsicherung zu erzeugen.“

Mehrwertsteuer-Anpassung bringt wohl 720 Millionen Euro

Im vergangenen Jahr hatte das zuständige Ministerium ausrechnen lassen, was die Erhöhung bringen würde. Rund 720 Millionen Euro würde der höhere Steuersatz in die Staatskasse spülen. Die Zahlen basieren allerdings auf dem Optionspapier aus dem Vorjahr. Damals ging es darum, das Haushaltsdefizit im Jahr 2024 auszugleichen. Das Ministerium hat allerdings gegenüber FOCUS online mehrmals klargestellt, dass es sich dabei um mögliche Optionen handelte, die für die Haushaltsplanung 2025 keine Rolle spielen.

Ein Sprecher ergänzt gegenüber FOCUS online: „Wie im Koalitionsvertrag festgelegt, sind keine Steuererhöhungen geplant.“

Tatsächlich erhöhte die Bundesregierung aber Anfang Mai die Luftverkehrsteuer, was Flugtickets deutlich teurer macht. „Das führt aufs Neue zu erheblichen finanziellen Belastungen der Reisewirtschaft“, erklärte der Deutsche Reiseverband (DRV).

Und … Anfang des Jahres hatte die Ampel-Regierung den ermäßigten Steuersatz auf Speisen in Restaurants abgeschafft. Wer vor Ort isst, zahlt seitdem 19 Prozent. In der Folge stiegen die Preise flächendeckend um ein bis drei Euro.

Aufgrund dieser Anpassung um zwölf Prozentpunkte sahen sich laut einer aktuellen Umfrage des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbands (Dehoga) rund 84 Prozent der Betriebe gezwungen, ihre Preise zu erhöhen. „Nach vier Verlustjahren ließen die massiv gestiegenen Kosten den Betrieben keine andere Wahl, als die Preise anzupassen“, sagt DEHOGA-Präsident Guido Zöllick. „Wir erwarten dringend Maßnahmen zur Entlastung und Stärkung der Betriebe.“