Die thailändische Central Group will die Zukunft der Globus-Warenhäuser klären. Aber warum dauern die Verhandlungen so lange?

die thailändische central group will die zukunft der globus-warenhäuser klären. aber warum dauern die verhandlungen so lange?

Globus ist für die thailändische Central Group nicht das Hauptthema in Europa. Arnd Wiegmann / Reuters

Noch ist der Deal nicht in trockenen Tüchern. Deshalb will sich niemand öffentlich dazu äussern. Aber Hintergrundgespräche der NZZ mit involvierten Personen deuten alle in die gleiche Richtung: Das Luxuswarenhausgeschäft der insolventen Signa-Gruppe von René Benko – das heisst Selfridges, Globus und die KaDeWe-Group – kommt ganz oder grösstenteils in die Hände der thailändischen Central Group beziehungsweise deren Besitzerfamilie Chirathivat.

Dass Central von Signa das Luxuswarenhausgeschäft übernimmt, war von Anfang an die wahrscheinlichste Option, denn die Hälfte davon gehört bereits den Thailändern. Sie hatten sowohl die Globus-Warenhäuser als auch die britische Selfridges Group vor einigen Jahren gemeinsam mit Signa in einem 50:50-Joint-Venture übernommen.

Bei Selfridges hat Central den Anteil am operativen Geschäft im vergangenen Jahr sogar auf 60 Prozent aufgestockt. In Deutschland gehören Central 50,1 Prozent des operativen Geschäfts der drei Kaufhäuser KaDeWe, Alsterhaus und Oberpollinger. Bei den beiden Bauprojekten Carsch-Haus (Düsseldorf) und Lamarr (Wien) ist die Aufteilung wie in der Schweiz 50:50.

Mit dieser Konstellation wäre es nicht möglich gewesen, dass jemand anders an Central vorbei das Warenhausgeschäft von Signa kauft. Die Thailänder haben laut Insidern auf dem Signa-Anteil ein Vorkaufsrecht. Ebenfalls war nicht anzunehmen, dass Globus und Co. untergehen. Die Thailänder haben in verschiedenen schriftlichen Statements klargemacht, dass sie die Luxusgeschäfte nicht fallenlassen werden.

Aber die Übernahme ist gross und komplex. In England, Deutschland und der Schweiz, wo die Gesellschaften sich befinden, stellen sich unterschiedliche Fragen. Deshalb muss die Lage bei Selfridges, Globus und KaDeWe separat betrachtet werden.

Globus: nicht die erste Priorität

So relevant Globus aus Schweizer Sicht ist – für die Central Group haben die Globus-Warenhäuser derzeit nicht oberste Priorität, und dies aus zwei Gründen: Erstens ist die Situation im Vergleich mit Selfridges und der KaDeWe-Group unkompliziert, und zweitens ist der Kaufpreis überschaubar.

Laut Insidern hätte Central Globus längst übernehmen können. Aber die Thailänder haben keine Eile: Weder das operative Geschäft noch die Liegenschaften können ihnen gegen ihren Willen weggenommen werden, da sie an beidem 50 Prozent halten. Und die Zeit arbeitet für sie.

Das muss nicht heissen, dass die Thailänder bewusst abwarten, etwa damit der Kaufpreis sinkt. Aber die personellen Ressourcen von Central in Europa sind derzeit in den Verhandlungen rund um Selfridges und KaDeWe gebunden. Sobald der Selfridges-Deal in trockenen Tüchern sei, werde es auch mit Globus rasch vorwärtsgehen, meinen Insider.

Wahrscheinlich ist auch, dass Central die wichtigsten Globus-Liegenschaften in der Schweiz ganz übernimmt – sprich das Flaggschiff in Zürich und die im Bau befindliche Liegenschaft am Basler Marktplatz. In Genf, Luzern, Lausanne, St. Gallen und auch am Zürcher Bellevue ist Globus nur zur Miete. Wie viel den Thailändern an der Liegenschaft in Bern liegt, die neben dem Warenhaus auch ein Hotel beherbergt, ist unklar.

Anscheinend nicht ganz klar ist zudem, was mit der Kreditlinie von 150 Millionen Franken geschieht, welche die vormalige Eigentümerin Migros dem Globus unmittelbar nach dem Verkauf an Signa und Central gewährt hat. Sie sollte der Warenhauskette durch die Corona-Pandemie helfen, die just zum Zeitpunkt des Verkaufsabschlusses ausbrach. Gemäss Insidern läuft sie noch bis Mitte 2026.

Laut der Migros sind derzeit 125 Millionen Franken ausstehend, was bedeutet, dass Globus nicht die gesamten 150 Millionen gezogen hat. Bisher gab es keine Anzeichen, dass dieser Kredit nicht zurückbezahlt wird. Die Magazine zum Globus AG ist anders als viele Signa-Gesellschaften nicht insolvent.

Trotzdem hat die Migros an der jüngsten Jahrespressekonferenz angekündigt, 15 Millionen des Kredits abzuschreiben. Zudem sagte die Finanzchefin, man sei wöchentlich in Kontakt mit der Central Group. Es gehe bei den Gesprächen allerdings «ausschliesslich um den Kredit».

Selfridges: Dreiecksbeziehung mit den Saudi

Ein viel grösserer Brocken ist die britische Selfridges Group, für die Central und Signa 4 Milliarden Pfund (rund 4,9 Milliarden Franken) bezahlt haben. Mehr als die Hälfte des Kaufpreises dürfte zwar für die Liegenschaften aufgewendet worden sein. Aber auch das operative Geschäft ist deutlich mehr wert als jenes von Globus oder der KaDeWe-Gruppe.

Hier liegt derzeit der Hauptfokus von Central. Allerdings ist die Situation relativ komplex: Eigentümer von Selfridges sind nicht nur Central und Signa, sondern auch der saudische Staatsfonds PIF. Bereits kurz nach der Übernahme hatte René Benko einen Viertel seines ursprünglichen 50-Prozent-Anteils diskret an die Saudi weiterverkauft.

Eine Möglichkeit wäre, dass der saudische Staatsfonds PIF der Signa Retail den Rest der Selfridges-Beteiligung abkauft. Danach könnten Central und der PIF ein neues Joint Venture bilden.

Massgeblich beteiligt an den Verhandlungen ist auch die Bank Julius Bär. Sie hat Signa Retail einen Kredit von rund 200 Millionen Franken gewährt, der mit Aktien der European Invest Holding (EIH) besichert ist, In dieser Holding hält Signa wiederum ihren Anteil am Luxuswarenhausgeschäft. Julius Bär möchte für Selfridges also einen möglichst hohen Kaufpreis erzielen.

Die Bank hat ihre verschiedenen Kredite an Signa zwar vollständig abgeschrieben. Aber dennoch ist eine teilweise Rückzahlung des Kredits natürlich wünschenswert.

Werthaltig ist allerdings ausschliesslich die Beteiligung an Selfridges. Beim Globus-Kauf entfielen vom Kaufpreis von einer Milliarde Franken nur rund 4 Millionen Franken auf das operative Geschäft. Der Rest wurde für die Liegenschaften bezahlt. Die KaDeWe-Gruppe schien zwar bis vor kurzem ebenfalls werthaltig. In der Zwischenzeit ist sie jedoch in die Insolvenz gerutscht.

KaDeWe-Gruppe: kompliziert wegen Insolvenz

Noch im Januar wäre es möglich gewesen, dass Central das Luxuswarenhausgeschäft der Signa Retail in einem einzigen grossen Deal übernimmt. Dazu hätte es eine Einigung gebraucht zwischen Central, Julius Bär und dem saudischen Staatsfonds PIF. Zusätzlich wäre die Zustimmung des Nachlassverwalters der in der Schweiz domizilierten EIH sowie des Zürcher Nachlassgerichts nötig gewesen, weil die Führung der EIH im Dezember Nachlassstundung beantragt hatte, um das Luxuswarenhausgeschäft gegen die Signa-Pleite abzuschirmen.

Weil die KaDeWe-Gruppe jedoch Ende Januar Insolvenz anmelden musste, ist eine neue Partei dazugekommen: Ob und zu welchem Preis das operative Geschäft der deutschen Luxuswarenhäuser verkauft wird, entscheidet nun ein deutscher Insolvenzverwalter. Central hätte diese Insolvenz verhindern können. Aber die Thailänder waren nicht gewillt, weiteres Geld in das Warenhausgeschäft von KaDeWe, Alsterhaus und Oberpollinger einzuschiessen, solange dieses in Form von überhöhten Mieten wieder an die Liegenschaftenbesitzer abfliesst.

Bei der KaDeWe-Gruppe ist Central anders als in der Schweiz und in England nicht Miteigentümerin der Warenhaus-Immobilien. Ein Plan, beim KaDeWe in Berlin die Liegenschaft zu kaufen, endete im Streit mit den Verantwortlichen der Eigentümerin Signa Prime.

Wie es in Deutschland weitergeht, ist somit unklar. Insider sagen, Central habe auch bei der KaDeWe-Gruppe gewisse Hebel in der Hand, um zu verhindern, dass jemand anderes die Warenhauskette kauft. Aber selbst wenn die Thailänder das operative Detailhandelsgeschäft in Deutschland ebenfalls übernehmen sollten, müsste immer noch das Problem mit den überhöhten Mieten gelöst werden.

Falls nichts Unvorhergesehenes geschieht, sollte es laut Insidern nicht mehr lange dauern bis zu einer ersten Einigung. Bis Ende April könnte bekanntgegeben werden, dass die Thailänder zusammen mit dem PIF Selfridges übernehmen. Allenfalls wird gleichzeitig auch die Übernahme des Globus kommuniziert – wobei die Thailänder dort wohl keinen Partner an Bord holen. Die Zukunft der deutschen Luxuskaufhäuser zu klären, dürfte hingegen noch etwas mehr Zeit in Anspruch nehmen.

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