Warnung aus Estland - Hat die NATO Russland unterschätzt?

warnung aus estland - hat die nato russland unterschätzt?

Martin Herem, Befehlshaber der estnischen Verteidigungsstreitkräfte bei einer Zeremonie am 27. August 2020 AFP via Getty Images / RAIGO PAJULA / Kontributor

Ein estnischer General erklärt, die NATO habe die russische Kriegsmaschinerie bisher unterschätzt und erkenne erst jetzt deren wahre Stärke.

Laut Martin Herem, Kommandeur der estnischen Verteidigungsstreitkräfte, habe die NATO Russlands Fähigkeit, den Krieg in der Ukraine aufrechtzuerhalten, bisher unterschätzt. „The Kiyv Independent“ zitiert den estnischen General in der Einschätzung, dass die russische Produktion von Artilleriegranaten die der europäischen Staaten bei weitem übertreffe.

Europa hinkt Versprechungen hinterher

Erst vor Kurzem hatte der ukrainische Verteidigungsminister Rustem Umerov bereits erklärt, dass Russland Kiews Truppen in täglichen Artillerieangriffen „bei weitem übertrifft“ und teilweise Russland sogar fünf bis zehn Mal mehr Granaten abfeuere.

Die EU wiederum hatte 2023 versprochen, bis März diesen Jahres eine Millionen Artilleriegranaten an die Ukraine zu liefern. Im November 2023 jedoch gab der ukrainische Außenminister Dmytro Kuleba bekannt, dass die Lieferungen im Verzug sind. Thierry Breton, EU-Kommissar für den europäischen Binnenmarkt, kündigte vor wenigen Tagen an, dass die EU die Produktion bis Ende 2024 „erheblich“ erhöhen werde.

Fehleinschätzung zwingt NATO zu Neubewertung

Die NATO-Prognosen, dass die russischen Streitkräfte an die Grenzen ihrer Ressourcen stoßen würden, hätten sich nicht bewahrheitet, erklärte Martin Herem jetzt. Man habe die materiellen und persollen Ressourcen, die Russland noch immer zur Verfügung stehen, schlichtweg unterschätzt. Mit den nun gewonnenen Erkenntnisse über Russlands militärische Kapazität aber sei es bereits zu NATO-internen einer Neubewertung der Lage gekommen, zitiert The Kyiv Independent Bloomberg.

Diese Neubewertung steht außerdem vor dem Hintergrund von Berichten aus der Ukraine, auf die sich das Online-Medium beruft. Laut diesen Berichten erhalte Russland nämlich neue Munitionsbestände aus dem Ausland und gerade Nordkorea sei zu seinem größtem Waffenlieferanten geworden.

NATO rüstet sich

Die NATO hat unterdessen laut Kiyv Independent am 23. Januar Verträge für den Kauf von rund 220.000 155mm Granaten im Namen von Verbündeten abgeschlossen, die die Granaten entweder an die Ukraine weitergeben oder zur Wiederauffüllung ihrer eigenen Waffenlager verwenden werden.

Martin Herem sagte abschließend im Gespräch mit Bloomberg, dass Russland, wenn irgendwann der Krieg in der Ukraine vorbei und seine Ressourcen nicht mehr dort gebunden sein sollten, durchaus in die eine Position gelangen könnte, „kleinere Aggressionen“ gegen einen NATO-Staat auszuüben.

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