Xabi Alonso lobt Xhaka in den Himmel: «Granit ist ein echter Krieger – er hat sein grosses Herz gezeigt»

Granit Xhaka geht als grosser Gewinner aus dem Gipfeltreffen zwischen Bayer Leverkusen und Bayern München hervor. Trainer Xavi Alonso verneigt sich nach dem 3:0 im Spitzenkampf vor seinem Anführer.

«Granit ist ein echter Krieger – er hat sein grosses Herz gezeigt»

Es war eine Machtdemonstration von Leverkusen – und eine Demütigung für den Rekordmeister aus München. Nach dem Schlusspfiff in der Bayarena sucht und findet der Architekt des Erfolgs seinen Bauführer: Xabi Alonso (42) nimmt Granit Xhaka (31) in den Arm und bedankt sich. «Granit ist ein Kämpfer. Er hat heute sein grosses Herz gezeigt», sagt Alonso mit einer Mischung aus Stolz und Erleichterung.

Was steckt hinter dieser Liebeserklärung? Es ist eine Szene in der ersten Halbzeit, die beinahe das ganze Spiel auf den Kopf gestellt hätte. Leverkusen führt bereits mit 1:0, als es zu einem Schreckmoment kommt. In der 34. Minute geht die Nummer 34 zu Boden. Granit Xhaka hält sich mit schmerzverzerrtem Gesicht den linken Oberschenkel. Alarm bei Alonso: «Ich war ein bisschen besorgt.»

Frecher Spruch statt Mitleid

Nach kurzer Pflege humpelt Xhaka über den Platz. Erst als er an der Seitenlinie ankommt, scheint der Schmerz nachzulassen. Er beisst auf die Zähne und spielt bis zum Ende durch – es folgen zwei weitere Tore unter seiner Führung. «Er wollte unbedingt auf dem Platz bleiben und er hat weitergekämpft», sagt Alonso und verneigt sich vor seinem Anführer: «Er hat sehr diszipliniert und konzentriert weitergespielt – Granit ist ein echter Krieger!»

Eindruck machte die Tapferkeit auch Jonathan Tah (28). Der Bayer-Abwehrchef machte während der heiklen Szene mit Xhaka allerdings einen flapsigen Spruch, statt sich um das Herz der Mannschaft zu kümmern: «Ich habe ihm gesagt, dass er da nicht rumliegen, sondern aufstehen soll.» Sorge machte er sich keine. «Ich kenne Granit. Das tut dann mal weh, aber er steht dann auch wieder auf.»

Trotz der Pein im Bein spult Xhaka gegen die Bayern 12,25 Kilometer ab – ein Spitzenwert und bezeichnend für seine Vorbildfunktion. Alonso nennt das Leadership und sagt: «Die Mannschaft profitiert enorm von seiner Mentalität. Er ist ein Aggressivleader, der immer an seine Grenzen geht.» Bei fast allen statistischen Messungen strahlt der 31-jährige Basler mit seinen Rekordmarken über die Bundesliga hinaus.

Zuverlässig, fleissig und gefährlich

Mit 115 Ballkontakten pro Spiel – bei einer Passquote von 92 Prozent – ist Xhaka nicht nur der fleissigste, sondern auch einer der zuverlässigsten Spieler von ganz Europa. Als defensiver Mittelfeldspieler ist er in Leverkusen nicht nur der Stratege im Zentrum, sondern auch der Initiator bei gefährlichen Angriffen. Bei insgesamt neun Toren hat er diese Saison den vorletzten Pass gespielt.

Gelegentlich taucht er auch gerne am gegnerischen Strafraum auf – so wie gegen die Bayern am Samstag. «Granit war auch heute wieder ein überragender Spieler», sagt Tah und erklärt Xhakas Wert abseits der Zahlen. «Er gibt uns immer sehr viel Stabilität – mit oder ohne Ball. Er kommuniziert sehr viel mit der Mannschaft. Einer, der vorangeht. Das tut uns sehr gut.»

Fragen über den medizinischen Zustand

Und was sagt Xhaka selbst? Nichts. Nach dem Triumph verschwindet er gleich in der Kabine und taucht auch später nicht mehr vor den Mikrofonen auf. Es bleiben viele Fragen: Wie geht es dem Oberschenkel? Muss sich Xhaka vom Teamarzt behandeln lassen? Xabi Alonso springt später in die Bresche, hält sich aber bedeckt: «Wir werden sehen», sagt er nur. Auch er kann über den medizinischen Zustand keine Auskunft geben.