ESC 2024: Schlechte Prognosen für Isaak beim Eurovision Song Contest

Mit dem Song „Always On The Run“ belegte Isaak im Vorentscheid beim Publikum den ersten Platz. Auch bei den internationalen Jurys stand er mit insgesamt 74 Punkten am höchsten im Kurs.

„Diesmal nicht der letzte Platz?“ Mit dieser Frage beginnt die Meldung einer großen deutschen Nachrichtenagentur über den Musiker Isaak Guderian, der uns dieses Jahr beim Eurovision Song Contest vertreten wird. Damit ist alles gesagt über die Anspruchs- und Erwartungshaltung, die man mittlerweile hat im Land an das deutsche Abschneiden im wichtigsten europäischen Musikwettbewerb. Vielleicht werden wir ja Vorletzter!

Zwar waren im Studio in Adlershof, aus dem das Erste zu nachtschlafender Zeit den deutschen Vorentscheid sendete, alle Beteiligten unfassbar aufgekratzt. Doch die Katerstimmung folgte am nächsten Morgen. Der 28-Jährige Isaak aus Espelkamp in Ostwestfalen war mit seinem Pop-Song „Always On The Run“ nicht der Favorit gewesen.

Die Wettprognosen hatten bei der Frage, wer Deutschland beim ESC vertritt, mit großem Abstand den Sänger Ryk und dessen Lied „Oh Boy“ auf Platz eins gesetzt. Seit nun feststeht, dass Isaak am 11. Mai nach Malmö fährt, geht es bei den Buchmachern auch mit den Siegesaussichten für Deutschland in den Keller.

Bevor der Vorentscheid über die Bühne ging, rangierte Deutschland bei den internationalen Wettbüros zeitweilig sogar auf Platz sieben. Nach Isaaks Sieg ging es runter bis auf Platz 16 (Stand: 18.2.). Die Gewinnchance: magere zwei Prozent.

Zum Vergleich: Den bei den Buchmachern derzeit vorne liegenden Alyona Alyona & Jerry Heil aus der Ukraine wird eine Siegchance von 19 Prozent ausgerechnet. Dahinter rangiert die Italienerin Angelina Mango: Acht Prozent der Wettenden setzen ihren Song „La noia“ auf Sieg.

Nun sind eindeutige Vorhersagen zu so einem frühen Zeitpunkt kaum möglich. Noch stehen einige wichtige Vorentscheide und Nominierungen an. Doch ein Trend zeigt sich schon, auch auf Social Media. Bei Instagram hat Isaak, der seine Karriere als Straßenmusiker begann und 2011 an der Show „X-Factor“ teilnahm, 22.300 Follower.

Die Kommentatoren sind unter seinen aktuellen Postings wenig überzeugt: „Germany 0 Punkte“, heißt es da. Und: „Das ist ja wieder 0815 Pop. Das wird nix in Malmö.“ Zwar gibt es auch ermutigende Stimmen und viele Herzen von Conchita Wurst, aber insgesamt ist die Stimmung wenig zuversichtlich. Dabei überzeugte Isaak stimmlich durchaus, aber sein Song mit dem „Run-na-na-hey“-Refrain bleibt dennoch merkwürdig blutleer.

„Mainstream – wird auch diesmal nix werden“, twitterte die frühere Bezirksbürgermeisterin von Friedrichshain-Kreuzberg, Monika Herrmann. Nicht besser sind die Prognosen unter den zahlreichen ÖRR- und ESC-Accounts. „Wir machen uns leider wie immer international so hart lächerlich. Danke Deutschland. Danke NDR….ich hoffe ihr habt endlich fertig“, heißt es da.

Vielleicht gelingt es dem zweifachen Vater, all das auszublenden. Bis zum ESC sind es noch fast drei Monate, in denen Isaak an seinem Auftritt feilen kann. Bei der Siegerpressekonferenz kündigte er an, das tun zu wollen: In Sachen Bühnenauftritt werde man die Köpfe nochmal zusammenstecken.

Vielleicht arbeitet man bis dahin auch noch mal am Wording. Als Moderatorin Barbara Schöneberger die aufgeregten Künstler in der Live-Show zu ihrem Gemütszustand kurz vor der Bekanntgabe der Punkte befragte, sagte Isaak unverblümt: „Ich scheiß’ mich ein.“ Dass sein Lied mit den Worten beginnt, „I am nothin’ but the average“ – „Ich bin nichts als Durchschnitt“, daran ist allerdings wohl nichts mehr zu ändern.