Türkei: Sein Name sei Akın

türkei: sein name sei akın

Türkei: Sein Name sei Akın

Mit welchen Tricks Präsident Erdoğans Partei AKP versucht, die Kommunalwahlen in der Türkei zu gewinnen.

Sein Name sei Akın

Im westtürkischen Balıkesir erfuhren kürzlich die Angestellten eines Restaurants von einer wundersamen Wendung im Leben eines ihrer Kollegen. Ahmet Akın, der Nachtkellner, war länger nicht zum Dienst erschienen, ans Telefon ging er auch nicht, was offenbar niemanden weiter störte. So schreibt es ein Reporter der Nachrichtenseite Serbestiyet, der sich auf die Suche nach Akın begeben hatte. Akın nämlich ist zwar immer noch nicht zu erreichen, sein Name aber findet sich auf der Liste für die anstehenden Kommunalwahlen.

Am 31. März wählt die Türkei neue Bürgermeisterinnen und neue Stadträte, und Ahmet Akın, so scheint es, möchte Rathauschef von Balıkesir werden. Einer, der mit den Kollegen nie über Politik sprach. Mit der Öffentlichkeit auch nicht, noch ist kein Auftritt angekündigt. Geäußert hat sich zu der Sache nur der örtliche Kandidat der CHP, also der Opposition. Der hat eine Chance, die Stadt ist, was man in den USA einen battleground nennt, beim letzten Mal gewann der Kandidat von Präsident Erdoğans AKP nur knapp. Wobei damals sich, na ja, die Namen der Kandidaten auf dem Stimmzettel jedenfalls unterschieden.

Der Oppositionskandidat nun klingt wie einer, der dachte, er kenne alle Tricks. “So etwas könnte sich nicht einmal der Teufel ausdenken”, sagt Ahmet Akın. “Aus Angst haben sie einen Unabhängigen nominiert, der ebenfalls Ahmet Akın heißt.” Sie, das ist in dem Fall die AKP. Ein Manöver, um die Anhänger der Opposition zu verwirren. Akın, nicht der Nachtkellner, will erfahren haben, dass Erdoğans Partei gar mit künstlicher Intelligenz arbeiten wolle: Anrufe bei Wählern mit einer KI-Stimme, die Akın verkünden lässt, er sei aus der CHP ausgetreten. Ob das stimmt? Es erinnert an die Videos, die Erdoğans Team vor der Präsidentschaftswahl verbreitete. Darin legten sie seinem Gegner falsche Zitate in den Mund.

In der Türkei hat das Spiel mit Namen eine gewisse Tradition, etwa bei der kurdischen Bewegung. Deren Parteien suchen immer wieder neue Namen, weil sie öfter verboten werden. Anstelle der HDP, gegen die ein Verfahren läuft, gründete sich im Herbst die HEDEP. Das war dem Verfassungsgericht einer lange verbotenen Kurdenpartei zu ähnlich: der HADEP. Seit Dezember gibt es die DEM-Partei, Dem wie Demokratie. Jener Regierungsform, die auf den türkischen Straßen derzeit wieder sehr lebendig wirkt. Parteistände, Lautsprecherwägen, Kundgebungen. Klar, dass da einer nicht fehlen darf.

Während in Balıkesir jemand kandidiert, der nicht gewinnen will, hat man in Istanbul den Eindruck, es sei einer Kandidat, der gar nicht auf dem Stimmzettel steht. Auf fast allen Plakaten ist Recep Tayyip Erdoğan präsent, seit Wochen ist er im Wahlkampfmodus. Mit Ekrem İmamoğlu kämpft in der Metropole ein Oppositioneller um die Wiederwahl, der Erdoğans Partei 2019 das Rathaus nahm.

Der Präsident will ihn unbedingt besiegen, in den Umfragen sieht es nach einem knappen Rennen aus. Möglicherweise sollte die Opposition überlegen, ob sie nicht mal einem jungen Mann vom Schwarzen Meer einen Besuch abstattet. Vielleicht ließe der sich zu einer Kandidatur überreden. Dem Staatsfernsehen TRT erzählte der Student stolz von seinem Namen. Er heißt Recep Tayyip Erdoğan.

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