Deutscher Fußball formiert sich klar gegen rechts

deutscher fußball formiert sich klar gegen rechts

Uli Hoeneß schoss bei der Trauerfeier für Franz Beckenbauer gegen die AfD.

Der deutsche Fußball rief in den vergangenen Tagen auf, die bundesweiten Demonstrationen gegen Rechtsextremismus und die AfD zu unterstützen. Den Anfang hatte Freiburgs Trainer Christian Streich gemacht.

Streich, der in der Vergangenheit schon häufig gesellschaftspolitische Probleme in seinen Pressekonferenzen behandelt hat, betonte: „Wer jetzt nicht aufsteht, der hat nichts verstanden und nichts aus unserer Geschichte gelernt. Es ist fünf vor zwölf.“ Der Coach der österreichischen Fußball-Teamspieler Michael Gregoritsch, Philipp Lienhart und Junior Adamu war selbst auf der Straße und hat in Freiburg mit Tausenden anderen demonstriert.

„Aufstehen, ganz klare Kante“

Der 58-Jährige hielt fest: „Fußballfans sind Bürger, Fußballtrainer sind Bürger, Wirtschaftsbosse sind Bürger. Jeder in diesem Land ist aufgerufen, aufzustehen und sich ganz klar zu positionieren. Aufstehen, ganz klare Kante, nichts anderes. Es kann keiner mehr sitzen bleiben. Jeder ist selbst verantwortlich.“ Explizit warnte Streich vor der AfD (Alternative für Deutschland): „Es kann mir keiner kommen und sich als Protestwähler bezeichnen. Es soll mir keiner rumjammern, wenn er hinterher von einer rechtsnationalen Partei autokratisch regiert wird.“

Hoeneß schoss gegen die AfD

Uli Hoeneß erinnerte bei der Trauerfeier für Franz Beckenbauer an dessen Bemühungen rund um die Fußball-WM 2006: „Franz hat dazu beigetragen, dass viele ausländische Mitbürger einen anderen Blick auf unser Land bekommen haben.“ Hoeneß fügte hinzu: „Wie offen, wie freundlich unser Land sein kann, hat die WM 2006 eindrucksvoll bewiesen.“ Hunderttausende seien 2006 mit der schwarz-rot-goldenen Fahne durch die Straßen gefahren, „weil sie stolz waren auf unser Land“. Man müse wieder dahinkommen, „dass alle stolz sind“, forderte Hoeneß. „Aber ich möchte deutlich betonen, dass ich bei diesem Prozess die AfD nicht dabeihaben möchte.“

„Da stehen wir 1000 Prozent dagegen auf“

Bayern Münchens Trainer Thomas Tuchel betonte: „Zum Thema Rechtsextremismus muss man ganz klar sagen, können nicht genug aufstehen. Da stehen wir 1000 Prozent dagegen auf, da gibt es keinen Zweifel, gegen jede Art von Extremismus. Und da kann es dann auch keine Stimme zu viel geben.“ In Leipzig unterstrich Trainer Marco Rose: „Ich glaube, dass es ganz wichtig ist, dass man gegen Dummheit und Rechtsextremismus in jeder Form aufsteht. Ich finde es gut, dass die Leute das auch machen, dass sie klar Flagge zeigen und auf die Straße gehen.“

Der Deutsche Fußball-Bund ist alarmiert

Auch der Deutsche Fußball-Bund (DFB) solidarisierte sich mit den vielen Demonstrierenden gegen Rechtsextremismus und Ideen einer Massendeportation. „Fantasien über Remigration im Sinne einer Zwangsausweisung deutscher Staatsbürgerinnen und Staatsbürger alarmieren uns“, sagte Celia Sasic, DFB-Vizepräsidentin für Gleichstellung und Diversität. „Dieser Tage versammeln sich im ganzen Land zehntausende Menschen, die sich laut gegen die gegenwärtigen Entwicklungen stellen„, betonte Sasic, und sie erklärte: „Mit dieser Haltung solidarisieren wir uns als DFB. Denn es ist unsere Haltung.“

Neonazi Sellner erklärte Konzept

Hintergrund der aktuellen Diskussionen um Demokratie und Rechtsextremismus ist ein vom Medienhaus Correctiv publik gemachtes Treffen von Rechtsradikalen mit Mitgliedern der AfD in einer Potsdamer Villa. Es ging dabei vor allem um einen Plan zu einer „Remigration“ nach dem Millionen Menschen mit Migrationsgeschichte aus Deutschland vertrieben werden sollen. Laut Correctiv erklärte der österreichische Neonazi Martin Sellner in Potsdam das Konzept so. Es gebe drei Zielgruppen, um die Ansiedlung von Ausländern rückabzuwickeln: Asylbewerber, Ausländer mit Bleiberecht und nicht assimilierte Staatsbürger. Letztere seien aus seiner Sicht das größte „Problem“. Anders gesagt: Sellner spaltet das Volk auf in diejenigen, die unbehelligt in Deutschland leben sollen und diejenigen, für die dieses Grundrecht nicht gelten soll.

Die Gedankenspiele des Treffens in Potsdam laufen auf eines hinaus: Menschen sollen aus Deutschland verdrängt werden, wenn sie die vermeintlich falsche Hautfarbe oder Herkunft haben – und aus Sicht von Menschen wie Sellner nicht ausreichend „assimiliert“ sind. Auch wenn sie deutsche Staatsbürger sind. Es ist gegen die Existenz von Menschen in Deutschland gerichtet. Das wäre ein Angriff auf das Grundgesetz, auf das Staatsbürgerrecht und den Gleichheitsgrundsatz. Inhaltlich gab es laut Correctiv in der Runde keine grundsätzliche Kritik an der Idee des „Masterplans“, es kamen viele unterstützende Nachfragen. Zweifel gab es nur an der Umsetzbarkeit.

Silke Schröder zum Beispiel, Immobilienunternehmerin und Mitglied im Vorstand des CDU-nahen Vereins Deutsche Sprache, fragte sich, wie das praktisch gehen soll. Denn sobald ein Mensch einen „entsprechenden“ Pass habe, sei dies ja „ein Ding der Unmöglichkeit“. Für Sellner ist das kein Hindernis. Er antwortete: Man müsse einen „hohen Anpassungsdruck“ auf die Menschen ausüben, zum Beispiel über „maßgeschneiderte Gesetze“. Remigration sei nicht auf die Schnelle zu machen, es handele sich um „ein Jahrzehnteprojekt“. Auch die anwesenden AfD-Mitglieder, die von Roland Hartwig (rechte Hand der Parteichefin Alice Weidel) angeführt wurden, hatten laut Correctiv keine Einwände, im Gegenteil. Die AfD-Bundestagsabgeordnete Gerrit Huy betonte, dass sie das skizzierte Ziel schon länger verfolge.

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