Ein neuer Boom mit heiklem Schatten

Bei den Australian Open sorgt eine neue chinesische Tennis-Generation um Qinwen Zheng für Schlagzeilen. Ein unangenehmes Thema gerät derweil zunehmend in Vergessenheit.

ein neuer boom mit heiklem schatten

Ein neuer Boom mit heiklem Schatten

Die Interviews bei den Australian Open, die auf den großen Plätzen geführt werden, sind für gewöhnlich nette kleine Plaudereien mit dem Sieger oder der Siegerin des vorangegangenen Matches.

Legenden wie Jim Courier oder John McEnroe führen wie Conferenciers durch diese zwei, drei Minuten und entlocken den Größen des Sports einige, auch private Details. Seit diesem Jahr hat sich auch Andrea Petkovic dazugesellt. Die weltgewandte ehemalige Weltranglisten-Neunte macht ihren Job, als habe sie in den vergangenen 10 Jahren nichts anderes gemacht.

Australian Open: Qinwen Zheng sorgt für Furore

Am Samstag stand ihr Qinwen Zheng gegenüber. Die hatte soeben in einem hoch spannenden Match gegen ihre Landsfrau Yafan Wang das Achtelfinale erreicht. Petkovic kam dabei schnell auf das Idol Zhengs zu sprechen: Li Na.

Vor 10 Jahren gewann das frühere Tennis-Aushängeschild des Reichs der Mitte das Turnier in Melbourne, gab hinterher eine bis heute legendäre Siegerinnenansprache und eroberte die Herzen im Sturm. Petkovic fragte, ob Zheng denn 2014, als damals 11-Jährige, das Finale gesehen habe. Die fing an zu strahlen, erklärte begeistert: „Natürlich! Ich saß vor dem Fernseher und habe es gesehen. Danach habe ich es mir noch mindestens 10 Mal angeschaut.“

Zheng hatte Li Na noch nie getroffen. Das änderte sich, wie Zheng später in der Pressekonferenz berichtete. „Sie kam zu mir, wir haben ein paar Worte gewechselt. Sie ist noch viel schöner als im Fernsehen.“

Zheng tritt nun in die Fußstapfen des großen Idols: Sie ist die Vorreiterin einer neuen Generation chinesischer Tennisprofis, die Ambitionen nach ganz oben haben.

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Auch bei den Männern strebt ein Top-Talent nach oben

Mit einem klaren 6:0, 6:3 ist Zheng am Montag ins Viertelfinale von Melbourne eingezogen, zum zweiten Mal in Folge nach den US Open, wo erst gegen Finalistin Aryna Sabalenka Schluss war.

Zheng bestätigt damit mehr und mehr den starken Eindruck, den sie schon bei ihrem ersten größeren Coup 2022 hinterlassen hatte: Im Achtelfinale der French Open unterlag sie nur knapp in drei Sätzen Iga Swiatek. Danach sorgte sie auch abseits des Courts für Aufhorchen: Mit erfrischender Offenheit sprach sie über Menstruationsschmerzen während des Matches.

Nicht nur bei den Frauen greift ein junges Talent aus China oben an: Juncheng, Jerry genannt, Shang. Bei der International Management Group (IMG) unter Vertrag, wird er schon seit einigen Jahren als kommender Star aufgebaut.

In Melbourne machte der Körper des noch 18-jährigen noch nicht mit. In seinem Drittrundenmatch gegen Alexander Zverevs nächsten Gegner Carlos Alcaraz musste er nach etwas mehr als zwei Sätzen aufgeben.

Ein Thema scheint in Melbourne, wenn man über das chinesische Tennis spricht, allerdings vergessen zu sein. Peng Shuai.

Heikles Thema Peng Shuai weitgehend vergessen

Zur Erinnerung: Die Wimbledon-Siegerin von 2013 hatte 2021 in einem kurze Zeit später gelöschten Posting auf dem sozialen Medium Weibo einen ehemaligen Vize-Premierminister Chinas der sexuellen Belästigung angeklagt.

Danach galt sie für längere Zeit als verschwunden, der Weltverband WTA hatte keinen Kontakt zu ihr. Ein Gespräch mit ihr und IOC-Präsidenten Thomas Bach geriet zu einer peinlichen Show, um während der Olympischen Winterspiele 2022 die sportdiplomatischen Wogen zu glätten.

Steve Simon, der Boss der WTA, hatte danach öffentlichkeitswirksam verkündet, dass keine Turniere in China gespielt werden, solange man nicht um das Wohlergehen von Peng Shuai wisse und Kontakt zu ihr bekomme. Dass 2022 eh keine Sportveranstaltungen in China abgehalten wurden, war sicher hilfreich, um diese Position zu beziehen.

Die änderte sich jedoch im vergangenen Jahr. Im April 2023 verkündete die WTA, dass sie ab September wieder in China spielen würden.

China hat den Konflikt ausgesessen

Kleinlaut musste Simon zugeben, dass man keine Fortschritte erzielt habe: „Nach 16 Monaten Turnierboykott und großer Mühe, unsere Forderungen durchzusetzen, hat sich die Situation nicht geändert. Wir haben festgestellt, dass wir diese Ziele nie erreichen und wir sehen, dass unsere Spielerinnen und Turniere am Ende einen außerordentlichen Preis für diese Opfer zahlen werden. Aus diesem Grund beendet die WTA ihren Boykott in China.“

2022 hatten noch Zuschauerinnen und Zuschauer in T-Shirts mit dem Aufdruck „Where Is Peng Shuai“ für Aufsehen im Melbourne Park gesorgt. 2024 ist davon nichts mehr zu sehen – und auch ein anderes politisch heikles Thema ist außen vor: Auf den Tribünen des Turniers sind die Flaggen Taiwans verboten, des von Kriegsgefahr bedrohten Landes, das die autoritäre Führung Chinas für sich beansprucht.

Das mächtige Weltreich hat den Konflikt mit den Protagonisten der Tennis-Welt erfolgreich ausgesessen. Die Schlagzeilen gehören den sportliche Erfolgen einer neuen Generation junger Talente.

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