Tah erklärt: Wie Tuchels Matchplan Bayer überraschte und stärkte

Das Gipfeltreffen war auch ein Duell der Trainer. Sowohl Xabi Alonso als auch Thomas Tuchel hatten sich einen überraschenden Matchplan zurechtgelegt. Doch am Ende gingen nur die Maßnahmen des Leverkusener Trainers auf, während die Tuchels Bayer taktisch wie mental in die Karten spielten.

tah erklärt: wie tuchels matchplan bayer überraschte und stärkte

Bayers Abwehrchef Jonathan Tah sah im Matchplan Tuchels einen positiven Effekt

Münchens Systemumstellung spielt Werkself taktisch und auch mental in die Karten

Es war wie bei den Gedankenspielen vor Elfmeterschießen. Der Torwart weiß, dass ich meistens nach rechts schieße, also wähle ich als Schütze die linke Ecke. Weil der Torwart aber denkt, dass ich so denke, schieße ich doch wieder nach rechts. Und so weiter. Und so weiter.

Auch Thomas Tuchel und Xabi Alonso hatten sich vor dem Liga-Gipfel in der Bay-Arena einen Matchplan zurechtgelegt, mit dem sie den Gegner überraschen wollten und hatten sich dabei gegenseitig überholt, den beide hatten ihren Gegner eben auch nicht so erwartet, wie er spielte.

So hatte Tuchel erstmals in dieser Saison ein 3-4-3 gewählt, weil er Bayer 04 hoch pressen und zumindest im vorderen Bereich Mann-gegen-Mann anlaufen wollte. Letzteres ein naheliegender Ansatz, nachdem der VfB Stuttgart dies im Pokal-Viertfinale am Dienstag nur vom Ergebnis her (2:3) erfolglos vorgemacht hatte.

Xabi Alonso änderte  sein offensives System ab

Dafür hatte der Bayern-Trainer für einen dritten Innenverteidiger mit Thomas Müller die Seele der Bayern-Spiels und eine Offensivkraft geopfert. Und mit Rechtsverteidiger Sacha Boey die linke Defensivseite besetzt, um dort den pfeilschnellen Jeremie Frimpong, Schienenspieler im Leverkusener 3-4-3, abzufangen

Der Haken daran: Frimpong spielte gar nicht und Leverkusens Trainer Xabi Alonso ließ seine Mannschaft nicht im 3-4-3, sondern offensiv in einem asymmetrischen 4-2-3-1 auflaufen. Die Maßnahme mit Boey auf der linken Schiene lief also ins Leere: Offensiv blieb die linke Seite ohne Raphael Guerreiro wirkungslos und defensiv patzte der Franzose beim 0:1 entscheidend.

Dabei hätte gerade in dieser Situation die Fünferkette, die die Bayern gegen den Ball formierten, greifen müssen, als Josip Stanisic nach einer kurz ausgeführten Ecke die Hereingabe von Robert Andrich am langen Pfosten unbedrängt einschoss. “Vor allem das erste Tor kannst du nicht kassieren, wenn du mit einer Fünferkette spielst. Mit einer Viererkette gegen eine Fünferkette kann das vielleicht passieren, dass du am zweiten Pfosten unterbesetzt bist. Das hatte nicht mit Taktik zu tun, sondern da hätte die Fünferkette uns in die Karten spielen müssen”, analysierte Tuchel nüchtern.

Tah: “Es war ein schönes Gefühl, als wir das in der Kabine gesehen haben”

Doch sonst spielte dessen Ansatz Bayer komplett in die Karten. Hatte Xabi Alonso doch sowohl auf Patrik Schick und damit auf einen echten Mittelstürmer sowie auf Kombinationsspieler Jonas Hofmann im Dreierangriff verzichtet und dafür mit Amine Adli und Nathan Tella auf Topspeed und Konterstärke gesetzt – ein Plan, der vor und auch nach der Pause voll aufging, als Leverkusens Konter für Chancen und Tore sorgten.

Doch nicht nur taktisch profitierte Bayer von dem Ansatz der Münchner, die personell eine sehr auf defensive Stabilität ausgerichtete Startelf auf dem Spielberichtsbogen präsentierten. Eine Botschaft, die in der Bayer-Kabine einen überaus positiven Effekt hatte, wie Leverkusens Abwehrchef Jonathan Tah erklärte: “Es war ein schönes Gefühl, als wir das in der Kabine gesehen haben. Da haben wir nochmal gespürt, wieviel Respekt sie vor uns haben. Das hat uns jedenfalls für den Moment Mut gegeben, mit Selbstvertrauen ins Spiel zu gehen und zu sagen: ‘Okay, die wissen, was auf sie zu kommt und wir wollen denen auf jeden Fall die Stirn bieten.'”

Die Bayern hatten sich also völlig untypisch zum eigenen Selbstverständnis nach dem Gegner ausgerichtet. Nach außen ein Zeichen der Schwäche. Gerade auf der mentalen Ebene, die vor der Partie als der mögliche große Trumpf des Rekordmeisters angesehen wurde, weil dieser mit der Drucksituation solcher Topspiele vertraut ist und bislang die Fähigkeit besaß, sich in solchen Partien hochzufahren, verloren die Münchner also schon vor dem Anpfiff entscheidend an Boden. Von wegen Mia-san-mia.

Und auch wenn Bayer aufgrund der Münchner Formation das eigene Spiel natürlich anpassen musste (“Dass die Bayern Dreierkette gespielt haben, war für uns erstmal wieder eine Umstellung”, so Tah), schlugen Granit Xhaka und Co. doch Profit aus Xabi Alonsos Matchplan – nämlich dann, als die Bayern nach einer Stunde und dem Leverkusener 2:0 auf volle Offensive und ihr gewohntes 4-3-3 in Ballbesitz umstellten.

“Im Endeffekt hatten wir uns ja gerade auf das, was sie am Ende gemacht haben, vorbereitet. Deshalb wussten wir auch, als sie es wieder offensiv gestaltet haben, was wir machen mussten”, stellt Tah, der in der Münchner Druckphase der Herr über den Luftraum im Leverkusener Strafraum war, nachher mit einem zufriedenen Lächeln fest.

Denn selbst als die Münchner mit Kane, Choupo-Moting, Sané, Tel und Müller fünf Stürmer auf dem Platz hatte, erstickte die Bayer-Defensive jegliches Münchner Angriffsfeuer, das nicht einmal ein leichtes Flackern erreichte. Weil Bayer jetzt wie geplant verteidigen konnte. Und dies voller Leidenschaft und Energie tat.

“Wir waren trotzdem nie passiv, auch wenn wir ihnen mehr den Ball überlassen haben. Wir waren immer aktiv, an den Männern dran, sind immer gut rausgeschoben”, urteilte Tah, “deswegen haben wir es so gut verteidigt.” Weil der Plan, dessen Ausführung und die gegnerischen Maßnahmen – ganz anders als beim FC Bayern – ideal zusammenpassten.

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