Anti-AfD-Demos: Zehntausende demonstrieren in Berlin – Kundgebung in München abgebrochen

Die Beteiligung der Münchner an der Demonstration gegen die AfD ist so gewaltig, dass ein Sicherheitsrisiko besteht. Die Kundgebung muss abgebrochen werden. Auch in Berlin protestieren Zehntausende gegen rechts.

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Anti-AfD-Demos: Zehntausende demonstrieren in Berlin – Kundgebung in München abgebrochen

Nach Angaben der Veranstalter haben sich offenbar etliche Zehntausend Menschen am Sonntag an der Großdemonstration gegen Rechtsextremismus in München beteiligt. »Wir gehen auf die 200.000 zu«, wurde gegen 14.30 Uhr über Lautsprecher vor Ort mitgeteilt. Kurz darauf wurde die Kundgebung aus Sicherheitsgründen abgebrochen, da der Veranstaltungsbereich in der Innenstadt völlig überfüllt war.

Der Andrang sei so groß gewesen, dass viele U- und S-Bahnen völlig überfüllt gewesen seien, berichtet Tobias Lill für den SPIEGEL aus München. Auch fast eine Stunde nach Abbruch der Kundgebung sei das Zentrum Münchens überlaufen: »Die Leute weichen massenhaft in den Englischen Garten aus.«

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Der Menschenandrang zwischen Odeonsplatz und Münchner Freiheit war so groß, dass die Menschen auch noch 45 Minuten nach Abbruch nur im Schritttempo in die Seitenstraßen der Leopold- und Ludwigsstraße ausweichen konnten.

»Große Mehrheit sieht in der Vielfalt die Stärke unseres Landes«

Die Polizei sprach von lediglich 80.000 Teilnehmern. Luc Ouali, Demo-Mitveranstalter und Sprecher von Fridays for Future, bezifferte die Teilnehmerzahl auf 250.000. »Das ist Wahnsinn. Wir sind überwältigt«, sagte er kurz nach Abbruch der Kundgebung dem SPIEGEL. Dennoch habe man sich als Veranstalter dazu entschieden, die Demo aus Sicherheitsgründen abzubrechen.

Unter den Demonstrierenden waren sehr viele Familien. Auch zahlreiche Politiker waren gekommen. Die Demo habe gezeigt, dass »unsere Demokratie lebendig, stark und wehrhaft ist gegen ihre Feinde von innen und außen«, sagt Bayerns Landtagsvizepräsident Ludwig Hartmann (Grüne) dem SPIEGEL und fügt hinzu: »Die ganz große Mehrheit sieht in der Vielfalt die Stärke unseres Landes.«

Zehntausende protestieren vor dem Bundestag

Auch in Berlin war der Zulauf zu der Demonstration gegen rechts groß: Mindestens 60.000 Menschen beteiligten sich hier laut Polizeiangaben an dem Protest. Weil die Situation dynamisch sei, könnten es auch 100.000 Menschen sein, sagte ein Sprecher.

Wegen des großen Andrangs hatte die Polizei die Versammlungsfläche vor dem Bundestag bereits kurz nach Beginn der Veranstaltung erweitert. Demonstranten können demnach auch die Straße des 17. Juni vom Brandenburger Tor bis zur Siegessäule nutzen.

Bereits zu Beginn der Protestveranstaltung um 16 Uhr hatten sich Tausende Menschen auf dem Platz vor dem Bundestag versammelt. Geplant war ein Demonstrationszug durch das Regierungsviertel. Von den Organisatoren waren zunächst keine neuen Zahlen zu erhalten.

Proteste auch in NRW

In Köln gingen ebenfalls Zehntausende für die Demokratie auf die Straße. Laut einem Polizeisprecher kamen insgesamt »sicherlich mehrere Zehntausend Menschen« zusammen. Die Veranstalter sprachen in der Spitze von 70.000 Teilnehmern – die Schätzung bezeichnete der Polizeisprecher am Nachmittag als »nicht unrealistisch«. Demnach verlief die Veranstaltung störungsfrei.

Die Kölner Oberbürgermeisterin Henriette Reker (parteilos) appellierte an die Demo-Teilnehmer, in den Dialog zu treten gegen Hass und Menschenfeindlichkeit. »Wir sind die, die Demokratie verteidigen. Sprechen Sie mit denen, die die Demokratie angreifen.« Auch in vielen anderen Städten in Nordrhein-Westfalen waren am Sonntag weitere Demos geplant.

Hunderttausende für mehr Zusammenhalt und Toleranz

Am Freitag war bereits eine Demonstration gegen rechts und die AfD in Hamburg wegen des großen Menschenandrangs abgebrochen worden. Bundesweit hatten am Wochenende laut Polizei Hunderttausende ein Zeichen für Zusammenhalt und Toleranz in der Gesellschaft gesetzt. Auslöser der Protestwelle war ein Bericht des Recherchezentrums Correctiv über ein Treffen von Rechtsextremisten in Potsdam am 25. November 2023, an dem AfD-Politiker sowie einzelne Mitglieder der CDU und der sehr konservativen »Werteunion« teilgenommen hatten.

»Remigriert euch ins Knie«

Dabei hat der frühere Kopf der rechtsextremen sogenannten »Identitären Bewegung« in Österreich, Martin Sellner, nach eigenen Angaben über »Remigration« gesprochen. Damit meinen Rechtsextreme in der Regel, dass eine große Zahl Menschen ausländischer Herkunft – auch mit deutscher Staatsbürgerschaft – das Land verlassen soll; auch unter Zwang. Die AfD spricht sich für solche Planspiele bereits seit Langem aus. Bundesweit große Empörung lösten sie nun aber vor allen Dingen nach Bekanntwerden des Geheimtreffens in Potsdam aus.

Viele Demonstranten in München wandten sich auf Plakaten gegen rechtsextremes Gedankengut: »Remigriert euch ins Knie«, »Lasst uns aus der Geschichte lernen, statt sie zu wiederholen«, »Keine Toleranz für Intoleranz«, »AfD – Ein Albtraum für Deutschland« und »Braune Flaschen gehören in den Altglascontainer nicht in den Bundestag« war dort unter anderem zu lesen.

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