1.Mai: Demonstrationen zum Tag der Arbeit in vielen deutschen Städten gestartet
In vielen deutschen Städten gehen Tausende Menschen am Tag der Arbeit demonstrieren. In Stuttgart griffen Aktivisten Polizisten an.
In vielen deutschen Städten haben die Demonstrationen zum 1. Mai begonnen. Dem Aufruf des Deutschen Gewerkschaftsbundes zu den Maidemos folgen Tausende Menschen in Deutschland. Bei der zentralen Kundgebung in Hannover kritisierte DGB-Chefin Yasmin Fahimi anhaltende Tarifflucht und forderte bessere Bedingungen für Beschäftigte. Lesen Sie hier ein SPIEGEL-Interview mit Fahimi.
Mehr Lohn, faire Bezahlung und geregelte Arbeitszeiten seien das gute Recht der Beschäftigten, sagte sie bei der zentralen Kundgebung des DGB, wo sich nach Angaben des Gewerkschaftsbundes mehr als 10.000 Menschen versammelt hatten. Die Polizei in der niedersächsischen Landeshauptstadt sprach von 2500 Teilnehmerinnen und Teilnehmern.
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Angriffe auf Einsatzkräfte in Stuttgart
Nach Attacken auf Polizeibeamte ist eine Demonstration von linken Aktivisten am Tag der Arbeit in Stuttgart aufgelöst worden. Der Versammlungsort wurde durch die Polizei geräumt, wie diese mitteilte. Zuvor hatte sie erklärt, dass es zu »Angriffen auf unsere Kolleginnen und Kollegen« gekommen sei.
Diese hätten Pfefferspray und Schlagstöcke eingesetzt. Nachdem die Versammlungsleitung nicht auf die Vorschläge zu einem alternativen Verlauf eingegangen sei, werde der Aufzug durch die Versammlungsbehörde aufgelöst. Die Polizei rief die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Demonstration auf, den Versammlungsort in der Innenstadt einzeln oder in Kleingruppen zu verlassen.
In Hamburg sind mehrere Tausend Menschen gemeinsam mit dem DGB auf die Straße gegangenen. Den meisten Zulauf gab es am Vormittag zunächst in Hamburg-Altona. Dort startete eine Kundgebung in Richtung Fischmarkt. Laut DGB folgten rund 7000 Menschen der Demo. Dem Zug hätten sich viele Gruppen wie die »Omas gegen rechts« und das »Hamburger Bündnis gegen rechts« angeschlossen.
Unter den Demonstrierenden war auch Hamburgs Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD), der in der ersten Reihe bei der Kundgebung mitlief. Auf dem Fischmarkt sprach die Bundesvorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), Maike Finnern. Sie forderte bei der Digitalisierung in den Schulen mehr Tempo.
Ins Hamburger Schanzenviertel sind laut Polizei rund 1000 Menschen dem Aufruf von Anarchisten und Linksautonomen zu einer 1.-Mai-Demonstration gefolgt. Unter dem Motto »Solidarisch. Selbstbestimmt. Herrschaftsfrei« zogen sie am frühen Nachmittag los. Zwischenfälle gab es zunächst keine.
Anders als in den Vorjahren waren viele Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Demo bunt gekleidet. Ein schwarzer Block – der wegen verbotener Vermummung im vergangenen Jahr dafür gesorgt hatte, dass die Demonstranten gar nicht erst loslaufen konnten – war diesmal nicht auszumachen. Die Demo im Schanzenviertel war die erste von drei, die linksextreme Gruppen für den 1. Mai in Hamburg angemeldet hatten.
Auch in Thüringen haben die Demonstrationen und Kundgebungen zum Tag der Arbeit begonnen. In der Landeshauptstadt Erfurt liefen am Mittwochmorgen Hunderte Menschen durch die Innenstadt. Am frühen Nachmittag soll es eine Podiumsdiskussion mit mehreren Thüringer Spitzenkandidaten für die Landtagswahl am 1. September geben. Nach Angaben der Polizei wurden rund 2000 Teilnehmer angemeldet.
Zum Tag der Arbeit fordern Gewerkschaftsführer von Regierung und Arbeitgebern eine verlässliche Sozialpolitik. Sozial- und Infrastrukturpolitik dürften nicht länger gegeneinander ausgespielt werden, verlangte der Vorsitzende der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi, Frank Werneke. Deswegen müsse auch die Schuldenbremse endlich ausgesetzt oder mindestens grundlegend reformiert werden. Er sprach sich für mehr soziale Gerechtigkeit, einen Ausbau der öffentlichen Daseinsvorsorge und Investitionen für eine zukunftsgerechte Klimapolitik aus.